





polar #4: Über Arbeiten
Editorial
ANSCHLUSS
HIRN
SPIEL
SCHÖNHEITEN
Peter Siller Wie der Wind Die seltsam-schöne Welt des Hayao Miyazaki
| Steffen Stadthaus Großes, weißes Taxi Der Londoner Arbeitsalltag, täglich neu
| Michael Eggers Komm mit Piggeldy und Frederick über Faulheit
| Sebastian Groth Swinging Addis Francis Falcetos »The very best of Éthiopiques«
| Jan Engelmann Mehr als das Javier Bardem und Bill Murray als Müßiggangster
| Anja Höfer Schon o.k. Britta besingen »Das schöne Leben«
| Bertram Keller Ritt durch die Hohlwelle Philippe van Parijs’ »Real Freedom For All«
| Matthias Dell Jenseits von Eden Die Business Class als Ort der Vermittlung
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Matthias RotheGewinn der EwigkeitSeneca über die Rückeroberung der Zeit | Wie hält man das bloß aus? Die ganze Woche für andere zu arbeiten oder - weitaus schlimmer - rund um die Uhr bei sich selbst unter Vertrag zu stehen. Jetzt ist zwar nicht Erlösung, aber doch Erleichterung in Sicht: in der Früh, zur ersten Bionade, ein paar Zeilen Epiktet und noch ein bisschen Seneca, während man darauf wartet, dass der Computer hochfährt. So lässt sich das alles ertragen: »Daseins-Überlegenheit durch Gelassenheit«, »Seneca für Gestresste« etc., in den Buchhandlungen, Bahnhofskiosken und an der Tankstelle, rechts von den Nougatstangen, feiert mit solchen Titeln die antike Stoa ihre Wiedergeburt. Aber Vorsicht! Nur wenige Zeilen zu viel, die erste Brause war zu gut, man öffnet unbedacht die zweite oder das Betriebssystem fährt fest, schon könnte sich ein revolutionäres Subjekt formieren. Sein Projekt: die Rückeroberung der Zeit! Denn die gehört uns nicht mehr. Und das ist leicht zu bemerken: »Sobald die Geschäfte (uns) einmal im Stich gelassen haben, wird (uns) ganz unbehaglich in unserer Muße, und (wir) wissen nicht, wie (wir) die freie Zeit einteilen sollen, um sie herumzubringen (...) neue Beschäftigungen treten an die Stelle der alten« und »wie Gespräch oder Lektüre (...) Reisende täuscht, und sie sich am Ziel sehen, bevor sie merken, dass sie näher gekommen sind, so wird diese ununterbrochene rasche Lebensweise, die wir im Wachen und im Schlafen mit derselben Geschwindigkeit unternehmen, (uns) den Vielbeschäftigten erst am Ende bewusst.« Also: »... es ist nicht so, dass wir ein kurzes Leben bekommen, sondern wir haben es kurz gemacht.« Ich, ein doppelt freier Lohnarbeiter, werde mir von meiner Zeit nichts mehr nehmen lassen, es gibt nichts, was einen Tausch wert wäre. Ich stehle, was ich brauche (das ist nicht mehr viel!) beim Edeka an der Ecke, Hartz IV genügt, ich heize mit alten Ästen und pflanze im dritten Hinterhof Tomaten. Dem Kapitalismus geht es doch noch an den Kragen. Und ich gewinne auf Erden eine ganze Ewigkeit. Mal sehen, was sich draus machen lässt. |

| Arnd Pollmann Held der Arbeit Der Schalker Innenverteidiger Marcelo Bordon
| Ralph Obermauer Roundtable
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