Das Online-Magazin zur Zeitschrift | HALBJAHRESMAGAZIN polar






polar #22: Zukunft der Öffentlichkeit




EDITORIAL

 
Liebe Leserin, lieber Leser


BEGEGNUNG

 
Sabine Meier
Third Places
Öffentliche Räume als Begegnungsorte mit dem Unbekannten
 
Ole Meinefeld
Geteilte Erfahrung
Für eine Politik des öffentlichen Raums
 
Heinz Bude
Begegnung und BerĂĽhrung
Was für eine Gesellschaft wäre eine »inklusive Gesellschaft«?
 
Carlos Becker
Kommunikative Autonomie
Zum demokratischen Wert der Privatheit
 
Darin Barney
Partizipatorische Verhältnisse
Verkehrung eines demokratischen Versprechens?
 
Thomas KrĂĽger
Wen erreicht politische Bildung?
Von Interessierten, SchĂĽler/innen, Bildungsbenachteiligten und Demokratieverdrossenen
 
Christoph Raiser
Andere Geschichten
Zur Erneuerung einer europäischen Öffentlichkeit
 
 

Moritz Hien

Bierdosen fĂĽr die Freiheit

Öffentliches Forum und private Märkte


Private Firmen übernehmen in vielen Bereichen öffentlichen Raum. Wer am gesellschaftlichen Leben teilnimmt, mit der Bahn fährt, eine Flugreise unternimmt oder zum Einkaufen ins nächste Shopping Center geht, bewegt sich immer häufiger in privatisierten Rechtsstrukturen. Das Bundesverfassungsgericht verteidigt die Grundrechte der Bürger mit dem Begriff des »öffentlichen Forums« und zeigt damit zugleich wie sich die öffentlichen Dimensionen gewandelt haben.

Durch zwei Treppenstufen getrennt
Ich mag Bier nicht, habe es noch nie gemocht. Grölende Menschenmassen, die Bier saufen, sind mir suspekt. Keine gute Voraussetzung für die Teilhabe an einer Gesellschaft, in der jährlich pro Kopf rund 105 Liter Bier getrunken werden. Aber Biertrinken ist Geschmacksfrage und jedermanns Privatvergnügen. Dein Bier, nicht mein Bier. Vielleicht ist es deshalb provokant, sich auf einen Marktplatz zu stellen und durch ein Megaphon zu rufen: »Für die Freiheit! Trinkt aus! Alkohol ist ein Kommunikationsmittel. Wo wären wir, wenn uns öffentliche oder private Stellen im öffentlichen Raum das, was sie für Anstand oder Moral halten, aufzwingen würden?«

Nun ganz so ist es dann doch wieder nicht. Der öffentliche Raum, die Grünflächen, Straßen und Plätze, sind jedem frei zugänglich, dienen dem kommunikativen Austausch, der Entfaltung einer Gesellschaft, dem politischen, wirtschaftlichen und privaten Leben. Aber die Rechte des einen enden auch hier dort, wo die des anderen beginnen. Und der öffentliche Raum endet dort, wo das Privateigentum beginnt? Ja, hatte auch die Eigentümerin des Passauer Nibelungenplatzes gedacht und dem »Bierdosen-Flashmob« Hausverbot erteilt. Gut 80 Studenten wollten hier »für die Freiheit« Bier kippen. Und sie haben es, für 15 Minuten, eine Dose je Versammlungsteilnehmer. Auf privatem Grund und Boden. Genau so, streng verhältnismäßig, hat es das Bundesverfassungsgericht per Eilentscheid erlaubt.

Man mag den Bierdosen-Flashmob, der im Juli 2015 die Judikativebeschäftigte, für kreativ oder primitiv halten. Eines hat er jedoch, ob gewollt oder nicht, erreicht: den öffentlichen Raum verteidigt gegen eine schleichende, fast unbewusste Privatisierung öffentlicher Lebensbereiche. Zwei Treppenstufen trennen den ­privatgeeigneten Nibelungenplatz vom stadtgeeigneten Busbahnhof, zwei Stufen, die über die Geltung einer privaten Hausordnung entscheiden, die zwischen unmittelbarer Grundrechtsverpflichtung und mittelbarer Grundrechtsdrittwirkung unterscheiden. [...]


 
Susann Neuenfeldt / Simon Strick
>DEMOCRACY<
Leonard Cohen – David Bowie – Prince – Phife Dawg



BLASE

 
Volker Gerhardt
Zu nah am Feuer
Das unvergleichlich Neue der digitalen Technik und ihre gerade darin unterschätzte Gefahr. Eine Überlegung in 8 Punkten.
 
Jan-Hinrik Schmidt
Filterblasen und Echokammern
Das GefĂĽge digitaler Kommunikation
 
Boris Fust
Personalisierte Ausspielungen
Alter Wein in neuen digitalen Schläuchen?
 
Joachim von Gottberg
Ă–ffentliche Selbstbindungen
Das Prinzip der medialen Selbstkontrolle
 
Theresa Züger
Die Wahrheit und ihre neuen Kleider
Whistleblowing als Ausdruck gesellschaftlicher Wahrheitssuche
 
Arnd Pollmann
Ist es links? >Postfaktizität<
Authentischer Bullshit
 
Thomas Hoffmann
Ist es links? >Postfaktizität<
We’re all living in America
 
Christian Neuhäuser
Ist es links? >Postfaktizität<
Gefährliche Post-Phänomene
 
Sarah Tietz
Ist es links? >Postfaktizität<
Alles sinnlos
 
Christian Neuner-Duttenhofer
Haters gonna hate
Was tun gegen den Hass im Netz?
 
Jennifer Vogelsang
Versammlungsfreiheit 2.0
Vom Schutz der Zusammenkünfte im virtuellen Raum



MEIN HALBES JAHR

 
Johannes von Weizsäcker
Mein halbes Jahr: >Musik<
Jackie Lynn – The Fall
 
Elias Kreuzmair
Mein halbes Jahr: >Literatur<
Selbst – Die Toten – Die Literatur und das Recht auf den Tod
 
Peter Siller
Mein halbes Jahr: >Comic<
Deadly Class – Die Favoritin – Drei Steine – Ein diabolischer Sommer u.a.
 
Matthias Dell
Mein halbes Jahr: >Film<
Tatort: Freitod, Land in dieser Zeit – Vier gegen die Bank – Arrival



BARRIERE

 
Ludger Schwarte
Irgendjemand entscheidet
FĂĽr eine neue Theorie demokratischer Ă–ffentlichkeit
 
Maximilian Burk
Schreiben zum Tode
Authentizität und Text in Herrndorfs ''Arbeit und Struktur''
 
Verena Hepperle
Das wiederum.
Zum Selbstverständnis politisch engagierter Gegenwartsliterat/innen
 
Fiona GeuĂź
End Your Silence
Öffentlichkeitsverständnisse in der Kunst nach 1968
 
Ina Kerner
Leben im Kapitalismus: >offline/online<
 
Martin Saar
Leben im Kapitalismus: >Ă–ffentliches Sprechen<



SCHÖNHEITEN

Diese Seite steht zur Zeit nicht zur Verfügung.


nach oben