Das Online-Magazin zur Zeitschrift | HALBJAHRESMAGAZIN polar






polar #20: Expertokratie




EDITORIAL

 
Peter Siller/Bertram Lomfeld
Editorial


VERMITTELN

 
Carl Friedrich Gethmann
Macht und Befreiung
Wissenschaftliche Politikberatung in Deutschland
 
Thomas Biebricher
Die Nonchalance der Kommission
Technokratie in der Krise
 
Rudolph Speth
Lasst uns nur machen
Demokratieverlust durch Expertokratie
 
Ulrike Meyer
Politik mit Tarnkappe
Warum Demokratie Werte statt Wahrheit braucht
 
Jan Engelmann
Wahrheit ist Arbeit
Wikipedianer als Fehlerfinder
 
Oliver Lepsius
Eine Super-Nanny?
Das Bundesverfassungsgericht als Garant eines [Text Text Text Text Text Text Text]
 
Interview Gabriele Dietze
Sexualität und Wahrheit
 
Thomas Hoffmann
Verschwörungstheorien
Wenn aus vernünftiger Sinnstiftung prekärer Nonsense wird
 
Hans Peter Peters
Zwickmühle des Wissens
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im öffentlichen



VERMUTEN

 
Rainald Goetz
Spekulativer Realismus
 
Maurizio Ferraris
Manifest des neuen Realismus
Ein Auszug
 
 

Annika Bender

Spektakulärer Realismus

Kunstkritische Anmerkungen zum Spekulativen Realismus


Möglichst unbefangen möchte sich die Autorin in eine Sammlung von Aufsätzen zum Spekulativen Realismus vertiefen, um ihr Chancen für die ermattenden Diskurse der zeitgenössischen Kunst zu entlocken - sie scheitert. Wieso nur wirft sich die Kunstwelt so bereitwillig in die Arme der selbsternannten jungen Wilden der ästhetischen Philosophie? Das Protokoll ihrer aufschlussreichen Lektüre.

Nach der klugen Besprechung einer Publikation zum »Speculative Turn« (in der Frank Ruda dem Spekulativen Realismus seine inhärente »Totalisierung der Kontingenz« anlastete) im Juni 2012, löst die Themenausgabe der Texte zur Kunst (TZK) zwei Jahre danach doch einiges Befremden aus. Irgendwie ähnelt es ein bisschen jenem, das einen befällt, wenn die eigenen Eltern in die Midlife-Crisis schliddern und unbedingt noch mal jung und hip sein wollen. Wie zuvor bereits für Spike lädt Armen Avanessian als Gastredakteur darin zum Stelldichein der »Bewegung«: Steven Shaviro erklärt den »Spekulativen Realismus für Anfänger«, Suhail Malik geht es um den »Wert von Allem und Jedem« und schließlich verkündet Avanessian selbst in knackigen 15.000 Zeichen »Das spekulative Ende des ästhetischen Regimes«. Die sonst so geschätzte Zeitschrift belässt es ergänzend bei einem - in Anbetracht der vollmundig postulierten ästhetischen Zeitenwende - ungewohnt schmalen Brainstorming zum Begriff der Spekulation: mehr oder weniger lesenswerte Sentenzen prominenter Kulturarbeiter. Alles andere als eine kritische Auseinandersetzung mit den konkreten Behauptungen des Spekulativen Realismus. Im Gegenteil, heißt es doch im Vorwort der Ausgabe stolz, man habe mit Avanessian eine echte »Insider-Position« gewinnen können. Die vordergründige Geste ist die einer euphorischen Affirmation.

Auch wenn es schwer fällt, alle Eindrücke bisheriger Lektüren zum Spekulativen Realismus abschütteln, versuche ich dieser erneuten Einführung in einen ästhetisch-philosophischen Paradigmenwechsel möglichst unvoreingenommen zu begegnen. Schließlich können Paradigmenwechsel fantastische Herausforderungen ans Denken sein! Richtige »Chancen«, wie sie uns TZK mit »Insider« Avanessian versprach.

Enthusiastisch angewärmt als »Sprung ins grundlegend Ungewisse« wird uns das Verfahren des Spekulativen Realismus dann auch gleich im Vorspann zum ersten Artikel von Steven Shaviro. Der beginnt seinen »Spekulativen Realismus für Anfänger« entsprechend waghalsig und watet erst mal großzügig durch die Philosophiegeschichte. Als philosophischem Laie wird einem da vielleicht etwas mulmig. Etwa, wenn der Autor gleich im ersten Satz mal klarstellt, die westliche Philosophie habe in den letzten 250 Jahren der »Epistemologie das Primat gegenüber Ontologie eingeräumt«. Man denkt an den Einfluss von Heideggers Ontologie auf die französische Philosophie des 20. Jahrhunderts, an Sartre oder daran, dass auch Deleuze sich als Ontologe begriff. Man denkt vielleicht auch an den »ontologischen Ton« (Thomas Khurana) den man zuletzt bei Agamben, Nancy und Badiou ausmachen konnte. Aber wischen wir all das beiseite! Gehen wir davon aus, die letzten 250 Jahre Philosophie wären überwiegend Epistemologie gewesen. Wir müssen, wenn wir der Darstellung von Shaviro folgen wollen, sowieso annehmen, dass seit Kant in der Philosophie nicht viel passiert ist. Kant selbst ist der Bad Guy dieser Erzählung des Spekulativen Realismus, der ultimative Fiesling. Einer, der »Verbote« erteilt und uns in »Zwangsjacken« steckt. Glauben sie nicht? Sie haben vielleicht selbst mal Kant gelesen? Am Besten gleich vergessen. Vorwissen schadet der Dramaturgie des Literaturprofessors, beim jugendlichen »Sprung ins grundlegend Ungewisse«. [...]



 
Thomas Schramme
Wenn Philosophen aus der Hüfte schießen
Die Untiefen angewandter Ethik
 
Ludger Schwarte
Wahrheit in Bildern
Das Unvordenkliche zeigen
 
Michael Eggers
Echt jetzt.
Die neue Wirksamkeit der Künste und Medien
 
Achim Geisenhanslüke
Ein schwieriges Verhältnis
Ãœber Literatur und Wahrheit
 
Peter Siller
Mein halbes Jahr: >Comic<
 
Johannes von Weizsäcker
Mein halbes Jahr: >Musik<
 
Johanna-Charlotte Horst
Mein halbes Jahr >Literatur<
 
Matthias Dell
Mein halbes Jahr >Film<



VERHANDELN

 
Peter Siller
Der Streit um das Allgemeine
Parteien als entscheidende Institution in der demokratischen
 
Michael Koß
Demokratische Nebenwirkungen
Gibt es eine Krise des Parlamentarismus?
 
Stefan Huster/Bertram Lomfeld/Arnd Pollmann/Peter Siller
Ist es links?: >Wahrheit<
 
Ina Kerner
Leben im Kapitalismus: >Die Sache mit Hitler<



SCHÖNHEITEN

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