polar #19: Krieg und Frieden
EDITORIAL
INTERVENTION
INVENTUR
INTROSPEKTION
Milo Rau Der Frieden des Herzens und der guten Absichten Eröffnungsrede zu »Das Kongo Tribunal«
| Bertram Lomfeld Die Kunst des Prozesses Realtheater der Weltpolitik
|
|
John von Düffel/Malin NagelDynastie und Krieg›Ödipus Stadt‹ von Sophokles, Euripides und Aischylos | ›König Ödipus‹ und ›Antigone‹ von Sophokles sind zwei Urtexte des Theaters, der Inbegriff der Tragödie in der abendländischen Tradition. Die Geschichte des sich selbst richtenden Vatermörders und Muttergatten Ödipus und die seiner Tochter Antigone, die gegen die Staatsmacht für die Rechte ihres toten Bruders kämpft, sind eng verflochten. Betrachtet man sie einzeln und nur für sich, wird Antigones Rebellion um ihre Vorgeschichte gebracht und der Fall des Ödipus um seine Folgen - und übersieht, dass Schicksal der Stadt von den Labdakiden abhängig ist.
Beide Stücke sind Teil eines Mythos, sie bedingen einander und beschreiben erst in der Zusammenschau den ganzen Bogen der Geschichte ihrer Figuren. Das gilt nicht nur für Antigone als Vatertochter, sondern auch für ihren Gegenspieler Kreon, der als ihr Onkel und Herrscher von Theben oft nur als Exponent der Staatsraison verstanden wird, in der Gesamterzählung des Mythos aber eine ungeheure Entwicklung durchläuft: vom Ratgeber und Diplomat als Schwager von König Ödipus, über den väterlichen Staatsmann, der seinen jüngsten Sohn opfern muss, bis hin zum Hardliner und Tyrannen. Eine politische Karriere und eine Geschichte der Deformation, die mit dem Schicksal der Stadt Theben und dem seiner Bürger eng verknüpft ist. Im Mythos sind das menschliche und das politische Drama eins, ist das Familiendrama gleichzeitig Gesellschaftsdrama, heißt Genealogie immer auch Dynastie und spiegelt das politische Leben der Stadt, die Krise der Polis. Umso mehr kommt es auf die Zusammenhänge an, die sich in den einzelnen Stücken zwar dramatisch auf den Moment verdichten, aber eigentlich große epische Entwicklungen und Veränderungen umfassen. Deswegen changiert das mythische Drama zwischen Szene und Saga. Das Gewesene und das Kommende, Vergangenheit und Zukunft spielen in jedem Augenblick mit, alles So-Sein der Figuren ist Werden und Gewordensein. Individuation ihrer Selbst, aber auch ihrer Ahnen und Nachkommen. Die Abhängigkeit voneinander, ihre jeweilige Macht zu zerstören und der Möglichkeit ausgesetzt zu sein, zerstört zu werden, führt in der Mythologie zu einem Kampf mit dem Schicksal und um Herrschaftsansprüche. Das Ringen um Selbsterhaltung, das sich in Krieg und Unruhe entäußert, ist hier untrennbar verknüpft mit der Frage nach Schuld und dem Motiv der Vergeltung im Namen der Dynastie. [...] |
| Bernhard Viel Bellizistische Insekten Die Biene Maja und der Erste Weltkrieg
| Susann Neuenfeldt/Simon Strick Hallo Karthago/Hallo Rom:>Dein falscher Frieden<
| Martin Saar Bildpolitik: >Die normale Streitkraft<
| Ina Kerner Leben im Kapitalismus: >Krieg der Trolle<
|
SCHÖNHEITEN
Diese Seite steht zur Zeit nicht zur Verfügung. |
|
nach oben
|
|
|
|