Das Online-Magazin zur Zeitschrift | HALBJAHRESMAGAZIN polar






polar #22: Zukunft der Öffentlichkeit




EDITORIAL

 
Liebe Leserin, lieber Leser


BEGEGNUNG

 
Sabine Meier
Third Places
Öffentliche Räume als Begegnungsorte mit dem Unbekannten
 
Ole Meinefeld
Geteilte Erfahrung
Für eine Politik des öffentlichen Raums
 
Heinz Bude
Begegnung und BerĂĽhrung
Was für eine Gesellschaft wäre eine »inklusive Gesellschaft«?
 
Carlos Becker
Kommunikative Autonomie
Zum demokratischen Wert der Privatheit
 
Darin Barney
Partizipatorische Verhältnisse
Verkehrung eines demokratischen Versprechens?
 
 

Thomas KrĂĽger

Wen erreicht politische Bildung?

Von Interessierten, SchĂĽler/innen, Bildungsbenachteiligten und Demokratieverdrossenen


Ein Großteil der Bevölkerung in Deutschland sei »mäßig bis saumäßig« oder »überhaupt nicht« informiert, konstatierte EU-Kommissar Günther Oettinger auf dem Zeitungskongress des BDZV im September 2016 in Berlin. Er meinte möglicherweise jene Menschen, die im »postfaktischen Zeitalter« in den »Echoräumen« der sozialen Medien ihren Gefühlen folgen und sich unkritisch Populisten und Europaskeptikern ausliefern. Ist Zynismus, die Unterstellung von Unwissen, die Publikumsbeschimpfung wirklich die richtige Antwort auf die uns alle beschäftigenden Herausforderungen? Wäre es nicht sinnvoller, mit Ruhe und Gelassenheit zu analysieren, wen wir mit politischer Bildung erreichen und wen eben (noch) nicht? In der heterogenen, transnationalen Migrationsgesellschaft des 21. Jahrhundert gibt es immer neue Zielgruppen, Milieus und Communities, die in den Blick geraten - und die politische Bildung in den Blick nimmt. Dieser Beitrag konzentriert sich exemplarisch auf vier Zielgruppen.

Politisch Interessierte
Politische Bildung funktioniert mit ohnehin bereits politisch Interessierten und formal höher Gebildeten am besten. Von ihnen gibt es in Deutschland nach wie vor viele. Die Unterstützung politikinteressierter Bürgerinnen und Bürger ist und bleibt eine zentrale Aufgabe politischer Bildung. Sie steht für eine plurale politische Bildung, die sich auf die Ambiguitäten eines Bildungsprozesses einlässt. In einer Zeit, in der Vereinfacher und Nationalisten sich zu Wortführern aufschwingen, muss politische Bildung die Resilienz der Mitte gegen extremistische und populistische Verführungen stärken. Unsere Botschaft lautet: Wir stärken die Zivilgesellschaft. Wir sind an der Seite derer, die sich in diesem freiheitlichen Rechtsstaat engagieren. Wir stärken das Bewusstsein für demokratische Aushandlungsprozesse in einem anstrengenden politischen System. Denn Demokratie muss permanent erarbeitet und bekräftigt werden. Es lohnt sich zu streiten und für die Demokratie einzutreten. Denn es nutzt allen und grenzt niemanden aus.

Schülerinnen und Schüler
Politische Bildung gehört in Deutschland zum formalen Ausbildungsprozess. Der Politik- und Gemeinschaftskundeunterricht ist fester Bestandteil der Lehrpläne - wenngleich mit unterschiedlichen Fachbezeichnungen und Ausprägungen. Aber: Immer häufiger wird das Fach Politik fachfremd unterrichtet und vernachlässigt. PISA hat die MINT Fächer priorisiert. Politik, Geschichte und Sozialkunde werden immer häufiger als weniger relevant und bildungswirksam eingeschätzt und deshalb hintangestellt - gerade auch in den Berufsschulen. In Zeiten von Pegida und Fakenews aber wird politische Orientierung immer wichtiger. Ich bin der festen Auffassung, Schulpolitik sollte von der »PISA-Manie« abrücken und neben dem wirtschaftlich denkenden Menschen - dem »homo oeconomicus« - wieder stärker den politisch denkenden Menschen - den »homo politicus« - als Bildungsziel fokussieren. Wünschenswert sind ein früherer Bildungsbeginn und eine deutliche Markierung politisch bildnerischer Anteile bereits im Sachkundeunterricht der Grundschule. Um politische Bildung nicht nur als Fach, sondern weiterhin als Aufgabe der ganzen Schule zu verstehen, sollte sie in der Lehramtsausbildung zum Pflichtfach für alle Studierenden werden, unabhängig vom Fach, das sie später unterrichten. Und sie sollte auf die Beteiligungsdimensionen der gesamten Schulorganisation bis hin zur nachbarschaftlichen Vernetzung erstreckt werden. Politische Bildung heißt alltäglich Verantwortung zu übernehmen. [...]



 
Christoph Raiser
Andere Geschichten
Zur Erneuerung einer europäischen Öffentlichkeit
 
Moritz Hien
Bierdosen fĂĽr die Freiheit
Öffentliches Forum und private Märkte
 
Susann Neuenfeldt / Simon Strick
>DEMOCRACY<
Leonard Cohen – David Bowie – Prince – Phife Dawg



BLASE

 
Volker Gerhardt
Zu nah am Feuer
Das unvergleichlich Neue der digitalen Technik und ihre gerade darin unterschätzte Gefahr. Eine Überlegung in 8 Punkten.
 
Jan-Hinrik Schmidt
Filterblasen und Echokammern
Das GefĂĽge digitaler Kommunikation
 
Boris Fust
Personalisierte Ausspielungen
Alter Wein in neuen digitalen Schläuchen?
 
Joachim von Gottberg
Ă–ffentliche Selbstbindungen
Das Prinzip der medialen Selbstkontrolle
 
Theresa Züger
Die Wahrheit und ihre neuen Kleider
Whistleblowing als Ausdruck gesellschaftlicher Wahrheitssuche
 
Arnd Pollmann
Ist es links? >Postfaktizität<
Authentischer Bullshit
 
Thomas Hoffmann
Ist es links? >Postfaktizität<
We’re all living in America
 
Christian Neuhäuser
Ist es links? >Postfaktizität<
Gefährliche Post-Phänomene
 
Sarah Tietz
Ist es links? >Postfaktizität<
Alles sinnlos
 
Christian Neuner-Duttenhofer
Haters gonna hate
Was tun gegen den Hass im Netz?
 
Jennifer Vogelsang
Versammlungsfreiheit 2.0
Vom Schutz der Zusammenkünfte im virtuellen Raum



MEIN HALBES JAHR

 
Johannes von Weizsäcker
Mein halbes Jahr: >Musik<
Jackie Lynn – The Fall
 
Elias Kreuzmair
Mein halbes Jahr: >Literatur<
Selbst – Die Toten – Die Literatur und das Recht auf den Tod
 
Peter Siller
Mein halbes Jahr: >Comic<
Deadly Class – Die Favoritin – Drei Steine – Ein diabolischer Sommer u.a.
 
Matthias Dell
Mein halbes Jahr: >Film<
Tatort: Freitod, Land in dieser Zeit – Vier gegen die Bank – Arrival



BARRIERE

 
Ludger Schwarte
Irgendjemand entscheidet
FĂĽr eine neue Theorie demokratischer Ă–ffentlichkeit
 
Maximilian Burk
Schreiben zum Tode
Authentizität und Text in Herrndorfs ''Arbeit und Struktur''
 
Verena Hepperle
Das wiederum.
Zum Selbstverständnis politisch engagierter Gegenwartsliterat/innen
 
Fiona GeuĂź
End Your Silence
Öffentlichkeitsverständnisse in der Kunst nach 1968
 
Ina Kerner
Leben im Kapitalismus: >offline/online<
 
Martin Saar
Leben im Kapitalismus: >Ă–ffentliches Sprechen<



SCHÖNHEITEN

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