polar #14: Sex und Befreiung
EDITORIAL
ERWIDERUNG
ERREGUNG
EMANZIPATION
Mark Greif Im Hochsommer der Sexkinder Plädoyer für die Wiederentdeckung des Erwachsenseins
| Susann Neuenfeldt/Simon Strick Hallo Rom/Hallo Karthago: >Nacht fĂĽr Nacht<
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Martin Saar>SeXXX!< | Wie grelle Markierungen stechen aus Eigennamen von Porno-Stars oder Erotik-Kinos drei großgeschriebene Buchstaben heraus: »XXX« steht für Sex, Verbot, Explizitheit, als ob die drei großen Buchstaben selbst ausrufen: schaut her, hier ist das, was Ihr nicht sehen sollt, aber sehen wollt! Die Vorgeschichte dieser Assoziation zwischen den drei Buchstaben und ihrer nicht ganz nahe liegenden Bedeutung, die mit der jüngsten Einführung der Adressendung ».xxx« für entsprechende Angebote und Dienstleistungen im Internet an ihr vorläufiges Ende kommt, ist allerdings kulturgeschichtlich interessant: Der Buchstabe »X« wurde seit den 1950er Jahren in etlichen Ländern (wie England oder Frankreich) in den offiziellen Klassifikationssystemen Büchern und Filmen zugeteilt, deren Vertrieb aus Jugend- oder Sittenschutzgründen stark eingeschränkt ist, er ist also ein moderner Nachfahre der Zensurmarkierungen. In den USA konnten Filmproduzenten auch ohne offizielle Prüfung ihren Produkten präventiv selbst eine X-Markierung geben. Da aber nichts so sehr reizt wie der Hinweis auf Verbot oder Tabu, wurde aus dem Restriktionsmakel ein Verkaufsargument, und die komplett inoffizielle und selbstgewählte Steigerung durch Vervielfachung der Buchstaben folgt dieser Logik: Noch schärfer, noch verbotener, noch härter.
Eine solche Umwertung eines Zeichens, die einen Unwert in einen Wert ummünzt, ist vielleicht nicht viel mehr als ein Symptom dafür, dass die fortgeschrittene Kommerzialisierung aller Lebensbereiche auch vor den Körpern und der Moral nicht Halt macht. Vielleicht ist es aber auch nur ein Hinweis darauf, dass es nie ganz absehbar ist, welches Symbol wofür stehen wird, und dass die Bilder und Zeichen nie ganz denen gehören, die sie ausgeben, sondern auch denen, die sie zirkulieren lassen. Und da sich nichts so schnell vernutzt wie der Reiz dessen, was verboten erscheint und doch total verfügbar ist, könnte man sich vorstellen, dass in wenigen Jahren die schreierische Buchstabenkette so niedlich wirken wird wie ein antiquiertes Schimpfwort. |
| Ina Kerner Leben im Kapitalismus: >Jyoti Singh und der Feminismus in Indien<
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SCHÖNHEITEN
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