Lemmy - David Bowie - Beatsteaks - Foo Fighters - Bilderbuch - James Hobrecht Mafia - Der Mann - Beatles Es gibt kein richtiges Leben im falschen; kaum einer hat dies so verstanden wie Lemmy Kilmister, der bekanntlich kurz nach Weihnachten im Alter von 70 Jahren verschied - und das, obwohl er vernünftigerweise unlängst aus gesundheitlichen Gründen von Jack Daniels-Cola auf Wodka-Orange umgestiegen war: Lemmy war also einer der wenigen echten Experten für nachhaltig selbstoptimierten Rock-n-Roll-Lifestyle. All die in ihren Zwanzigern zu Tode gefixten, am Erbrochen erstickten, vom Show-Biz-Druck in den Freitod getriebenen oder als würdelose Wracks am Leben gebliebenen: Amateure, Romantiker.
David Bowie hingegen lebte expertenhaft viele falsche Leben im richtigen und erfand dabei im Pop sehr viel, was danach vorgab, sich selbst erfunden zu haben. Mit Pierre Boulez erarbeiten Lemmy und Bowie im Himmel bitte bestimmt: seriellen Meta-Rock! Ja!
Apropos Adorno ummünzen: Seit vielen Jahren plane ich, eine Kurzgeschichte über einen Fallschirmspringer zu schreiben, der des Fallschirmspringens überdrüssig ist und daher immer kurz vor Absprung sagt: »Es gibt kein richtiges Leben im Fallschirm.« Leider fällt mir nicht ein, wie es weiter gehen soll, deswegen gibt es die Geschichte noch nicht. Es ist auch fast die einzige Idee für eine Kurzgeschichte, die ich jemals hatte. Vielleicht sollte ich doch keine Kurzgeschichten schreiben.
Literatur ist ja eh die Hölle. Popmusik allerdings auch, aber ich kenne mich mit ihr besser aus. Experte! Daher schreibe ich leider ab und zu darüber. In den vergangenen sechs Monaten habe ich sehr viele sehr langweilige Konzerte erlebt, zwei davon von Bands, die autoreklametauglichen Stadionpunkrock erzeugen, nämlich die Beatsteaks an einem sehr heißen Julitag in der Wuhlheide und die Foo Fighters irgendwann im Herbst in der Mercedes-Benz-Arena. Bemerkenswert ist, dass die Frontmänner beider Bands große Experten für das Dirigieren von Publikumspartizipation sind und letzteren Umstand beide aufgrund von Beinverletzungen im Sitzen unter Beweis stellten, wodurch ihr Expertentum natürlich erst recht zum Scheinen gebracht wurde. Außerdem erscheinen sie beide wie durchaus nette Typen. Schande über die Musik, wie der Engländer sagt. In der Benz-Arena konnte man letztere allerdings nicht besonders gut hören, da der Sound dort so eklig ist. Dafür sahen die Autoreklamen sehr gut aus. [...]