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Sex als Killertechnologie von Social Media – das ist doch mal ein Thema! Dachten wir uns. Erwogen Fotos von Selbstdarstellern auf Facebook und Penis-Tweets auf Twitter. Verwarfen das wieder. Und gelangten schließlich zum ultimativen Hort des Dirty Talks: Wikipedia.
Pubertäts-Vandalismus in der Wikipedia Dann fiel uns der junge Mann ein, der sich – entweder mit ganz besonderem Humor ausgestattet oder angemessen verzweifelt – in der Wikipedia vor Jahren unter dem Benutzernamen »Junger Mann sucht nette Frau! Alles machbar! Bitte melden!« angemeldet hatte. An sich ja keine unkluge Idee, mit einem Flirt- Account auch in diesen Social-Media-Gewässern auf Fischfang zu gehen. Was der Liebhaber in spe aber nicht wusste – und auch erst nach und nach in drei verschiedenen Benutzerbefragungen herauskam: In der Wikipedia dümpelt der Anteil der wirklich aktiven weiblichen Editoren um kümmerliche 9 Prozent. Es kam also, wie es kommen musste: Ein humorloser oder um eigene Flirtchancen fürchtender Administrator der Wikipedia sperrte diesen Benutzer-Account umgehend.
Denn gepflegt und gewissermassen überwacht werden muss nicht nur der Bestand der Wikipedia-Artikel, auch auf die neu angemeldeten Benutzer der Enzyklopädie hat man ein waches Auge. Rund um die Uhr werden die neu angelegten enzyklopädischen Artikel, die aktuellen Änderungen an Artikeln und auch die frisch angelegten Benutzerkonten von den Wikipedia-Autoren kontrolliert; nicht zwingend von Administratoren – das sogar eher selten. Denn gemäß der Definition der Wikipedia, dass sich jeder freiwillige Mitarbeiter »seinen« Wirkungsbereich selber aussuchen kann, hat sich eine Anzahl der Wikipedianer der Aufgabe verschrieben, Vandalismus in der Wikipedia nicht zuzulassen – oder zumindest auf ein erträgliches Maß einzudämmen.
Unter Vandalismus versteht die Wikipedia z. B. willkürliche oder nicht nachvollziehbare Löschungen größerer Textteile, das Einfügen unsinniger, banaler oder – was ausgesprochen häufig vorkommt – pubertär- oder vulgär-sexueller Abschnitte in Artikel. Ein typisches und relativ originelles Beispiel für Pubertäts-Vandalismus findet sich z. B. in der Tiefe der Versionshistorie des Artikels »Gehweg«: Dort wurden am 25. Januar 2008 um 23:28 Uhr ein Großteil aller Substantive wie »Gehweg«, »Straßenverkehr«, »Fahrzeug« etc. durch Substantive mit sexueller Konnotation ersetzt. Der Text las sich nach der Änderung so: »Die Benutzung der Nutten durch Fahrzeuge ist nicht erlaubt. Dies ergibt sich in Deutschland aus §2 der (StVO): »Männer müssen die Bordelle benutzen (…) Auch das Ficken auf Gehwegen ist nicht erlaubt. Auch Dildos sind Fahrzeuge. Eine Ausnahme gibt es für Kinder mit Kondomen…« [...] |
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