Das Online-Magazin zur Zeitschrift | HALBJAHRESMAGAZIN polar






polar #19: Krieg und Frieden




EDITORIAL

 
Peter Siller/Bertram Lomfeld
Editorial


INTERVENTION

 
Wilfried Hinsch
Verpflichtet zur Intervention?
Ăśberlegungen aus ethischer Sicht
 
Reinhard Merkel
Demokratischer Interventionismus?
Zwei Modelle einer gescheiterten Idee
 
Mattias Kumm
25 Jahre nach Ende des Kalten Krieges
Der liberal-demokratische Verfassungsstaat zwischen autoritären Herausforderungen und neuen Kriegen
 
 

Heinrich August Winkler

Was bedeutet internationale Verantwortung?

Gedanken zur deutschen AuĂźenpolitik


Das Zeitalter der Extreme: So lautet der einprägsame Titel von Eric Hobsbawms Buch über das 20. Jahrhundert. Über dieses Zeitalter nachzudenken hat kein Land so viel Anlass wie Deutschland. Denn in seiner ersten Hälfte trug das vergangene Jahrhundert einen deutschen Stempel. Das liegt nicht nur an dem maßgeblichen Anteil, den das Deutsche Reich an der Auslösung des Ersten Weltkriegs, der »Urkatastrophe« (George Kennan) des 20. Jahrhunderts, hatte. Es liegt auch daran, dass es ohne aktive deutsche Hilfe die Machtergreifung der russischen Bolschewiki im November 1917 nicht gegeben hätte - ein epochales Ereignis, das aus der Vorgeschichte zweier anderer Machtergreifungen totalitärer Bewegungen, derjenigen der italienischen Faschisten 1922 und jener der deutschen Nationalsozialisten 1933, nicht wegzudenken ist. Dass auf den Ersten Weltkrieg ein Vierteljahrhundert später der Zweite folgte, war durchaus nicht zwangsläufig. Aber auch hier gilt: Ohne die Urkatastrophe von 1914 sind die Folgekatastrophen nicht zu erklären.

Deutschland war kulturell ein Land des Westens. Es hatte die großen europäischen Emanzipationsprozesse seit dem Mittelalter mitvollzogen, ja im Fall der Reformation in Gang gesetzt und Teil gehabt an der europäischen Aufklärung. Wesentlichen politischen Konsequenzen der Aufklärung in Gestalt der Ideen der unveräußer­lichen Menschenrechte, der Volkssouveränität und der repräsentativen Demokratie hatten sich die herrschenden Eliten Deutschlands aber bis ins 20. Jahrhundert hinein verweigert. Der Erste Weltkrieg wurde von den deutschen Kriegsideologen als Kampf der »Ideen von 1914« gegen die Ideen von 1789 geführt. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit fanden ihr Gegenstück im Bekenntnis zu einem starken Staat, zur Volksgemeinschaft und zu einem »deutschen Sozialismus«. Die erste deutsche Demokratie, die Republik von Weimar, galt der politischen Rechten als Produkt der Niederlage, als Staatsform der Sieger und damit als »undeutsch«. Die höchste Steigerung des deutschen Ressentiments gegen den Westen und sein normatives Projekt, die Ideen der Amerikanischen Revolution von 1776 und der Französischen Revolution von 1789, war die Herrschaft des Nationalsozialismus - die »deutsche Katastrophe«, von der der Historiker Friedrich Meinecke 1946 sprach.

Erst nach der zweiten, diesmal totalen Niederlage Deutschlands im 20. Jahrhundert konnte sich die westliche Demokratie in Deutschland, genauer gesagt, in einem Teil Deutschlands, dem westlichen, durchsetzen. Dass es dazu kam, war ein Gemeinschaftswerk der westlichen Alliierten, an ihrer Spitze die Vereinigten Staaten, und der weise gewordenen Weimarer, der Väter und Mütter des Bonner Grundgesetzes, die das »Dritte Reich« überlebt und aus dem Scheitern der Demokratie von 1918/19 Schlussfolgerungen für den Aufbau einer abwehrbereiten und funktionstüchtigen parlamentarischen Demokratie gezogen hatten. Die anfangs höchst umstrittene Westbindung mitsamt dem Beitrag der Bundesrepublik zum westeuropäischen Einigungsprozess, das Werk einer Koalition der rechten Mitte unter Konrad Adenauer, hörte seit der historischen Kurskorrektur der Sozialdemokraten von 1959/60 auf, Gegenstand innenpolitischer Kontroversen zu sein. [...]


 
Anna Geis
Demokratischer Frieden
Eine unerschĂĽtterliche liberale Utopie?
 
Pierre Thielbörger
Grün ist die Hoffnung – und der Krieg?
Der Sicherheitsrat als KlimaschĂĽtzer im 21. Jahrhundert
 
Thorsten Thiel
Cyber, Cyber
Krieg und Frieden in einer vernetzten Welt
 
Stefan Huster/Arnd Pollmann/Wilfried Hinsch/Peter Siller
Ist es links? >Veggieday<



INVENTUR

 
Rebecca Harms
Ukraine, 19. bis 21. Februar 2015
Ein Reisebericht
 
Matthias Schaffrick/Thomas Weitin/Niels Werber
Nicht Krieg, nicht Frieden
Postsouveränes Erzählen und Gegenwartsliteratur
 
Désirée Kaiser
Nicht tot zu kriegen
Zur Resistenz deutscher Feldpost
 
Thomas Kleinheinrich
Flashbacks
Die Auswirkungen von Auslandseinsätzen auf VeteranenInnen und Angehörige
 
Anja Seiler
»Sie haben mich behandelt wie ein Tier«
Zwei FlĂĽchtlingsgeschichten aus Bayern
 
Julia Roth
Living on the Edge
Vom Alltag des Ausnahmezustands in Israel
 
Maja Bächler
Friede, Freude, Sicherheit
Spannungen zwischen Militär, Politik und Gesellschaft
 
Anna-Catharina Gebbers
Die Benutzeroberfläche des Krieges
Situation Rooms vom Theaterkollektiv Rimini Protokoll
 
Johanna-Charlotte Horst
Mein halbes Jahr: ›Literatur‹
Claude Simon – Lew Tolstoi – Theodor W. Adorno
 
Johannes von Weizsäcker
Mein halbes Jahr: ›Musik‹
Laurent Garnier – Motorama – Fujiya Miyagi – Whomadewho – Viet Cong – Stewart Lee
 
Matthias Dell
Mein halbes Jahr: ›Musik‹
Une Jeunesse allemande – Die Folgen der Tat – Beyond Punishment



INTROSPEKTION

 
Milo Rau
Der Frieden des Herzens und der guten Absichten
Eröffnungsrede zu »Das Kongo Tribunal«
 
Bertram Lomfeld
Die Kunst des Prozesses
Realtheater der Weltpolitik
 
John von DĂĽffel/Malin Nagel
Dynastie und Krieg
›Ödipus Stadt‹ von Sophokles, Euripides und Aischylos
 
Bernhard Viel
Bellizistische Insekten
Die Biene Maja und der Erste Weltkrieg
 
Susann Neuenfeldt/Simon Strick
Hallo Karthago/Hallo Rom:>Dein falscher Frieden<
 
Martin Saar
Bildpolitik: >Die normale Streitkraft<
 
Ina Kerner
Leben im Kapitalismus: >Krieg der Trolle<



SCHÖNHEITEN

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