polar #19: Krieg und Frieden
EDITORIAL
INTERVENTION
INVENTUR
Rebecca Harms Ukraine, 19. bis 21. Februar 2015 Ein Reisebericht
| Matthias Schaffrick/Thomas Weitin/Niels Werber Nicht Krieg, nicht Frieden Postsouveränes Erzählen und Gegenwartsliteratur
| Désirée Kaiser Nicht tot zu kriegen Zur Resistenz deutscher Feldpost
| Thomas Kleinheinrich Flashbacks Die Auswirkungen von Auslandseinsätzen auf VeteranenInnen und Angehörige
| Anja Seiler »Sie haben mich behandelt wie ein Tier« Zwei Flüchtlingsgeschichten aus Bayern
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Julia RothLiving on the EdgeVom Alltag des Ausnahmezustands in Israel | Wenn die Enkelkinder zu Besuch kommen, schlafen sie gleich im Schutzbunker. Das ist praktischer, denn dann muss Ralph Lewinson sie nicht extra wecken, wenn es Raketenalarm gibt. Der Raum ist gemütlich eingerichtet, eine rote Schlafcouch, gegenüber ein Fernseher. Ganz oben auf dem Bücherregal liegen Gasmasken. Wir befinden uns im säkularen Kibuzz Kfar Aza in Israel, zwei Kilometer Luftlinie vom Gazastreifen entfernt, wo 200 Familien leben. Jedes Haus verfügt über einen solchen Schutzbunker, bezahlt von der israelischen Regierung. Auch der Kindergarten und der Spielplatz haben einen, denn von überall im Kibuzz soll man innerhalb von 15 Sekunden in Sicherheit sein. Die Kinder wissen das, und wenn sie bei Alarm außerhalb des Kibuzz-Geländes unterwegs sind, legen sie sich in den Straßengraben. Der Ausnahmezustand ist hier Normalzustand, die permanente Kriegssituation gehört zum Alltag.
Günstig studieren am Gaza-Streifen In Sderot, nur wenige Kilometer vom Kibuzz entfernt, aber auch nur in 1,5 Kilometer Entfernung zum Gaza-Streifen, liegt das Sapir College, eine der renommiertesten Universitäten des Landes. Auf dem Hof surfen Studierende im Internet, einige Studentinnen tragen Kopftuch. Es mutet absurd an, an einem solchen Ort zu studieren. Der Grund ist schnell gefunden: am Sapir College ist das Studium viel billiger als an einer der privaten Unis, erklärt uns die Studentin Sivan. Außerdem finde man in Sderot viel einfacher einen Job, um das Studium zu finanzieren. Die Stadt wirkt gespenstisch leer, die Straßenränder sind gesäumt von Wahlplakaten russisch-jüdischer Einwanderer, die hier in der Mehrheit sind. Es ist an solchen Grenzlinien, oder Borderlands, in denen die Hauptkonfliktlinien dieses schwer fassbaren Landes ein wenig greifbarer werden.
Auch die Grüne Linie der Sperranlage zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten gräbt sich als eine solche ins Bewusstsein. Lydia Aisenberg spricht hier von »einer beinahe Monty-Python-haften Situation, die wir in diesem Land permanent haben.« Sie arbeitet seit langem für die Bildungseinrichtung Givat Haviva, 1949 aus der Kibbuz Ha'artz-Bewegung gegründet. Die Organisation setzt sich für die jüdisch-arabische Verständigung ein, mit dem Ziel, durch Bildungs- und Friedensarbeit die Integration der stark diskriminierten arabischen Minderheit in den jüdischen Staat zu fördern. Seit der Errichtung der Sperranlage ist die Anzahl der Selbstmordattentate deutlich zurück gegangen. Doch zu einem hohen Preis, denn nun herrscht Kalte-Kriegs-Stimmung. Die Bewohner des arabischen Parts des zweigeteilten Dorfs Barta'a an der Grünen Linie müssen die Grenze täglich überqueren, um im anderen Teil des Ortes, der auf israelischem Gebiet liegt, zu arbeiten. Denn während der Mindestlohn in Israel bei 23 Schekel liegt, verdienen die Palästinenser im arabischen Teil des Dorfes weniger als die Hälfte, rund zehn Schekel. Die Kontrollen sind streng, die Stimmung bedrückend, die Sonne brennt sengend heiß auf den kleinen spärlich ausgestatteten Spielplatz neben dem Kontrollpunkt. [...]
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| Maja Bächler Friede, Freude, Sicherheit Spannungen zwischen Militär, Politik und Gesellschaft
| Anna-Catharina Gebbers Die Benutzeroberfläche des Krieges Situation Rooms vom Theaterkollektiv Rimini Protokoll
| Johanna-Charlotte Horst Mein halbes Jahr: ›Literatur‹ Claude Simon – Lew Tolstoi – Theodor W. Adorno
| Johannes von Weizsäcker Mein halbes Jahr: ›Musik‹ Laurent Garnier – Motorama – Fujiya Miyagi – Whomadewho – Viet Cong – Stewart Lee
| Matthias Dell Mein halbes Jahr: ›Musik‹ Une Jeunesse allemande – Die Folgen der Tat – Beyond Punishment
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INTROSPEKTION
SCHÖNHEITEN
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