





polar #19: Krieg und Frieden
EDITORIAL
INTERVENTION
INVENTUR
INTROSPEKTION
Milo Rau Der Frieden des Herzens und der guten Absichten Eröffnungsrede zu »Das Kongo Tribunal«
| Bertram Lomfeld Die Kunst des Prozesses Realtheater der Weltpolitik
| John von Düffel/Malin Nagel Dynastie und Krieg ›Ödipus Stadt‹ von Sophokles, Euripides und Aischylos
| Bernhard Viel Bellizistische Insekten Die Biene Maja und der Erste Weltkrieg
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Susann Neuenfeldt/Simon StrickHallo Karthago/Hallo Rom:>Dein falscher Frieden< | Rom, mein Schmerzbruder, im alten Europa habe ich zum ersten Mal den Krieg in deinen Augen gesehen. Er loderte dort. er gehörte mir, nur mir. Deine Tränen, dein falscher Frieden, gehörte einer anderen. Der Krieg war unser Element. Jeder Buchstabe eine Speerspitze, Jedes Wort von dir ein Messerstich in meiner Brust. Deine Texte hallten wie Kanonendonner in mein totes Land. Von woher kam dein Krieg zu mir? Aus der kleinbürgerlichen Burg deines Westens? Aus den Marmeladengläsern, die Du auswäscht und aufhebst? Meine Liebe zu Dir war eine Kriegserklärung gegen mich selbst. jeden, den ich liebte, habe ich ins Feld geschickt. sie haben Dir Gläser an den Kopf geworfen, Dich geküsst, Dich väterlich umarmt. Alle habe ich an Dich verloren. Meine Waffen sind stumpf geworden, sie treffen Dich schon lange nicht mehr dort, wo das Feuer in Deinen Augen brennt. Was passiert, wenn man Dir zu nahe kommt? Was passiert, wenn man mit dem Klassenfeind sein Bett teilt, von seinen Tellern isst, aus seinen Pfandflaschen trinkt? Deine steinmauern haben mich zu einem Sitzkrieg verdammt. Dein Burgfrieden - ein schleichender Krieg - lässt uns Den Schmerz nicht mehr fühlen, von dem unsere Kinder im Schlaf hochschrecken. meine arbeit ist gemacht, geliebtes Rom, und Du gehst lieber rauchen. Ich werde nie mehr zurückkommen, wie Du sagst. denn Worte leben, und leben kann man nicht zurücknehmen. hier und jetzt ist das Ende unseres Krieges.Karthago, a. D. [...]
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| Martin Saar Bildpolitik: >Die normale Streitkraft<
| Ina Kerner Leben im Kapitalismus: >Krieg der Trolle<
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SCHÖNHEITEN
Patrick Thor Das höchste Spiel Von der Welt als Western: Cormac McCarthys Blood Meridian Or The Evening Redness in the West
| Christoph Raiser Irre Krieg und Klischee: The Incal von Alejandro Jodorowsky und Moebius
| Robin Celikates Happy Days Kriegsfolgen und Vatervergötterung: Kenzaburo Ôes The Day He Himself Shall Wipe My Tears Away
| Anna-Catharina Gebbers Zähne Zeigen Reparatur als Transformation: Kader Attias The Repair
| Franziska Humphreys Vermintes Gebiet Löcher in der Kausalität: Wolfgang Herrndorfs Sand
| Bertram Lomfeld Ein seltsames Spiel Nicht zu gewinnen: Thomas Schellings The Strategy of Conflict
| Arnd Pollmann Kriegsmüde Demokratie, Völkerbund und Weltbürgerrecht: Kants Zum ewigen Frieden
| Hybris und Kalkül Zynische Verkehrung: Carl Schmitts Die Wendung zum diskriminierenden Kriegsbegriff
| Tillman Vogt Gelage und Gemetzel Unerträglich: Curzio Malapartes Kaputt
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