Christian Neuhäuser Der Turm Taiwan, der 101 Tower und China – ein nicht ganz risikofreies Beziehungsgeflecht
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Charlotte MisselwitzIsraelische SicherheitenWann werden Sicherheitssysteme autoaggressiv? |
»Schalom! For security reasons I have to ask you: What was the purpose of your stay in Israel?« Auf die Antwort »journalistische Recherche« läuft die Soldatin am Flughafen Ben Gurion mit dem Ausweis davon. Diesmal keine Frage nach dem Thema. Auch nicht, ob die Aufnahmen abgespielt werden können. Es geht zur Gepäckkontrolle. Von dort geleitet eine ebenfalls blau Uniformierte mit schwarzen langen Haaren direkt zum Body Check. Am anderen Ende der Flughafenhalle dauert es 15 Minuten bis eine der acht Kabinen frei wird. Körperkontrolle 20 Minuten. Aber die X-ray-Analyse der Stiefel dauert. Immer wieder sitzen und warten.
Nach anderthalb Stunden blinkt am Gate unter der Anzeige »Berlin« das Boarding- Lämpchen rot. Stewardessen scheuchen ins Flugzeug. Die gebuchte Reihe hinten ist fast leer. Nur eine Frau sitzt dort: »Bei mir hat es fast zwei Stunden gedauert. Ich war früher da.« Eine weitere junge Frau setzt sich dazu. »Die Security konnte sich nicht entscheiden, ob der Leuchtgummiball, ein Kindergeschenk, gefährlich ist oder nicht.«
Das Flugzeug gerät ins Rollen. Wir sitzen, drei deutsche Staatsbürgerinnen, nebeneinander. Unser Sicherheitscheck dauerte länger als der der palästinensischen Passagiere. Wir sortieren uns: Weiblich, weiß, gebildet, allein reisend, verheiratet sowie unverheiratet, kinderlos, zwischen 20 und 35, kosmopolitisch oder global und professionell unterwegs auf die eine oder andere Weise und zumindest was die beiden angeht: sehr hübsch. Und wir sind: das Sicherheitsrisiko Nummer Eins?
Israel ist nicht nur geografischer Dreh- und Angelpunkt zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden. Der Konflikt des Landes mit der palästinensischen Bevölkerung vor Ort schreibt seit seiner Gründung 1948 eine lange Sicherheitsgeschichte. Terroristische Angriffe in Bussen oder Flugzeugen während der ersten Intifada Ende der 1980er Jahre oder während der zweiten Intifada 2000 bis 2005 führten zu den Vorbeugemaßnahmen, die heute ein jeder und eine jede Reisende durchläuft. Und die vielseitigen Kontrolldimensionen, angefangen bei Body Check, Gepäckkontrolle, Befragungen, die vom Geheimdienst aufgestellt werden, aber auch Checkpoints oder die Grenzübergänge an der Mauer auf palästinensischem Territorium, wurden erst kürzlich durch eine Kunstaktion vorgeführt. Der palästinensische Künstler Khaled Hourani initiierte die Ausleihe eines Picasso-Gemäldes aus dem Eindhovener Van Abbe Museum in eine Galerie in Ramallah. Insgesamt hat die Organisation zwei Jahre gebraucht. Die Sicherheitskontrollen dauerten mehrere Tage. Momentan gibt es weltweit kaum ein ausgefeilteres Sicherheitssystem als das der Israelis. Allerdings, ein westliches Gemälde, junge europäische Frauen… worin besteht eigentlich das System? [...]
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