polar #19: Krieg und Frieden
EDITORIAL
INTERVENTION
INVENTUR
INTROSPEKTION
Milo Rau Der Frieden des Herzens und der guten Absichten Eröffnungsrede zu »Das Kongo Tribunal«
| Bertram Lomfeld Die Kunst des Prozesses Realtheater der Weltpolitik
| John von Düffel/Malin Nagel Dynastie und Krieg ›Ödipus Stadt‹ von Sophokles, Euripides und Aischylos
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Bernhard VielBellizistische InsektenDie Biene Maja und der Erste Weltkrieg | Waldemar Bonsels hat sein Märchen für Erwachsene und Kinder, Die Biene Maja, 1912 geschrieben. 1913 dann, am Vorabend des Ersten Weltkrieges, begann die berühmteste Biene der Welt ihren Höhenflug in die Bestsellerlisten rund um den Erdball. Mit Biene Maja ist dem sonst mittelmäßigen Schriftsteller eine farbenfrohe Fabel geglückt, die heute freilich ihren doppelbödigen Reiz aus ihren ideologischen Einschlüssen gewinnt.
Ameisenvölker sind bekanntlich kriegerische Völker. »Den Krieg aber hat kein anderes Geschöpf auf Erden zu solcher Vollkommenheit gebracht, wie Mensch und Ameise. Krieg ist in der menschlichen Natur ebenso begründet, wie in der Ameisennatur [...]. Sie tut darum alles, was in ihrer Macht steht, um bei Verteidigung wie bei Angriff für den Krieg gerüstet zu sein« - so schrieb der populäre Reiseschriftsteller und wilde Erotomane Hanns Heinz Ewers in seiner noch heute unterhaltsam zu lesenden Studie Ameisen. Im ersten Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg war die Neugierde auf das Leben der Insekten europaweit beflügelt worden, nicht zuletzt dank der romanhaft geschriebenen Forschungsberichte des französischen Entomologen Jean Henri Fabre. Weniger friedliebende Geister allerdings suchten in Insektenstaaten auch nach Modellen für militärisch organisierte Gemeinwesen. Bonsels' Erzählmuster folgt dem Bildungsroman oder, um es gelehrter zu sagen: dem Initiationsroman der Goethezeit. Doch wie jedes echte Abenteuer handelt auch Die Biene Maja von Kampf und Krieg. Es kann 1912, auf der Woge der wilhelminischen Begeisterung für Kaiser und Vaterland, bei einem national gesinnten Autor nicht ausbleiben, seine Geschichten mit militärischen Motiven unter Spannung zu setzen. In der Biene Maja erscheint das militärische Motiv zum ersten Mal, als die Heldin nach ihrem Ausbruch aus dem Bienestock auf dem Blatt einer blühenden Rose ausruht und unter sich - einen Zug bewaffneter Ameisen bestaunt: »Sie schritten singend durch den kühlen Graswald und schienen Eile zu haben [...]. Sie waren außerordentlich gut bewaffnet und sahen keck und gefährlich aus.«
Das Bienenvolk in Waffen Bonsels schickt seine Heldin durch einen von käferfressenden Libellen und beutelüsteren Spinnen bevölkerten Garten der Gefahren - Gefahr und Schrecken sind wesentliche Momente ihrer education sentimentale. Endlich gerät Maja in die Gewalt räuberischer Hornissen. Und Bonsels nutzt die Gelegenheit, zu entfalten, was Karl Heinz Bohrer die Ästhetik des Schreckens nannte: »Wenn ihr nur diese glitzernden Ungeheuer nicht solch unsägliches Entsetzen eingeflößt hätten, sie würde sicher über ihre Kraft und Pracht in Entzücken geraten sein. [...] Mit Staunen und Zittern sah sie den Prunk der goldenen Panzer, die den ganzen Leib hinunter mit herrlichen schwarzen Schienen verziert waren, so daß man einen Eindruck von ihnen hatte, wie wohl ein Kind ihn haben mag, das zum erstenmal einen Tiger erblickt.« [...]
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| Susann Neuenfeldt/Simon Strick Hallo Karthago/Hallo Rom:>Dein falscher Frieden<
| Martin Saar Bildpolitik: >Die normale Streitkraft<
| Ina Kerner Leben im Kapitalismus: >Krieg der Trolle<
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SCHÖNHEITEN
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