Das Online-Magazin zur Zeitschrift | HALBJAHRESMAGAZIN polar






polar #20: Expertokratie




EDITORIAL

 
Peter Siller/Bertram Lomfeld
Editorial


VERMITTELN

 
Carl Friedrich Gethmann
Macht und Befreiung
Wissenschaftliche Politikberatung in Deutschland
 
Thomas Biebricher
Die Nonchalance der Kommission
Technokratie in der Krise
 
Rudolph Speth
Lasst uns nur machen
Demokratieverlust durch Expertokratie
 
 

Ulrike Meyer

Politik mit Tarnkappe

Warum Demokratie Werte statt Wahrheit braucht


20, 96, 94. Das sind die Koordinaten des Weges, den Deutschland allein auf Bundesebene in den letzten beiden Jahrzehnten in Sachen wissenschaftlicher Politikberatung zurückgelegt hat. 20 Kommissionen, die - zählt man ihre Tätigkeitsdauern zusammen - auf gut 96 Jahre Kommissionsarbeit kommen, sowie 94 Beratungsgremien, auf die die Bundesregierung ständig zurückgreift. Hinzu kommen zahllose parlamentarische Anhörungen von Expertinnen und Experten, eine kaum überschaubare Zahl an Gutachten und Stellungnahmen und, und, und. Kurz und gut: An einem mangelt es der politischen Landschaft in Deutschland nicht: an Beratung. Allerdings lässt sich angesichts schlechter Zufriedenheitswerte und des demokratischen Lochfraßes der Politikverdrossenheit kritisch rückfragen, ob die Politik mit der Art und Fülle an Beratung auch wirklich gut beraten ist. Haben sich Qualität, Zustimmung und Legitimation politischer Entscheidungen durch das wissenschaftliche backup erhöht? Und wie verändert der Wandel hin zur Expertokratie Politik im Inneren? Widerspricht die rein sachorientierte Beratung durch Expertinnen und Experten nicht dem demokratischen Prinzip der Mehrheitsentscheidung und kommen bei der Versachlichung politischer Debatten nicht politische Grundsätze, wie etwa der des Interessenausgleichs, unter die Räder, so dass sich der Wissenschaftsoptimismus mitsamt der großen Flut an Fachwissen letztlich nicht Segen, sondern Fluch für eine lebendige Demokratie erweist?

Aschenputtel und die Ameisen
Die eigentümliche Entwicklung hin zur Expertokratie verwundert zunächst und wird noch erklärungsbedürftiger, wenn man sie durch die systemtheoretische Brille des Soziologen Niklas Luhmann betrachtet. Luhmann hatte all die verschiedenen Erscheinungsformen, Operationen und Prozesse der Politik in modernen Gesellschaften darauf heruntergebrochen, kollektiv verbindliche Entscheidungen hervorzubringen. Die Wissenschaft, die als Beobachterin zweiter Ordnung das Gesellschaftsgeschehen aus der Distanz begleite, habe dagegen die Funktion, Aussagen über das Beobachtete zu treffen, indem sie wahre und unwahre Behauptungen unterscheide. Sprich: Während die Politik mit immer neuen Entscheidungen in Ameisenmanier emsig am Erhalt oder Umbau der gesellschaftlichen Ordnung werkelt, hebt und senkt die Wissenschaft ihren Daumen über diesen Trubel und sortiert - Aschenputtel lässt grüßen - alles fein säuberlich in zwei Töpfchen: das der wahren und das der unwahren Aussagen. [...]



 
Jan Engelmann
Wahrheit ist Arbeit
Wikipedianer als Fehlerfinder
 
Oliver Lepsius
Eine Super-Nanny?
Das Bundesverfassungsgericht als Garant eines [Text Text Text Text Text Text Text]
 
Interview Gabriele Dietze
Sexualität und Wahrheit
 
Thomas Hoffmann
Verschwörungstheorien
Wenn aus vernünftiger Sinnstiftung prekärer Nonsense wird
 
Hans Peter Peters
Zwickmühle des Wissens
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im öffentlichen



VERMUTEN

 
Rainald Goetz
Spekulativer Realismus
 
Maurizio Ferraris
Manifest des neuen Realismus
Ein Auszug
 
Annika Bender
Spektakulärer Realismus
Kunstkritische Anmerkungen zum Spekulativen Realismus
 
Thomas Schramme
Wenn Philosophen aus der Hüfte schießen
Die Untiefen angewandter Ethik
 
Ludger Schwarte
Wahrheit in Bildern
Das Unvordenkliche zeigen
 
Michael Eggers
Echt jetzt.
Die neue Wirksamkeit der Künste und Medien
 
Achim Geisenhanslüke
Ein schwieriges Verhältnis
Ãœber Literatur und Wahrheit
 
Peter Siller
Mein halbes Jahr: >Comic<
 
Johannes von Weizsäcker
Mein halbes Jahr: >Musik<
 
Johanna-Charlotte Horst
Mein halbes Jahr >Literatur<
 
Matthias Dell
Mein halbes Jahr >Film<



VERHANDELN

 
Peter Siller
Der Streit um das Allgemeine
Parteien als entscheidende Institution in der demokratischen
 
Michael Koß
Demokratische Nebenwirkungen
Gibt es eine Krise des Parlamentarismus?
 
Stefan Huster/Bertram Lomfeld/Arnd Pollmann/Peter Siller
Ist es links?: >Wahrheit<
 
Ina Kerner
Leben im Kapitalismus: >Die Sache mit Hitler<



SCHÖNHEITEN

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