polar #22: Zukunft der Öffentlichkeit
EDITORIAL
BEGEGNUNG
BLASE
Volker Gerhardt Zu nah am Feuer Das unvergleichlich Neue der digitalen Technik und ihre gerade darin unterschätzte Gefahr. Eine Überlegung in 8 Punkten.
| Jan-Hinrik Schmidt Filterblasen und Echokammern Das GefĂĽge digitaler Kommunikation
| Boris Fust Personalisierte Ausspielungen Alter Wein in neuen digitalen Schläuchen?
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Joachim von GottbergĂ–ffentliche SelbstbindungenDas Prinzip der medialen Selbstkontrolle | Das Einfordern von moralisch angemessenem Verhalten ist vor allem dann einfach, wenn man selber von den negativen Folgen nicht betroffen ist. Gerade wenn es um das Abwägen zwischen individuellen, eigenen Interessen und vermeintlichen Gemeinschaftsinteressen geht, tendieren Menschen dazu, von anderen etwas im Sinne der Gemeinschaft zu fordern, was sie selbst gerne zu umgehen versuchen. Fußballmanager, die gegenüber anderen hohe moralische Ansprüche einfordern, selbst aber Steuern in Millionenhöhe hinterziehen, seien hier nur symbolisch genannt. Der Abgasskandal bei VW macht deutlich: anspruchsvolle Emissionsnormen zum vermeintlichen Schutz der Umwelt werden zwar offiziell hochgehalten, wenn man aber durch technische Tricks die Norm umgehen kann und dabei das Risiko, entdeckt zu werden, gering einschätzt, ist die Versuchung groß, mit Blick auf die Gewinnmaximierung und die Sicherung der eigenen Arbeitsplätze auf die Einhaltung der Abgasnormen zu verzichten. Umso wichtiger ist es, dass die Medien solche Normverstöße öffentlich anprangern und die Sanktionen gegenüber den Betroffenen sowie die Empörung der Gesellschaft und der Kunden verbreiten.
Symbolische Sanktionierung Die Skandalisierung von Normverstößen dient der symbolischen Sanktionierung und vermittelt zudem den Eindruck, dass Fehlverhalten im Medienzeitalter immer ans Licht der Öffentlichkeit kommt. Dadurch hat der Betroffene nicht nur mit rechtlichen Konsequenzen zu rechnen, sondern er wird quasi an den öffentlichen Pranger gestellt und verliert an gesellschaftlicher Reputation. Der Fall des Theodor zu Guttenberg oder die Causa Christian Wulff zeigen, welche Konsequenzen ein medial diskutiertes Fehlverhalten haben kann, vor allem dann, wenn man Fehler nicht zugibt, sondern sie abstreitet. Wenn man die gesellschaftlichen Werte und die aus ihnen resultierenden Gesetze und Normen als einen sich ständig entwickelnden Prozess sieht, der letztlich die Lebens- und Überlebenschancen einer Gesellschaft optimiert, sind die Medien wichtig, um diese Gesetze und Normen, zum einen, öffentlich bekannt zu machen und, zum anderen, zu zeigen, mit welchen Sanktionen man beim Übertreten der betreffenden Norm rechnen muss.
Damit die Medien dies leisten können, sollten sie möglichst frei von staatlichen oder unternehmerischen Einflüssen agieren können. Die Gleichschaltung der Medien während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft hat gezeigt, dass staatlich gelenkte Medien den öffentlichen Diskurs unterbinden. Aber auch freie Medien müssen die Verfassung sowie die daraus resultierenden gesetzlichen Bestimmungen beachten. Um aber den Einfluss des Staates bei der Überwachung der den Medien gesetzten Grenzen und Bestimmungen möglichst gering zu halten, haben sich in Deutschland in verschiedenen medialen Bereichen Selbstkontrolleinrichtungen etabliert, die teils eigenständig, teils in Kooperation mit nach dem Gesetz zuständigen Behörden oder als eigenständig handelnde Selbstkontrolle mit der Möglichkeit der nachträglichen Korrektur durch die gesetzliche Aufsicht arbeiten. Während sich in anderen wirtschaftlichen Bereichen Selbstkontrollen meist als Alibiveranstaltung herausgestellt haben, von denen man zumindest annimmt, dass sie im Zweifel für die sie tragenden Unternehmen stimmen, haben sich die Selbstkontrollen im Medienbereich durchweg bewährt, sodass der Staat sich in diesem Bereich weitgehend zurückzieht. Dass ausgerechnet die Kontrollen im Medienbereich im großen Ganzen zufriedenstellend arbeiten, hängt vermutlich damit zusammen, dass ihre Arbeit sehr transparent ist: Gibt es gesellschaftliche Empörung über die Freigabe eines Filmes, die Ausstrahlung einer Fernsehsendung oder eine Falschmeldung in einer Zeitung, und gibt es keine angemessene Reaktion der Selbstkontrolle, so gerät sie selbst in den Fokus öffentlicher Empörung und nutzt so ab einem bestimmten Punkt den Anbietern nichts mehr. [...]
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| Jennifer Vogelsang Versammlungsfreiheit 2.0 Vom Schutz der Zusammenkünfte im virtuellen Raum
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