polar #11: Sicherheit
EDITORIAL
SORGE
Herfried MĂĽnkler Sicherheit und Freiheit Eine falsche GegenĂĽberstellung
| Thomas Biebricher/Frieder Vogelmann Die Ich-GmbH Alternativen zum stahlharten Gehäuse der Verantwortung
| John T. Hamilton Kinder der Sorge Ein Mythos ĂĽber die Sicherheit
| Achim Vesper Zuviel des Guten Sicherheit als Aufgabe des Staates nach Hobbes
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Dirk SettonIt’s out there…Pathologie der Sicherheit und Poetik der Ăśberempfindlichkeit in Todd Haynes’ Safe | Im Vorspann des Films blicken wir durch die Windschutzscheibe eines Autos, das durch die Dämmerung von suburbia fährt. Straßenlaternen und Wohnhäuser ziehen vorbei, bis nach einigen Sekunden der helle Schriftzug »[SAFE]« eingeblendet wird, als würde er mitten auf der Straße im Leuchtkegel der Autoscheinwerfer erscheinen. Die vier großen Lettern blinken drei Mal innerhalb ihrer Einklammerung auf, danach hat der Schriftzug seine Farbe gewechselt. Nicht mehr weiß, sondern rot strahlt dem Zuschauer nun das mehrdeutige Graphem entgegen, das Todd Haynes’ Film von 1995 im Titel führt. »[SAFE]« scheint zunächst das plakative Symbol für eine Logik der Sicherheit zu sein, die den Schutz einer Umschließung vorsieht. Und damit soll wohl derjenige Ort bezeichnet sein, an den uns der Vorspann versetzt: die gut eingehegte Vorstadt als innere Privation des urbanen Raums, die eine Geographie der Absicherung gegen die Risiken von Stadt, Gesellschaft und Öffentlichkeit errichtet. Der Film aber, so verrät uns bereits der Vorspann, scheint sich in erster Linie für ein bestimmtes Geschehen innerhalb dieser suburbanen Sicherheitsumschließung zu interessieren – für jenes mehrfache innere Aufleuchten, das die Form von »[SAFE]« unverändert belässt, nicht aber dessen farbliches Aussehen.
Carol White ist die Heldin von [SAFE]. Mit ihrem Mann und dessen Stiefsohn lebt sie 1987 im San Fernando Valley im Nordwesten von L.A. Sie macht Aerobic, Obstdiäten und verwindet so geduldig wie lustlos sexuelle Episoden mit dem Gatten. Das alles ändert sich, als Carol beginnt, inmitten ihrer [SAFE]-Box unerklärliche Symptome zu entwickeln. Das in falscher Farbe gelieferte Sofa macht ihr Kopfschmerzen; Lkw-Abgase auf dem Highway rufen einen asthmatischen Anfall hervor; beim Friseur nach der Dauerwelle rinnt ihr das Blut aus der Nase; das Deodorant ihres Mannes lässt sie auf den Bettvorleger kotzen; beim Besuch einer Babyparty erstickt sie fast während eines Anfalls von akuter Atemnot; und beim Versprühen von Desinfektionsmitteln in der Reinigung überfällt sie ein epileptischer Krampf. Niemand versteht jedoch, was mit ihr los ist. Dem Hausarzt zufolge ist Carol kerngesund, der Psychiater ist nicht in der Lage, eine psychosomatische Diagnose nachzuliefern, und der Allergologe kann bloß eine Milchallergie entdecken. Allein alternativmedizinische Diskurse mit ihrer suggestiven Diagnose, dass es sich um Environmental Illness handle, scheinen einen Ausweg für Carol zu bieten: Sie siedelt über nach Wrenwood, einem Sanatorium in der Wüste von New Mexico, das sich auf neuartige Immunstörungen spezialisiert hat. Der Weg von suburbia ins New-Age-Retreat führt allerdings nur von dem einen [SAFE]- Regime ins nächste. Carol geht es nicht besser, aber sie ist in ihrem Element: Am Ende des Films wohnt sie in der ultimativen [SAFE]-Box, einem mit Porzellan ausgekleideten Betoniglu. [...]
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