Das Online-Magazin zur Zeitschrift | HALBJAHRESMAGAZIN polar






polar #20: Expertokratie




EDITORIAL

 
Peter Siller/Bertram Lomfeld
Editorial


VERMITTELN

 
Carl Friedrich Gethmann
Macht und Befreiung
Wissenschaftliche Politikberatung in Deutschland
 
Thomas Biebricher
Die Nonchalance der Kommission
Technokratie in der Krise
 
Rudolph Speth
Lasst uns nur machen
Demokratieverlust durch Expertokratie
 
Ulrike Meyer
Politik mit Tarnkappe
Warum Demokratie Werte statt Wahrheit braucht
 
Jan Engelmann
Wahrheit ist Arbeit
Wikipedianer als Fehlerfinder
 
Oliver Lepsius
Eine Super-Nanny?
Das Bundesverfassungsgericht als Garant eines [Text Text Text Text Text Text Text]
 
Interview Gabriele Dietze
Sexualität und Wahrheit
 
Thomas Hoffmann
Verschwörungstheorien
Wenn aus vernünftiger Sinnstiftung prekärer Nonsense wird
 
 

Hans Peter Peters

Zwickmühle des Wissens

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im öffentlichen


Zeitungen, Zeitschriften, Hörfunk und Fernsehen greifen in ihrer Berichterstattung gern und häufig auf »Experten« als Informationsquellen zurück. Experten finden sich in Artikeln und Sendungen über Umwelt, Gesundheit und technische Innovationen, aber auch in solchen über politische Ereignisse und Projekte, gesellschaftliche Trends und sogar Sport. Experten zeichnen sich aus durch Verfügung über Spezialwissen und Anwendung dieses Spezialwissens auf die Diagnose von »Problemen« und ihre Bewältigung. Expertise ist daher gesellschaftlich kontextualisiertes Wissen, das sich auf praktische Orientierungs- und Handlungsprobleme bezieht; der Expertenstatus ist eine zugewiesene Rolle in einem implizierten Beratungsverhältnis.

Das Spektrum an von den Medien präsentierten Experten ist breit: Es reicht von Klimawissenschaftlern über Psychologen bis zu Fußballtrainern. Nicht selten werden auch fachlich spezialisierte journalistische Kollegen als »Experten« bezeichnet und als solche in die Berichterstattung eingeführt. Der von den Medien zugeschriebene Expertenstatus ist also relativ unabhängig von wissenschaftlichen Berufsrollen. Das ist zunächst einmal kein Anlass zu Kritik an den Medien, sondern reflektiert die in der Soziologie breit reflektierte Beobachtung, dass Wissenschaft kein Monopol für Spezialwissen hat. Wissenschaftliches Wissen wird in vielen Praxisfeldern routinemäßig verwendet und von den dort tätigen, wissenschaftlich ausgebildeten Personen geteilt. Außerdem muss es in der Regel durch andere Wissensformen wie fallbezogenes Erfahrungswissen ergänzt werden, damit es zu problemrelevanter Expertise wird. Die Vorstellung, dass Expertise mit wissenschaftlichen Methoden erstellt wird und dann ohne Weiteres außerwissenschaftliche Entscheidungen informieren kann, wäre naiv. Wissenschaftliche Beratung muss pragmatisch mit Wissenslücken und Unsicherheiten umgehen, von bekannten Fällen auf neue Fälle mit spezifischen Randbedingungen verallgemeinern und Aussagen über mögliche oder erwartete Zukünfte machen. Um relevant zu sein, muss sie darüber hinaus die Entscheidungssituation und die Werte und Ziele der Adressaten reflektieren. Wissenschaftler sind daher nur eine Teilmenge der in den Medien vorkommenden Experten.

Zudem wird nicht jeder in den Medien vorkommende Wissenschaftler in einer Expertenrolle dargestellt. Etwa ebenso häufig wie als »Experten« kommen Wissenschaftler als »Forscher« vor, deren wissenschaftliche Entdeckungen und Forschungsergebnisse popularisiert werden, ohne dass ein direkter Problembezug im Vordergrund steht. Dabei existieren klare Unterschiede zwischen Wissenschaftsdisziplinen: Naturwissenschaftler treten in den Medien relativ häufiger in einer »Forscherrolle«, Geistes- und Gesellschaftswissenschaftler relativ häufiger in einer »Expertenrolle« auf, in der sie gesellschaftliche Ereignisse und Entwicklungen analysieren und kommentieren. [...]




VERMUTEN

 
Rainald Goetz
Spekulativer Realismus
 
Maurizio Ferraris
Manifest des neuen Realismus
Ein Auszug
 
Annika Bender
Spektakulärer Realismus
Kunstkritische Anmerkungen zum Spekulativen Realismus
 
Thomas Schramme
Wenn Philosophen aus der Hüfte schießen
Die Untiefen angewandter Ethik
 
Ludger Schwarte
Wahrheit in Bildern
Das Unvordenkliche zeigen
 
Michael Eggers
Echt jetzt.
Die neue Wirksamkeit der Künste und Medien
 
Achim Geisenhanslüke
Ein schwieriges Verhältnis
Ãœber Literatur und Wahrheit
 
Peter Siller
Mein halbes Jahr: >Comic<
 
Johannes von Weizsäcker
Mein halbes Jahr: >Musik<
 
Johanna-Charlotte Horst
Mein halbes Jahr >Literatur<
 
Matthias Dell
Mein halbes Jahr >Film<



VERHANDELN

 
Peter Siller
Der Streit um das Allgemeine
Parteien als entscheidende Institution in der demokratischen
 
Michael Koß
Demokratische Nebenwirkungen
Gibt es eine Krise des Parlamentarismus?
 
Stefan Huster/Bertram Lomfeld/Arnd Pollmann/Peter Siller
Ist es links?: >Wahrheit<
 
Ina Kerner
Leben im Kapitalismus: >Die Sache mit Hitler<



SCHÖNHEITEN

Diese Seite steht zur Zeit nicht zur Verfügung.


nach oben