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polar #19: Krieg und Frieden




EDITORIAL

 
Peter Siller/Bertram Lomfeld
Editorial


INTERVENTION

 

Wilfried Hinsch

Verpflichtet zur Intervention?

Ăśberlegungen aus ethischer Sicht


In der Diskussion über humanitäre Interventionen wurde wiederholt das völkerrechtliche Interventionsverbot geltend gemacht, das auch humanitär begründete militärische Eingriffe in fremde Staaten ausschließe. Nur eine Minderheit unter den Völkerrechtlern vertrat bis zum Ende der 1990er Jahre die Auffassung, humanitäre Interventionen ließen sich unter gewissen Bedingungen mit dem geltenden Völkerrecht vereinbaren. Inzwischen hat sich die Rechtslage insofern geändert, als die UN-Vollversammlung auf dem Weltgipfel 2005 eine Resolution verabschiedet hat (GA Res. 60/1), in der humanitäre Interventionen unter Berufung auf ein Prinzip der »Verantwortung zu schützen« de facto legalisiert werden. Resolution 60/1 zeigt, dass unter den Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen mittlerweile ein Konsens besteht, dass der Sicherheitsrat schwere Menschenrechtsverletzungen im großen Maßstab, insbesondere Massenmord, Vertreibungen und Genozid, als Bedrohung des internationalen Friedens ansehen kann und gemäß Kapitel VII der Charta auch befugt ist, militärische Aktionen zu autorisieren. Die Frage, ob militärische Interventionen zum Menschenrechtsschutz unternommen werden sollten oder nicht, lässt sich freilich nicht allein durch ein sorgfältiges Studium des Völkerrechts beantworten.

Argumente gegen humanitäre Interventionen
Ein prinzipielles ethisches oder moralisches Argument (ich verwende »ethisch« und »moralisch« im Folgenden gleichbedeutend) gegen den militärischen Menschenrechtsschutz macht geltend, dass die Tötung Unschuldiger kategorisch verboten sei. Da in allen Interventionen die Tötung Unschuldiger in Kauf genommen werden müsse, könne militärische Gewalt auch mit humanitären Gründen niemals ethisch gerechtfertigt sein. Der Grundgedanke des Arguments ist wohl unbestreitbar: Was eine humanitäre Intervention rechtfertigt, sind gewaltsame Angriffe auf Zivilbevölkerungen, die schwere Menschenrechtsverletzungen darstellen und verhindert werden müssen. Eine aus humanitären Gründen intervenierende Streitmacht muss deshalb eben dies vor allem anderen vermeiden: ihrerseits die Menschenrechte der Zivilbevölkerung des Landes, in das interveniert wird, zu verletzen - allen voran das Menschenrecht auf Leben. Zwei Kommentare zum vermeintlich kategorischen Verbot der Tötung Unschuldiger erscheinen gleichwohl angebracht: [...]


 
Reinhard Merkel
Demokratischer Interventionismus?
Zwei Modelle einer gescheiterten Idee
 
Mattias Kumm
25 Jahre nach Ende des Kalten Krieges
Der liberal-demokratische Verfassungsstaat zwischen autoritären Herausforderungen und neuen Kriegen
 
Heinrich August Winkler
Was bedeutet internationale Verantwortung?
Gedanken zur deutschen AuĂźenpolitik
 
Anna Geis
Demokratischer Frieden
Eine unerschĂĽtterliche liberale Utopie?
 
Pierre Thielbörger
Grün ist die Hoffnung – und der Krieg?
Der Sicherheitsrat als KlimaschĂĽtzer im 21. Jahrhundert
 
Thorsten Thiel
Cyber, Cyber
Krieg und Frieden in einer vernetzten Welt
 
Stefan Huster/Arnd Pollmann/Wilfried Hinsch/Peter Siller
Ist es links? >Veggieday<



INVENTUR

 
Rebecca Harms
Ukraine, 19. bis 21. Februar 2015
Ein Reisebericht
 
Matthias Schaffrick/Thomas Weitin/Niels Werber
Nicht Krieg, nicht Frieden
Postsouveränes Erzählen und Gegenwartsliteratur
 
Désirée Kaiser
Nicht tot zu kriegen
Zur Resistenz deutscher Feldpost
 
Thomas Kleinheinrich
Flashbacks
Die Auswirkungen von Auslandseinsätzen auf VeteranenInnen und Angehörige
 
Anja Seiler
»Sie haben mich behandelt wie ein Tier«
Zwei FlĂĽchtlingsgeschichten aus Bayern
 
Julia Roth
Living on the Edge
Vom Alltag des Ausnahmezustands in Israel
 
Maja Bächler
Friede, Freude, Sicherheit
Spannungen zwischen Militär, Politik und Gesellschaft
 
Anna-Catharina Gebbers
Die Benutzeroberfläche des Krieges
Situation Rooms vom Theaterkollektiv Rimini Protokoll
 
Johanna-Charlotte Horst
Mein halbes Jahr: ›Literatur‹
Claude Simon – Lew Tolstoi – Theodor W. Adorno
 
Johannes von Weizsäcker
Mein halbes Jahr: ›Musik‹
Laurent Garnier – Motorama – Fujiya Miyagi – Whomadewho – Viet Cong – Stewart Lee
 
Matthias Dell
Mein halbes Jahr: ›Musik‹
Une Jeunesse allemande – Die Folgen der Tat – Beyond Punishment



INTROSPEKTION

 
Milo Rau
Der Frieden des Herzens und der guten Absichten
Eröffnungsrede zu »Das Kongo Tribunal«
 
Bertram Lomfeld
Die Kunst des Prozesses
Realtheater der Weltpolitik
 
John von DĂĽffel/Malin Nagel
Dynastie und Krieg
›Ödipus Stadt‹ von Sophokles, Euripides und Aischylos
 
Bernhard Viel
Bellizistische Insekten
Die Biene Maja und der Erste Weltkrieg
 
Susann Neuenfeldt/Simon Strick
Hallo Karthago/Hallo Rom:>Dein falscher Frieden<
 
Martin Saar
Bildpolitik: >Die normale Streitkraft<
 
Ina Kerner
Leben im Kapitalismus: >Krieg der Trolle<



SCHÖNHEITEN

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