





polar #5: Politik der Freundschaft
EDITORIAL
INS HERZ
IM NETZ
AM RAND
SCHÖNHEITEN
Peter Siller Raffsch Du’s net? Ein universeller Film über die Einsamkeit: Maren Ades »Der Wald vor lauter Bäumen«
| Malte König Ehe zu viert 4 x 1 statt 1 + 3: Das Streichquartett
| Michael Eggers Blauschimmerndes Haar Blutsbrüder: Winnetou und ich
| Anja Höfer Alles erfüllende Wärme Seltener Glücksfall: Michel de Montaignes Essay »Von der Freundschaft«
| Kerstin Carlstedt Das, was sie hatte Orgasmen, die die Welt bewegen: 20 Jahre »Harry und Sally«
| Jan Engelmann Mit Cape und Maske Obsessive Wahlverwandschaft: Der Vorleseband »Wundermeerschwein rettet die Welt«
| Harald Müller Fühlt euch wie zu Hause »Don’t mention the war«: Die BBC-Serie »Fawlty Towers«
| Felix Klopotek Nie dabei Das abwesende Zentrum der Revolution: »Radek« von Stephan Heym
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Robin CelikatesGanz richtig echtSymmetrie und Agonalität: Meister Eder und sein Pumuckl | Kann man mit einem Kobold befreundet sein? Diese Frage wird nur denen komisch erscheinen, die nicht den Schreinermeister Eder kennen, dem eines Tages jener Nachfahre der Klabauter buchstäblich auf den Leim geht, dem er den Namen Pumuckl gibt, der allein für ihn sichtbar ist und nach altem Koboldsgesetz nun bei ihm bleiben muss. Auf der einen Seite der Urmünchner, verkörpert von Gustl Bayrhammer, auf der anderen der kleine Rotschopf, überall zu Hause und überall ein Fremdling, dem Hans Clarin eine Stimme und eine infernalische Lache leiht, die man eigentlich gar nicht mehr vergessen kann, wenn man sie einmal gehört hat. Aus dieser unwahrscheinlichen Konstellation arbeitet die Serie eine Allegorie der Freundschaft heraus, deren Strukturmerkmale Symmetrie und Agonalität sind. Symmetrie, weil auch die Freundschaft mit dem ganz Anderen, von dem ja unklar bleiben muss, ob er überhaupt existiert oder nur Eders Fantasie entspringt, nicht dadurch verunmöglicht wird, dass es der oder das ganz Andere ist (Pumuckls geschlechtliche Identität ist bekanntlich so umstritten, dass sie sogar die Gerichte beschäftigt), sondern sich allein dem beidseitigen Willen zur Symmetrie verdankt; Agonalität, weil auch der Wille zur Symmetrie immer nur ein Stück weit tragen kann, soll die je eigene Andersheit in der Freundschaft nicht aufgehen. Gerade diese Gefahr – die letztlich die Möglichkeit der Freundschaft selbst untergraben würde – besteht angesichts von Pumuckls ebenso philosophischem wie alltagspraktischem Anarchismus nicht. Ob er nun sein dichterisches Genie einsetzt (»Der Pumuckl gibt keine Ruh’, er dichtet Dir die Ohren zu.«) oder den Eder in den Wahnsinn treibt, indem er alles wörtlich nimmt (»Ja, des mit der Ente schlagst’ dir jetzt sofort aus dem Kopf. – Da kann ich meinen Kopf schlagen so lange ich will, da kommt keine Ente raus.«), sein Dauerkampf gegen die »blöden Menschengesetze« und ihren Repräsentanten Eder bindet sie zugleich auf eine Weise aneinander, die den Kobold fragen lässt: »Ich bin nicht Dein Sohn? Aber Du, vielleicht sind wir ja miteinander verlobt?« In jedem Fall genügt ein kurzer Besuch in der Schreinerwerkstatt auf YouTube, um zu sehen: »Ein Leben ohne Dich, das wär’ doch ganz langweilig – Ganz echt? Richtig echt? – Ja, ganz richtig echt.«Meister Eder und sein Pumuckl; Fernsehserie 1982–88, 52 Folgen; Zum Teil vollständig auf www.youtube.com
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| Arnd Pollmann Nikomachische Metrik Lass’ doch die andern reden: Aristoteles, van Dannen, Beckenbauer und die Höhner
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