polar #14: Sex und Befreiung
EDITORIAL
ERWIDERUNG
Greta Christina Was zählt? Zur Grauzone zwischen Sex und Nicht-Sex
| Gunter Schmidt Befreiung der Sexualität? Befreiung durch Sexualität? Zur Problematik des Begriffs »sexuelle Freiheit«
| Andrea Roedig Unterm SpaĂź riecht es nach Angst Wie der Feminismus seinen Sex verlor
| Pınar Selek Gegen die Wand der Maskulinität Wie der Feminismus dazu beiträgt, die Logik des Krieges in der TĂĽrkei zu ĂĽberwinden
| Kathrin Ganz Der Druck muss raus Sexualaufklärung ohne Unsicherheitskultur
|
|
Holly DavisVerhärtete FrontenFĂĽr eine Waffenruhe in der Prostitutionsdebatte | Als Wissenschaftlerin, die über illegale Straßenprostitution in den USA forscht, muss ich mich mit meinem eigenen Standpunkt zur Prostitution auseinandersetzen. Diese Frage wird umso drängender, je mehr meine eigene Arbeit an die Öffentlichkeit gelangt. Doch eine Antwort fällt mir nicht leicht, denn der aktuelle Prostitutionsdiskurs gleicht einem Schlachtfeld. Hier steht viel auf dem Spiel – wer sich zu einer Position bekennt, muss akademische, politische und soziale Konsequenzen in Kauf nehmen. Die heute geführten Kämpfe sind reaktionär, völlig antagonistisch und schüren Ängste bei allen, die sich mit dem Thema befassen möchten. Nicht selten bleiben Narben zurück, sei es auf Konferenzen, beim Verfassen von wissenschaftlichen Texten, selbst in beiläufigen Unterhaltungen mit anderen FeministInnen.
Was mit einer geringfügigen Uneinigkeit in der zweiten Welle der westlichen Frauenbewegung begann, entwickelte sich zu regelrechten »sex wars«, als in den 1960er Jahren Sexarbeit zur entscheidenden Streitfrage wurde. Seitdem sind FeministInnen gezwungen, sich für eines der beiden ideologischen Lager zu entscheiden: Auf der einen Seite stehen die VerteidigerInnen von Sexarbeit, die Prostitution als legitime Arbeit ansehen und sie folglich entkriminalisieren oder vollständig legalisieren wollen. Sex-positive FeministInnen machen soziale Stigmatisierung, eine patriarchiale Doppelmoral und die Illegalität von Prostitution als eigentliche Ursache für Gewalt gegen Sexarbeiterinnen namhaft. Auf der anderen Seite stehen radikale ProstitutionsgegnerInnen, die Prostitution prinzipiell als sexuelle Ausbeutung verstehen. VertreterInnen dieser Position verweisen auf Gewalt und Verdinglichung und fordern die vollständige Abschaffung von Prostitution.
Romantisierung und Verdammung VerteidigerInnen von Sexarbeit, meist Liberale oder »sex-radikale« FeministInnen, unterschätzen die negativen Seiten von Prostitution: Zwang, Gewalt, Drogenmissbrauch, psychisches und physisches Leid. Häufig gelingt es ihnen nicht, die strukturell gewalttätigen Kontexte von Prostitution wahrzunehmen und zu kritisieren. Dieser Teil der feministischen Literatur ist notorisch verzerrt, er leidet unter einem »romanticism bias«. Die andere Seite, meist radikale FeministInnen, thematisiert dagegen kaum Aspekte wie Wahlfreiheit, Lust, sexuelle Handlungsmacht, finanziellen Nutzen, Empowerment und überhaupt alles, was auf positive Momente von Prostitution hinweisen könnte. Dies führt zu einem »condemnation bias«, einer Verzerrung durch die undifferenzierte Ablehnung von Prostitution. Nur selten gibt es Projekte, die beide Perspektiven verbinden. Allzu oft hat man es mit verfälschten Ergebnissen zu tun, die lediglich die politischen Motivationen der AutorInnen widerspiegeln. Ein umfassender, alle Aspekte von Prostitution einbeziehender Blick wird damit verhindert. Der gegenwärtige Prostitutionsdiskurs wird aber nicht nur durch ideologische Grenzen beschränkt, er ist auch von persönlichen Angriffen bestimmt, die die Grenzen konstruktiver Kritik längst überschritten haben. [...]
|
| Stefan Gosepath Sex und Gerechtigkeit Passen Justitia und Venus zusammen?
| Interview Peaches »Die sexuelle Revolution war männlich«
| Corinna Mieth/Arnd Pollmann/Klaus GĂĽnther/Peter Siller Ist es links? >Sexuelle Gerechtigkeit<
|
ERREGUNG
EMANZIPATION
SCHÖNHEITEN
Diese Seite steht zur Zeit nicht zur Verfügung. |
|
nach oben
|
|
|
|