Das Online-Magazin zur Zeitschrift | HALBJAHRESMAGAZIN polar






polar #14: Sex und Befreiung




EDITORIAL

 
Peter Siller/Bertram Keller
Editorial



ERWIDERUNG

 
Greta Christina
Was zählt?
Zur Grauzone zwischen Sex und Nicht-Sex
 
Gunter Schmidt
Befreiung der Sexualität? Befreiung durch Sexualität?
Zur Problematik des Begriffs »sexuelle Freiheit«
 
Andrea Roedig
Unterm SpaĂź riecht es nach Angst
Wie der Feminismus seinen Sex verlor
 
Pınar Selek
Gegen die Wand der Maskulinität
Wie der Feminismus dazu beiträgt, die Logik des Krieges in der Türkei zu überwinden
 
Kathrin Ganz
Der Druck muss raus
Sexualaufklärung ohne Unsicherheitskultur
 
Holly Davis
Verhärtete Fronten
FĂĽr eine Waffenruhe in der Prostitutionsdebatte
 
Stefan Gosepath
Sex und Gerechtigkeit
Passen Justitia und Venus zusammen?
 
Interview Peaches
»Die sexuelle Revolution war männlich«
 
Corinna Mieth/Arnd Pollmann/Klaus GĂĽnther/Peter Siller
Ist es links? >Sexuelle Gerechtigkeit<



ERREGUNG

 

Anna-Katharina MeĂźmer

Fragen Sie Ihren örtlichen Vagina-Designer

Ăśber Intimchirurgie und das Scheitern


Sex scheitert. Ununterbrochen. Und er scheitert an den problematischen Voraussetzungen der »Natur«. Der Penis nicht hart oder nicht groß genug, die Vagina zu weit, störender »Gewebeüberschuss« an der einen Stelle, zu wenig stimulierbares Gewebe an einer anderen. Wissenschaftliche Studien attestieren über 50 Prozent aller Männer Erektionsprobleme und bis zu 90 Prozent aller Frauen klitorale und/oder vaginale Erregungsstörungen. Angesichts dieser Daten verwundert es bisweilen, dass Menschen überhaupt Sex haben.

Der menschliche »natürliche« Körper scheint für einen lustvollen, heterosexuellen Penetrationsakt nicht geschaffen. Und so finden sich auf dem Kontinuum möglicher genitaler Selbstbearbeitungen zwischen Intimwaschlotion und Vaginalverengung zahlreiche Enhancement-Methoden, die besseren Sex und intensivere Orgasmen versprechen.

Nach den Sex-Ratgebern der 1990er–2000er Jahre – die ganz im Sinne der heteronormativ gerahmten, kapitalistischen Steigerungslogik Titel wie Die perfekte Liebhaberin trugen – stehen nun die Genitalien als zu bearbeitendes Material im Mittelpunkt. Gegen vaginale Erregungsstörungen können Frauen im Pelvic-Spa ihre Vaginalmuskulatur trainieren und anschließend im Wellness-Programm wieder entspannen. Männern hingegen steht eine ganze Reihe von Arzneimitteln zur Verfügung, die statt erektiler Dysfunktion Omnipotenz versprechen. Und wer sich bei der Penetration mehr Reibung zwischen Penis und Vagina wünscht, greift auf Penis-Pumpen und Cremes zur Vaginalverengung zurück. Sind diese Möglichkeiten ausgeschöpft oder nicht »zielführend«, kann der Körper nun auch mittels Intimchirurgie optimiert werden.

Der spurenlose Körper
Mit Intimchirurgie werden oftmals Methoden zur Penisvergrößerung assoziiert, ein Phänomen, das in erster Linie aus dem Spamfilter des E-Mail-Postfachs bekannt ist. In der Tat gibt es verschiedene kosmetisch-chirurgische Eingriffe am männlichen Genital, doch werden jene Operationen eher selten durchgeführt – valide Zahlen gibt es nicht. Zudem stehen die verschiedenen Fachgesellschaften für Ästhetische und Plastische Chirurgie der operativen Bearbeitung des männlichen Gliedes aus kosmetischen Gründen eher kritisch gegenüber. Die weibliche Intimchirurgie hingegen hat sich in den vergangenen Jahren als Feld etabliert und verzeichnet derzeit enorme Wachstumsraten. Allein von 2010 auf 2011 hat sich die Zahl der Eingriffe mehr als verdoppelt – Tendenz weiter steigend. Zumeist unter dem Stichwort »Vaginalverjüngung« wird eine Vielzahl kosmetischer Eingriffe an Vulva und Vagina angeboten, die jegliche Spuren von Geburt, (sexueller) Erfahrung und Alter zu tilgen versprechen: Frauen lassen sich die Vagina straffen, den G-Punkt aufspritzen, am Venushügel Fett absaugen und die Schamlippen verkleinern. Im Paket gibt es die Eingriffe als »Geburtsfolgenkorrektur «. Als Begründung dient meist die verbesserte Sexualität der Patientin (und ihres Partners). Auch werben immer mehr Kliniken damit, dass die Vagina einer Frau an die Gegebenheiten ihres Partners angepasst werden kann. Sexualität und Partnerschaft werden hier zur Körperarbeit – vorzugsweise vollzogen am Körper der Frau. [...]


 
Svenja Flaßpöhler
Alles Porno
Sex im Burnout-Zeitalter
 
Julia Seeliger
Macht Euch mal locker
Dates, Porno und Liebe im Internet
 
Volker Woltersdorff
VernĂĽnftige Unvernunft?
Zur Lust am Spiel mit der Macht
 
Silvio Wirth
Den Tiger reiten
Tantra als Beitrag zu einer erotischen Kultur
 
Cordelia Fine
Abschied von der Pappkameraden- Feministin
Neurosexismus und Wissenschaftsgläubigkeit
 
Henriette Fiebig
Kopulierende Breitrandschildkröten n
Wie Online-Enzyklopädisten sich (nicht nur) hehren Zielen verschreibe
 
Amely Wahnschaffe
Liebe, Schmerz, Hoffnung
Ein paar Sexualitäten, vom Therapeutensessel aus gesehen
 
Aletta Diefenbach
Daphne und Alex
Eine Ur(bett)szene der sexuellen Befreiung
 
Johann S. Ach
Mensch und Tier
Bundesrats-Drucksache (300/1/12): Zur aktuellen Debatte um »Tierbordelle«
 
Marie Schmidt
Mein Halbes Jahr: >Literatur<
Jean Clam – Miranda July – Byung-Chul Han
 
Johannes von Weizsäcker
Mein Halbes Jahr: >Musik<
Sasha Grey – aTelecine – Carter Tutti Void – Throbbing Gristle – Factory Floor – Frank Ocean – Jon Spencer Blues Explosion – Ghikas-Walshe
 
Matthias Dell
Mein Halbes Jahr: >Film<
Zero Dark Thirty – Silver Linings Playbook – Paradies: Liebe



EMANZIPATION

 
Mark Greif
Im Hochsommer der Sexkinder
Plädoyer für die Wiederentdeckung des Erwachsenseins
 
Susann Neuenfeldt/Simon Strick
Hallo Rom/Hallo Karthago: >Nacht fĂĽr Nacht<
 
Martin Saar
>SeXXX!<
 
Ina Kerner
Leben im Kapitalismus: >Jyoti Singh und der Feminismus in Indien<



SCHÖNHEITEN

Diese Seite steht zur Zeit nicht zur Verfügung.


nach oben