





polar #4: Über Arbeiten
Editorial
ANSCHLUSS
HIRN
SPIEL
SCHÖNHEITEN
Peter Siller Wie der Wind Die seltsam-schöne Welt des Hayao Miyazaki
| Steffen Stadthaus Großes, weißes Taxi Der Londoner Arbeitsalltag, täglich neu
| Michael Eggers Komm mit Piggeldy und Frederick über Faulheit
| Sebastian Groth Swinging Addis Francis Falcetos »The very best of Éthiopiques«
| Jan Engelmann Mehr als das Javier Bardem und Bill Murray als Müßiggangster
| Anja Höfer Schon o.k. Britta besingen »Das schöne Leben«
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Bertram KellerRitt durch die HohlwellePhilippe van Parijs’ »Real Freedom For All« | Türkises Wasser, schäumende Gischt. Ein Surfer gleitet durch die Freiheit. Mit ›Real Freedom for All‹ schwappte die Grundeinkommenswelle endgültig nach Amerika. Bei surfenden ›welfare hippies‹ schienen sich der konservative Senator von Hawaii Wadsworth Yee (»There must be no parasites in paradise.«) und John Rawls einig (»Those who surf all day off Malibu must find a way to support themselves and would not be entitled to public funds.«). Van Parijs verteidigt mit seinem Buch das Surferparadies und die Ehre des politischen Liberalismus. Seine Forderung nach einem unbedingten Grundeinkommen auf dem höchsten erreichbaren Niveau empfängt kämpferisch das allgegenwärtige Crazy-Lazy-Dilemma: von zwei identisch talentierten Mitbürgern ist Crazy verrückt nach Geld, Lazy anspruchslos faul. Warum sollte Crazy Lazy sein Glück finanzieren, wenn ihr Einkommen dadurch sinkt? Bloßer Autonomiegewinn sichert heute keiner politischen Theorie mehr das Überleben im realökonomischen Spielfeld. So beugt sich auch van Parijs der Macht ökonomischer Argumentation und springt in den von Gerechtigkeitstheoretikern bisher weniger beachteten Arbeitsmarkt. In einer von Massenarbeitslosigkeit dominierten Gesellschaft wird Arbeit zu einem wertvollen Gut. Mit einem unbedingten Grundeinkommen ist Arbeit nicht mehr existentielle Überlebenssicherung, sondern das Tor zu höheren Erwerbschancen oder nichtmonetären Sinnpotentialen. Ein Überangebot an Arbeitskräften verwehrt Crazy eventuell den Zugang zu ihrem erwünschten Arbeitsplatz. Lazys Faulheit senkt das Überangebot. Surfer entlasten den Arbeitsmarkt. Surfer entscheiden sich für einen »low-production, low-consumption lifestyle«. Durch die Akzeptanz dieser Lebensform relativiert das unbedingte Grundeinkommen das kapitalistische Sinnmonopol des Geldes und der Erwerbsarbeit. Es entsteht ein modernes Manifest für Langzeitarbeitslose, abhängige Hausfrauen und alternative Lebensformen. Seit van Parijs' rauschenden Ritt durch die Hohlwelle der politischen Philosophie scheint bewiesen: Auch Philosophen surfen. |

| Matthias Dell Jenseits von Eden Die Business Class als Ort der Vermittlung
| Matthias Rothe Gewinn der Ewigkeit Seneca über die Rückeroberung der Zeit
| Arnd Pollmann Held der Arbeit Der Schalker Innenverteidiger Marcelo Bordon
| Ralph Obermauer Roundtable
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