





polar #14: Sex und Befreiung
EDITORIAL
ERWIDERUNG
ERREGUNG
EMANZIPATION
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| Susann Neuenfeldt/Simon Strick Hallo Rom/Hallo Karthago: >Nacht für Nacht<
| Martin Saar >SeXXX!<
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Ina KernerLeben im Kapitalismus: >Jyoti Singh und der Feminismus in Indien< | Am 29. Dezember 2012 starb Jyoti Singh, eine Physiotherapiestudentin aus Neu-Delhi, an den Folgen ihrer Verletzungen durch eine Gruppenvergewaltigung. Die junge Frau hatte in einem Bus gesessen, mit ihrem Freund, auf dem Heimweg nach dem Kino. Sie habe aufbegehrt und man habe ihr eine Lektion erteilen wollen, wurde einer der Täter später in den Medien zitiert. Radikalfeministisch gewendet hieße das, dass zur Gewalt pervertierte Sexualität als Kampfmittel gegen weibliche Unmutsäußerungen eingesetzt wurde. Das ist grundsätzlich kein originär indischer Gedanke – »der muss man es wohl mal wieder richtig besorgen« hat es auch bei uns bis zur Redewendung geschafft. Zwar ist das nicht ganz das Gleiche, aber es ist dennoch ein Symptom.
Auf jeden Fall begehrten in der Folge die indischen Feministinnen auf. »Indian women vandalise Mumbai bar over ›rapist‹ cocktail«, vermeldete die Online-Ausgabe des Guardian vier Tage nach dem Tod des Opfers, und postete dazu einen kurzen Film, in dem adrette Damen in schicken Saris aufgebracht Rabatz machen; die Frauen, so der Guardian, waren Mitglieder der Regierungspartei, zerrissen Getränkekarten, attackierten den Barmann und verlangten die Verhaftung der Besitzer. Der Filmemacher Rahul Roy schrieb etwa zur gleichen Zeit auf hardnews.com, Maskulinität sei ein Polizeisystem, dass das minutiöse Funktionieren aller Hierarchien gewährleiste. Es käme in olivgrün, in safrangelb und in anderen Farben daher, in jedem Falle aber mit Gewaltandrohung; »exzellente Analyse«, lautete ein Kommentar, die Idee, dass Vergewaltigung die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln ist, schlage die Brücke zu einem Verständnis von Vergewaltigung im Dienste der Kaste, des Staates oder urbaner Räume.
Das sehen die Hindu-Nationalisten anders. Der Kopf der Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS), laut Wikipedia eine »radikal-hinduistische, hierarchisch strukturierte Kaderorganisation«, erklärte Vergewaltigungen in Reaktion auf die Vorfälle in Delhi zu einem urbanen Phänomen, das in den ländlichen Regionen des Landes nicht vorkomme. Dies liege daran, dass die Städte unter westlichem Einfluss stünden. Die Gruppenvergewaltigung resultiere nämlich aus der Übernahme der westlichen Kultur in Indien, die wiederum zu einer Erosion indischer Werte geführt habe. [...]
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