Laut Hobbes’ Leviathan ist die Beschaffenheit der menschlichen Natur dafür verantwortlich, dass das menschliche Zusammenleben zu sozialen Konflikten führt, die Wohlergehen und Überleben des Einzelnen gefährden. Bekanntlich verfügen Menschen nach Hobbes aber auch über ein Mittel, um ihre Konflikte zu befrieden. Im Rahmen des Staates gelangen Individuen zu der Sicherheit, deren sie für ihr eigenes Wohl bedürfen. Dennoch gelangt Hobbes zu dem Bild eines Staates, in dem wir nicht leben wollen würden. Im Staate des Hobbes besteht der Preis der Sicherheit in der Inkaufnahme staatlicher Willkür. Was aber stimmt und was stimmt nicht an seiner Argumentation? Wer von Sicherheit spricht, sollte auch von Hobbes sprechen. Ihm zufolge ist es im Interesse eines jeden, seine Macht an den staatlichen Souverän zu übertragen. Er argumentiert dafür, dass der Einzelne zwar etwas aufgibt, dafür aber etwas Besseres bekommt – Sicherheit und die Möglichkeit, ein gutes oder zumindest sehr viel weniger karges Leben zu führen.
No Security
Im 13. Kapitel des Leviathan erstellt Hobbes sein Gedankenexperiment, nach dem das menschliche Leben ohne staatliche Ordnung von Gewalt oder Furcht vor Gewalt bestimmt ist. Stellen wir uns das menschliche Leben nur mit Blick auf seine natürlichen Bedingungen vor, so erkennen wir nach Hobbes, dass Menschen ohne die künstliche Einrichtung eines Staates schlechter gestellt sind. Seiner Diagnose zufolge können Menschen im Naturzustand nicht anders als einander zu Feinden werden, da sie um Güter konkurrieren. Dabei ist es keinem Mangel an Klugheit geschuldet, dass Menschen bestrebt sind, andere Menschen zu vernichten oder zu unterwerfen. Da alle Teilnehmer des Naturzustands einander misstrauen, ist es mit Blick auf die eigene Selbsterhaltung vernünftig, nicht nur auf gegenwärtige, sondern auch auf mögliche zukünftige Gefahren durch Konkurrenten zu reagieren. Da weiterhin der Machtausübung der Einzelnen keine Grenze gesetzt ist, ist nur derjenige seiner Selbsterhaltung sicher, der die anderen dauerhaft unterwirft. Auch diejenigen, denen die Macht über andere kein Vergnügen bereitet und die lediglich an ihrer eigenen Sicherheit interessiert sind, können »sich durch bloße Verteidigung unmöglich lange halten, wenn sie nicht durch Angriff ihre Macht vermehrten«. [...]