





polar #19: Krieg und Frieden
EDITORIAL
INTERVENTION
INVENTUR
INTROSPEKTION
SCHÖNHEITEN
Patrick Thor Das höchste Spiel Von der Welt als Western: Cormac McCarthys Blood Meridian Or The Evening Redness in the West
| Christoph Raiser Irre Krieg und Klischee: The Incal von Alejandro Jodorowsky und Moebius
| Robin Celikates Happy Days Kriegsfolgen und Vatervergötterung: Kenzaburo Ôes The Day He Himself Shall Wipe My Tears Away
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Anna-Catharina GebbersZähne ZeigenReparatur als Transformation: Kader Attias The Repair | Kader Attia bezieht sich in vielen seiner aktuellen Werke auf afrikanische Flick- und Stopftechniken, die die Bruchstellen von reparierten Gegenständen wie Schalen oder Stühlen betonen und nicht kaschieren. Die Transformationen bleiben als Teil des Werks sichtbar. Auf der documenta 13 präsentierte er Bilder von solchen Objekten in seiner Installation »The Repair« (Die Reparatur), die um eines der Leitthemen der Großausstellung kreiste: Zusammenbruch und Wiederaufbau. Als Diaprojektion stellte er ihnen Fotos von mit Ziernarben versehenen Kriegern zur Seite und Fotos von Soldaten, deren Kriegsverletzungen aus dem 1. Weltkrieg auf dem Stand der damaligen ästhetischen Chirurgie behandelt wurden. Andere Bilder zeigten afrikanische Krieger mit Ketten aus Zähnen oder europäische Soldaten mit Mundspreizern.
Die Gegenüberstellung zeigt: Egal ob im Gebiss oder an der Kette - der Zahn gilt als Symbol für Leben und Stärke, er verleiht Mut, stärkt das Selbstvertrauen im Kampf und steht für Potenz. Zähne als Talismane sollen dem Träger die Kraft des Lebewesens verleihen, von dem sie stammen und daher ihre Herkunft nicht verbergen. Skarifizierungen dienen ebenfalls als Ausdruck für Manneskraft, aber auch für Mut oder den Familienstand. Sie sollen sichtbar sein, denn sie demonstrieren Unerschrockenheit vor Schmerz und die Entschlossenheit im Kampf verwundet zu werden. Schmucknarben neben vernarbten Kriegsverletzungen zu zeigen, legt eine ähnliche Lesart nahe. Kader Attia verbindet so das Ästhetische mit dem Politischen. Der Erste Weltkrieg schrieb sich genauso in die restaurativen medizinischen Fortschritte der ästhetischen Chirurgie ein wie koloniale Angriffe in kulturelle Appropriationen durch Ureinwohner. Attias Arbeit initiiert einen Dialog darüber, was passiert, wenn wir Verletzungen nicht kaschieren, Reparatur und Wiederherstellen nicht möglich sind, sondern Transformationen und Etappen einer Entwicklung darstellen - und die Reparatur nicht verbirgt, was sie reparieren soll. |

| Franziska Humphreys Vermintes Gebiet Löcher in der Kausalität: Wolfgang Herrndorfs Sand
| Bertram Lomfeld Ein seltsames Spiel Nicht zu gewinnen: Thomas Schellings The Strategy of Conflict
| Arnd Pollmann Kriegsmüde Demokratie, Völkerbund und Weltbürgerrecht: Kants Zum ewigen Frieden
| Hybris und Kalkül Zynische Verkehrung: Carl Schmitts Die Wendung zum diskriminierenden Kriegsbegriff
| Tillman Vogt Gelage und Gemetzel Unerträglich: Curzio Malapartes Kaputt
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