Das Online-Magazin zur Zeitschrift | HALBJAHRESMAGAZIN polar






polar #19: Krieg und Frieden




EDITORIAL

 
Peter Siller/Bertram Lomfeld
Editorial


INTERVENTION

 
Wilfried Hinsch
Verpflichtet zur Intervention?
Ăśberlegungen aus ethischer Sicht
 
Reinhard Merkel
Demokratischer Interventionismus?
Zwei Modelle einer gescheiterten Idee
 
Mattias Kumm
25 Jahre nach Ende des Kalten Krieges
Der liberal-demokratische Verfassungsstaat zwischen autoritären Herausforderungen und neuen Kriegen
 
Heinrich August Winkler
Was bedeutet internationale Verantwortung?
Gedanken zur deutschen AuĂźenpolitik
 
Anna Geis
Demokratischer Frieden
Eine unerschĂĽtterliche liberale Utopie?
 
Pierre Thielbörger
Grün ist die Hoffnung – und der Krieg?
Der Sicherheitsrat als KlimaschĂĽtzer im 21. Jahrhundert
 
 

Thorsten Thiel

Cyber, Cyber

Krieg und Frieden in einer vernetzten Welt


Cyberwar hat in der letzten Dekade eine immer breitere politische und mediale Aufmerksamkeit erfahren. Die digitale Infrastruktur moderner Gesellschaften gilt als hochkomplex und nur von wenigen verstanden, die Angewiesenheit moderner Gesellschaften auf sie zugleich aber als absolut. Die nahezu vollständige Digitalisierung unserer Wissensbestände und die Vernetzung des Alltags erzeugen insofern nicht nur Produktivität und Bequemlichkeit, sondern gewissermaßen als ein Nebenprodukt auch ein gesellschaftsweites Gefühl von Verletzlichkeit. Cyberwar bzw. Cyberterrorismus sind im Zuge dieser Entwicklung in den Rang schwerwiegender Sicherheitsbedrohungen aufgestiegen. Regierungen organisieren Abwehrmaßnahmen, private Sicherheitsdienste prosperieren und in den Medien wird regelmäßig und im Tonfall größter Besorgnis über Angriffe und Schwachstellen berichtet - etwa zuletzt im Fall des Bundestags-Hacks. Die Furcht vor einem digitalen »Pearl Harbour«, so der ehemalige amerikanische Verteidigungsminister Leon E. Panetta, ist groß. Das gegenwärtige Aufbrechen geopolitischer Rivalitäten bildet zudem eine wirksame Hintergrundfolie dafür, Ängste vor dem Krieg aus dem Netz zu schüren.

Schon eine lose Aufzählung von gemeinhin mit dem Schlagwort Cyberwar umschriebenen Ereignissen zeigt jedoch, dass die Übertragung der Begrifflichkeit des Krieges in die Welt der Bits und Bytes weder einfach noch einheitlich ist. Unter Cyberwar wird häufig ganz umfassend und undifferenziert alles subsumiert, was man mit Computern so Bedrohliches anstellen kann. Der Ausdruck öffnet einen sehr diffusen Projektionsraum: Von der Spionage bis zur Blockade, von der Sabotage hin zum Datendiebstahl - fast alles kann als Angriff markiert und somit als der Logik des Krieges zugehörig interpretiert werden. Mit häufig bedenklichen Folgen für den Rechtsstaat und die Demokratie - etwa wenn digitaler ziviler Ungehorsam nicht nur kriminalisiert, sondern häufig sogar in den juristischen Kontext von Terrorismus- und Spionageparagraphen gestellt wird.

Das Konzept des Krieges, welches in anderen Instanzen wie dem War on Drugs oder dem War on Terrorism bereits ungemein geweitet wurde, wird mit dem Cyberwar noch ein weiteres Mal ausgedehnt. Klassische Merkmale des Krieges - wie physische Gewalt oder anhaltende Auseinandersetzungen - lassen sich für die bisherigen Cyberereignisse kaum feststellen. Selbst relativ klar dem Begriff zuzuordnende Ereignisse, etwa die digitalen Scharmützel am Rande des Krieges zwischen Georgien und Russland 2008 oder Stuxnet (der Angriff auf die iranischen Nuklearfähigkeiten, dem durch die Zerstörung der Zentrifugen sogar eine physische Komponente eigen ist), müssen eher als strategische und isolierte Aktionen betrachtet werden. Diese können einen Konflikt anheizen und taktische oder strategische Bedeutung haben, sind jedoch eigentlich nicht sinnvoll eigenständig als Krieg zu klassifizieren. Was jedoch passiert, wenn diese Gleichsetzung erfolgt, ist, dass Cyber-Attacken zunehmend auch konventionell vergolten werden dürfen, wie sich etwa in der Verschärfung von Sanktionen gegenüber Nordkorea durch die Vereinigten Staaten zeigte, nachdem dem dortigen Regime die Verantwortung für den Sony-Hack zugeschrieben wurde. [...]


 
Stefan Huster/Arnd Pollmann/Wilfried Hinsch/Peter Siller
Ist es links? >Veggieday<



INVENTUR

 
Rebecca Harms
Ukraine, 19. bis 21. Februar 2015
Ein Reisebericht
 
Matthias Schaffrick/Thomas Weitin/Niels Werber
Nicht Krieg, nicht Frieden
Postsouveränes Erzählen und Gegenwartsliteratur
 
Désirée Kaiser
Nicht tot zu kriegen
Zur Resistenz deutscher Feldpost
 
Thomas Kleinheinrich
Flashbacks
Die Auswirkungen von Auslandseinsätzen auf VeteranenInnen und Angehörige
 
Anja Seiler
»Sie haben mich behandelt wie ein Tier«
Zwei FlĂĽchtlingsgeschichten aus Bayern
 
Julia Roth
Living on the Edge
Vom Alltag des Ausnahmezustands in Israel
 
Maja Bächler
Friede, Freude, Sicherheit
Spannungen zwischen Militär, Politik und Gesellschaft
 
Anna-Catharina Gebbers
Die Benutzeroberfläche des Krieges
Situation Rooms vom Theaterkollektiv Rimini Protokoll
 
Johanna-Charlotte Horst
Mein halbes Jahr: ›Literatur‹
Claude Simon – Lew Tolstoi – Theodor W. Adorno
 
Johannes von Weizsäcker
Mein halbes Jahr: ›Musik‹
Laurent Garnier – Motorama – Fujiya Miyagi – Whomadewho – Viet Cong – Stewart Lee
 
Matthias Dell
Mein halbes Jahr: ›Musik‹
Une Jeunesse allemande – Die Folgen der Tat – Beyond Punishment



INTROSPEKTION

 
Milo Rau
Der Frieden des Herzens und der guten Absichten
Eröffnungsrede zu »Das Kongo Tribunal«
 
Bertram Lomfeld
Die Kunst des Prozesses
Realtheater der Weltpolitik
 
John von DĂĽffel/Malin Nagel
Dynastie und Krieg
›Ödipus Stadt‹ von Sophokles, Euripides und Aischylos
 
Bernhard Viel
Bellizistische Insekten
Die Biene Maja und der Erste Weltkrieg
 
Susann Neuenfeldt/Simon Strick
Hallo Karthago/Hallo Rom:>Dein falscher Frieden<
 
Martin Saar
Bildpolitik: >Die normale Streitkraft<
 
Ina Kerner
Leben im Kapitalismus: >Krieg der Trolle<



SCHÖNHEITEN

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