polar #11: Sicherheit
EDITORIAL
SORGE
STRESS
SPIRALE
Alice LagaayNichts als das Geheimnis ist sicher!Die TagebĂĽcher von Wikileaks | Da wo es ein Geheimnis gibt, gibt es das Risiko seiner Enthüllung. Denn da wo es ein Geheimnis gibt, gibt es den Wunsch, es zu lüften. Und da es zur Logik des Geheimnisses gehört, dass es nie ganz geheim ist, dass es irgendwann offenbart wird, sind Geheimnisse nie sicher. Doch genau da wo seine Unsicherheit transparent wird, zeigt sich das Geheimnis des Geheimnisses. Manchmal scheint mir die Welt in zwei gegeneinander gerichtete Gruppen aufgeteilt zu sein. Es gibt die Einen, die – unter Rekurs auf demokratische Werte – für Transparenz und Offenheit stehen. Und dann gibt es die Anderen, die das Verbergen von Wissen rechtfertigen – oftmals im Namen der allgemeinen Sicherheit oder der persönlichen Integrität – und für das Bewahren von Geheimnissen plädieren. Diese strukturelle Differenz – Transparenz oder Geheimnis – ist auf eine Vielfalt von Dimensionen des Lebens anwendbar. In der Politik betrifft sie die Frage, wie transparent und öffentlich die Entscheidungsprozesse – z.B. diplomatische Strategien – einer Regierung sein sollten. In der mediatisierten Welt wird die Frage verhandelt (oder nicht verhandelt), wie privat das Privatleben von öffentlichen Personen sein darf. Und im alltäglichen Leben muss sich jeder die Frage stellen, was er von sich im Internet preisgibt, seine Kreditkartennummer oder die Fotos seiner Hochzeit, beziehungsweise wie er beides verhindern kann, ohne sich selbst dabei auffällig exponieren zu müssen.
Natürlich bleibt die Aufteilung der Gruppen nicht immer gleich – so wenig wie das jeweils Verborgene selbst oder das Risiko seiner Enthüllung. Ein Mensch kann für möglichst viel Transparenz in der Politik eintreten und muss trotzdem nicht ohne Familiengeheimnis leben. In fast jeder Situation scheint man sich aber entscheiden zu müssen, wie man sich zu einem bestimmten Geheimnis verhält. Gehört man zu denen, die das Persönliche, Verborgene oder Geheimgehaltene schützen wollen – und übt folglich Diskretion und Zurückhaltung – oder versucht man, getrieben von Neugier, das Verborgene, die »Wahrheit« zu enthüllen und die Grenze des Wissbaren zu verschieben. Geheimnisse lauern – besonders sobald man über sie nachzudenken beginnt – in verschiedensten Formen überall und wir sind dauernd dabei, uns bewusst oder unbewusst, für oder gegen sie zu entscheiden. [...]
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