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polar #11: Sicherheit




EDITORIAL

 
Peter Siller, Bertram Keller
Editorial



SORGE

 
Herfried MĂĽnkler
Sicherheit und Freiheit
Eine falsche GegenĂĽberstellung
 
Thomas Biebricher/Frieder Vogelmann
Die Ich-GmbH
Alternativen zum stahlharten Gehäuse der Verantwortung
 
John T. Hamilton
Kinder der Sorge
Ein Mythos ĂĽber die Sicherheit
 
Achim Vesper
Zuviel des Guten
Sicherheit als Aufgabe des Staates nach Hobbes
 
Dirk Setton
It’s out there…
Pathologie der Sicherheit und Poetik der Überempfindlichkeit in Todd Haynes’ Safe
 
 

Berthold Vogel

Soziale Sicherheit

Ein unstillbares BedĂĽrfnis


Wenn von der Gegenwart und Zukunft europäischer Wohlfahrtsgesellschaften die Rede ist, dann kommen regelmäßig Fragen der Schutzbedürftigkeit, der Risikominimierung, der Versicherbarkeit der Wechselfälle des Lebens ins Spiel. Im Alter und in der Jugend, bei Krankheit und Pflege, bei Arbeitsplatzverlust und Karriereplanung: die Bürger moderner, wohlfahrtsstaatlich geprägter Gesellschaften geben der Sicherheit hohe Präferenz. Die eigene Biographie, die Erwerbsarbeit, die familiären Verhältnisse scheinen an Wert zu gewinnen, wenn sie sicher sind bzw. wenn sie Aussicht auf Sicherheit bieten. Sicherheit ist ein hohes Gut. Doch was verbirgt sich hinter der Rede über und um soziale Sicherheit?

Soziale Sicherheit ist ein Grundversprechen wohlfahrtsstaatlich formierter Gesellschaften. Sie repräsentiert eine fundamentale Wertidee, die in den Worten Franz Xaver Kaufmanns gleich den Sternen am nächtlichen Himmelszelt »unerreichbar und doch richtungweisend« ist. Doch Sicherheit ist nicht nur Idee und Versprechen, Hoffnung und Ideal. Sie ist als staatliche Praxis auch Gesetzesvollzug und Verwaltungsprozess. Gerade in dieser Hinsicht ist Sicherheit ein expansives Phänomen. Das Spektrum der politisch und rechtlich organisierten und gewährleisteten Sicherungsleistungen umgreift heute weite Lebensbereiche und reicht vom betrieblichen Arbeitsschutz über die Rentenversicherung und die Gesundheitsvorsorge bis hin zur Wohnbauförderung, der Ausbildungsbeihilfe oder der Pflegesicherung. Aus der fürsorgenden Daseinsgewährung haben sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts soziale Teilhaberechte entwickelt. Dabei ist bemerkenswert, dass jede politische Steigerung der sozialen Sicherheit in neuer Weise Unsicherheitsgefühle und Risikosensibilitäten antreibt. Mit der Perfektionierung und Universalisierung sozialer Sicherheit wächst mithin der Wunsch nach neuer, verbesserter und verfeinerter Sicherheit. Sicherheitsbedürfnisse scheinen prinzipiell »unstillbar« zu sein. Es handelt sich hier offensichtlich um Bedürfnisse, die durch ihre Befriedigung nicht schwinden, sondern immer wieder neu geweckt werden. Das gilt gerade in einer »Gesellschaft der Individuen« (Norbert Elias), in der sich die Einzelnen immer stärker aus vorgegebenen Bindungen lösen und das Recht auf eine selbstbestimmte Lebensführung einfordern. Individualisierung macht zwar einerseits freier von Herkünften, aber die mit ihr verbundenen offenen Zukünfte wecken Sicherheits- und Sicherungsbedürfnisse. [...]



 
Peter Siller/Judith Karcher/Stefan Huster/Arnd Pollmann
Ist es links?: >Grundeinkommen<
 
Ulrich Bröckling
Aktivistischer Negativismus
Sicherheit und Gesundheit im Zeichen des Precautionary Principle
 
Interview Christiane Rösinger
»Love is dead«



STRESS

 
Christian Neuhäuser
Der Turm
Taiwan, der 101 Tower und China – ein nicht ganz risikofreies Beziehungsgeflecht
 
Charlotte Misselwitz
Israelische Sicherheiten
Wann werden Sicherheitssysteme autoaggressiv?
 
Thomas Biebricher
Revolte und Einmischung
Ein Erfahrungsbericht aus Bengasi
 
Ina Kerner
Leben im Kapitalismus: >Permanenter Stress<
 
Christopher Daase
Sicherheit schlägt Frieden
Zum normativen Wandel in der Weltpolitik
 
Kendra Briken
Nachbar, Nonprofit, Niedriglohn
Neue politische Ă–konomien der inneren Sicherheit
 
Mark Neocleous
Der Sicherheitsfetisch
Zur Produktion von Sicherheitswaren
 
Alexandra Rau
Ă„ngstlich bin ich sowieso
Furcht und Beistand in der postfordistischen Arbeitswelt
 
Marcus Balzereit
Kein Grund zur Panik?
Wie mit dem Wissen ĂĽber die Angst regiert wird
 
Interview Tim Kaiser/Ole Barnick
»Unter dem Sattelschlepper nützt der Helm wenig«
 
Susann Neuenfeldt/Simon Strick
Hallo Karthago/Hallo Rom: >Befestigtes Lager<
 
Alban Lefranc
Mein halbes Jahr: >Literatur<
Pierre Bergounioux – William Faulkner – Stendhal
 
Christoph Raiser
Mein halbes Jahr: >Musik<
BFBS – Nero – James Blake – Battles – Jan Delay
 
Matthias Dell
Mein halbes Jahr: >Film<
Schlafkrankheit – Ohne Limit – Der Plan



SPIRALE

 
Alice Lagaay
Nichts als das Geheimnis ist sicher!
Die TagebĂĽcher von Wikileaks
 
Interview Ilija Trojanow
»Eine Spirale der Aufrüstung«
 
Dietmar Kammerer
Menschen vor Bildschirmen
Was bekommen wir zu sehen, wenn wir das Bild des toten Terroristen nicht sehen dĂĽrfen?
 
Konstantin von Notz/Nils Leopold
Datenschutz muss sich ändern
Eine Aufforderung an den Gesetzgeber
 
Maja Bächler
Körper der Lügen
Wie Hollywood den permanenten Ausnahmezustand inszeniert
 
Martin Saar
Bildpolitik: >Schutzschild<



SCHÖNHEITEN

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