polar #11: Sicherheit
EDITORIAL
SORGE
STRESS
SPIRALE
Alice Lagaay Nichts als das Geheimnis ist sicher! Die TagebĂĽcher von Wikileaks
| Interview Ilija Trojanow »Eine Spirale der Aufrüstung«
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Dietmar KammererMenschen vor BildschirmenWas bekommen wir zu sehen, wenn wir das Bild des toten Terroristen nicht sehen dĂĽrfen? | Ein Homevideo
Was wir sehen: Ein Mann, der eine Wolldecke übergeworfen hat und eine Mütze trägt, sitzt in einem karg ausgestatteten Raum vor einem laufenden Fernseher, in der Hand die Fernbedienung. Manchmal wippt er vor und zurück und streicht sich den hellgrauen Bart. Er reguliert die Lautstärke und schaltet auf das Sendermenü um. Auf Speicherplatz »0001« liegt »AL JAZEERA«, gefolgt von »BBC ARABIC «. Der Film ist ohne Ton, daher wissen wir nicht, ob und wie der Mann das, was er sieht, kommentiert. Was er sieht, ist ein Bericht des arabischen TV-Senders Al Jazeera über das Terrornetzwerk al-Qaida: Wir sehen Aufnahmen von Osama bin Laden, die brennenden Twin Towers, vermummte Kämpfer mit Schnellfeuergewehren, Redner in einem Parlament, den US-Präsident Barack Obama auf einer Pressekonferenz. Immer wieder wechselt der Mann auf das Menü, als wollte er vielleich doch auf einen anderen Kanal wechseln, aber er macht es nicht.
Anders, als wir es aus seinen Videobotschaften kennen, wird der zu diesem Zeitpunkt noch meistgesuchte Terrorist der Welt hier nicht frontal von vorne präsentiert, in direkter Adresse an sein Publikum, sondern im Halbprofil, während er mit dem Rücken zu uns sitzt. Wir sehen, was er sieht und wir sehen zu, wie er es sich ansieht. Wir beobachten, wie er seinem eigenen öffentlichen Porträt ins Auge blickt. Die Kamera unterstützt diese Zuordnung und schwenkt und zoomt einige Male zwischen dem sitzenden Mann und dem medialen Image des Terroristenführers hin und her und verknüpft durch diese Bewegung Vor- und Abbild miteinander. Kommentatoren des Weißen Hauses werden bei der Publizierung des etwa vier Minuten dauernden Videos hingegen die Differenz zwischen dem öffentlichen und dem privaten Bild des Staatsfeindes Nummer Eins betonen und ihm Narzissmus und Eitelkeit attestieren. »Like an aging actor imagining a comeback«, beschreibt die New York Times ironisch die Szene, denn die ganze Welt weiß nun: An ein Comeback dieses Mannes ist nicht mehr zu denken. Dieses Schreckgespenst ist ausgetrieben. Einmal vollführt die Kamera eine ungewollte Aufwärtsbewegung, als drohe sie, nicht richtig festgezurrt, wegzukippen. Kurz vor Filmschluss zoomt die Kamera zurück und präsentiert die weitere Ausstattung des farblosen Zimmers, einen Satellitenreceiver, Stromkabel, einen weiteren Fernseher, einen Computermonitor und eine Rechenmaschine. In diesem Raum sind die Apparate der Bilder, des Geldes und der Information versammelt. [...]
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