polar #19: Krieg und Frieden
EDITORIAL
INTERVENTION
INVENTUR
INTROSPEKTION
Milo Rau Der Frieden des Herzens und der guten Absichten Eröffnungsrede zu »Das Kongo Tribunal«
| Bertram Lomfeld Die Kunst des Prozesses Realtheater der Weltpolitik
| John von Düffel/Malin Nagel Dynastie und Krieg ›Ödipus Stadt‹ von Sophokles, Euripides und Aischylos
| Bernhard Viel Bellizistische Insekten Die Biene Maja und der Erste Weltkrieg
| Susann Neuenfeldt/Simon Strick Hallo Karthago/Hallo Rom:>Dein falscher Frieden<
| Martin Saar Bildpolitik: >Die normale Streitkraft<
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Ina KernerLeben im Kapitalismus: >Krieg der Trolle< | Wer jemals im Visier von Trollen war, weiß, dass Krieg nicht physisch sein muss. »Für eine Weile musste ich alle meine sozialen Medien abstellen - sonst wäre ich durchgedreht«, meinte dazu jüngst K., die seinerzeit am #aufschrei über die Herrenwitze des Rainer Brüderle beteiligt war und sich in der Folge einem veritablen, und seinerseits als Phänomen inzwischen sprichwörtlichen Shitstorm ausgesetzt sah. Dass der massiv unter die Gürtellinie zielte, muss fast nicht dazugesagt werden, da es sich leider von selbst versteht. Brüderle hatte sich noch mit Oberweiten begnügt - immerhin, möchte man im Vergleich fast sagen. Denn auf dem Kampfplatz der antifeministischen Trolle scheint die Vergewaltigungsphantasie und -drohung ebenso verbreitet wie die physische Vergewaltigung im materiellen Krieg. Diese ist vermutlich immer viel schlimmer als jene. Das macht jene aber keineswegs harmlos. Kaum auszumalen, was das für Typen sein müssen, die hieraus Befriedigung ziehen. Falls es um Befriedigung überhaupt gehen sollte im antifeministischen Trollkampf. Vielleicht kriegt das die empirische Sozialforschung eines Tages raus.
Nun ist der Krieg im Netz, der so gern von rechts nach links geführt wird, keineswegs auf diese Konstellation beschränkt. Auch im (vermeintlich) linken Lager teilt man anonymisiert heftig aus. Und versprühen die rechten Trolle oftmals reinen Hass, ist die linke Waffe der Wahl die Moral. Genauer: Der Moralismus. Ein Moralismus, der sich besonders gern gegen Ähnlichgesinnte zu richten scheint, anstatt Reaktionäre anzugreifen, oder die Brüderles dieser Welt. Vielleicht, weil die Ähnlichgesinnten in diesen Fällen weniger schnell ihre sozialen Medien abstellen. Auch das ist hoffentlich irgendwann erforscht. Noch besser wäre freilich, es hörte auf. Denn natürlich sind auch die linken Trollangriffe nicht nur verstörend, sondern vor allem destruktiv. Das gilt besonders, wenn sie im Gewand des Richtigen lanciert werden. Wenn sie das Richtige für sich reklamieren und ihren Gegner_innen kategorisch absprechen. Ohne Widerrede, ohne Raum für Rückfragen, ohne jedes Interesse an Verhandlung. Ziel ist dann die Zerstörung, niemals die Versöhnung. Es sind selbsterklärte Kriege gegen das Falsche. [...]
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SCHÖNHEITEN
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