Das Online-Magazin zur Zeitschrift | HALBJAHRESMAGAZIN polar






polar #20: Expertokratie




EDITORIAL

 
Peter Siller/Bertram Lomfeld
Editorial


VERMITTELN

 
Carl Friedrich Gethmann
Macht und Befreiung
Wissenschaftliche Politikberatung in Deutschland
 
Thomas Biebricher
Die Nonchalance der Kommission
Technokratie in der Krise
 
Rudolph Speth
Lasst uns nur machen
Demokratieverlust durch Expertokratie
 
Ulrike Meyer
Politik mit Tarnkappe
Warum Demokratie Werte statt Wahrheit braucht
 
Jan Engelmann
Wahrheit ist Arbeit
Wikipedianer als Fehlerfinder
 
Oliver Lepsius
Eine Super-Nanny?
Das Bundesverfassungsgericht als Garant eines [Text Text Text Text Text Text Text]
 
Interview Gabriele Dietze
Sexualität und Wahrheit
 
Thomas Hoffmann
Verschwörungstheorien
Wenn aus vernünftiger Sinnstiftung prekärer Nonsense wird
 
Hans Peter Peters
Zwickmühle des Wissens
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im öffentlichen



VERMUTEN

 
Rainald Goetz
Spekulativer Realismus
 
 

Maurizio Ferraris

Manifest des neuen Realismus

Ein Auszug


Das, was ich »neuen Realismus« nenne, ist in der Tat vor allem die Kenntnisnahme einer Wende. Die historische Erfahrung der populistischen Medien, der Kriege nach dem 11. September und der jüngsten ökonomischen Krise hat zu einem zentnerschweren Widerruf dessen geführt, was aus meiner Sicht die beiden Dogmen der Postmoderne sind: dass die gesamte Realität gesellschaftlich konstruiert und unbegrenzt manipulierbar sei und dass die Wahrheit ein unnützer Begriff sei, da die Solidarität wichtiger sei als die Objektivität. Die realen Notwendigkeiten, die realen Leben und die realen Toten, die nicht auf Interpretationen reduziert werden können, haben ihre Rechte geltend gemacht und die Meinung bestätigt, dass der Realismus (genauso wie sein Gegenteil) nicht nur auf die Erkenntnis Auswirkungen hat, sondern auch auf Ethik und Politik.

Die Postmoderne hält Einzug in die Philosophie mit einem kleinen Buch (109 Seiten) des französischen Philosophen Jean-François Lyotard: Das postmoderne Wissen, erschienen im September 1979, das vom Ende der Ideologien sprach, also von denen, die Lyotard die »großen Erzählungen« nannte: Aufklärung, Idealismus, Marxismus. Diese Erzählungen waren abgenutzt, man glaubte nicht mehr an sie, sie hatten aufgehört, das Gewissen aufzurütteln und Wissen und wissenschaftliche Forschung zu rechtfertigen. Es war eine Krise, aber -scheinbar- keine Tragödie, weit entfernt von den Dramen und den modernen Guillotinen, in einer Epoche, die nicht vorhersehen konnte, was von da an in Kürze passieren sollte, vom Balkan bis zum Nahen Osten, von Afghanistan bis Manhattan. Die Leichtigkeit, mit der die Pandemie sich ausbreitete, hing nicht nur mit dem zusammen, was man etwas dunkel »Zeitgeist« nennt, sondern vor allem mit der Tatsache, dass die Postmoderne auf den Schultern einer kosmopolitischen Reihe von Eltern steht: der englische Historiker Arnold Toynbee, der von ihr in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts gesprochen hatte, der deutsche Anthropologe Arnold Gehlen, Theoretiker der »Post-Histoire« in den fünfziger Jahren, der Schriftsteller Kurt Vonnegut, der in den sechziger Jahren schwarzen Humor mit Science-Fiction mischte, der amerikanische Architekt Robert Venturi, der in den frühen siebziger Jahren den Disney-Stil von Las Vegas rehabilitierte. Am Anfang von allem stand in den dreißiger Jahren sogar der spanische Literaturwissenschaftler Federico de Onís, der auf diesen Namen eine dichterische Strömung taufte. [...]



 
Annika Bender
Spektakulärer Realismus
Kunstkritische Anmerkungen zum Spekulativen Realismus
 
Thomas Schramme
Wenn Philosophen aus der Hüfte schießen
Die Untiefen angewandter Ethik
 
Ludger Schwarte
Wahrheit in Bildern
Das Unvordenkliche zeigen
 
Michael Eggers
Echt jetzt.
Die neue Wirksamkeit der Künste und Medien
 
Achim Geisenhanslüke
Ein schwieriges Verhältnis
Ãœber Literatur und Wahrheit
 
Peter Siller
Mein halbes Jahr: >Comic<
 
Johannes von Weizsäcker
Mein halbes Jahr: >Musik<
 
Johanna-Charlotte Horst
Mein halbes Jahr >Literatur<
 
Matthias Dell
Mein halbes Jahr >Film<



VERHANDELN

 
Peter Siller
Der Streit um das Allgemeine
Parteien als entscheidende Institution in der demokratischen
 
Michael Koß
Demokratische Nebenwirkungen
Gibt es eine Krise des Parlamentarismus?
 
Stefan Huster/Bertram Lomfeld/Arnd Pollmann/Peter Siller
Ist es links?: >Wahrheit<
 
Ina Kerner
Leben im Kapitalismus: >Die Sache mit Hitler<



SCHÖNHEITEN

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