





polar #18: Politik der Lebensformen
EDITORIAL
AUSWEG
ALLTAG
AUTONOMIE
Christoph Menke So sind sie – So leben sie Autonomie und Befreiung
|
 |
Christian BerkesAirbnb, Wohntourismus20 Thesen zum Plattformkapitalismus am konkreten Fall | Airbnb ist die größte Online-Vermittlungsplattform privater Reiseunterkünfte. Die Firmengründer in San Francisco stilisieren ihr Unternehmen als Vorreiter einer neuen Tauschökonomie, die unsere Gesellschaft zum Besseren wandelt. Davon ausgehend plädieren die hier versammelten Unterstellungen für einen reflektierten Umgang mit den Grundformen unseres Daseins: dem Wohnen und dem Arbeiten. Sie verstehen sich als Kritik des Alltäglichen.
Post-Rhetorisch 1. Airbnb ist ein Finanz-Marktplatz - kein »Community-Marktplatz«. Das »Gastgeben« wird offensiv mit der Möglichkeit beworben, durch die Einnahmen die eigenen Rechnungen decken zu können. Es geht nicht darum, Menschen kennen zu lernen (Social Networking) oder Dinge zu teilen (Sharing Economy).
2. Airbnb (von airbed and breakfast) spricht räumlich mobile und finanziell immobile Nutzerinnen an - »cost-sensitive visitors«. Die kleine Vorsilbe wird passend von der Luftmatratze zum Billigflieger umkodiert. Von airbed zu airberlin.
3. Der betont freiheitliche Werbejargon von Airbnb versucht nicht, über diese finanzielle Realität hinweg zu täuschen. Im Gegenteil, er nimmt sie auf und wandelt sie in eine soziale und wirtschaftliche Utopie um: »Das Auskommen, das dir deine Arbeit nicht sichert, sichert dir dein Wohnen«. Utopien haben keine Wirklichkeit.
Regierungsform: Mensch 4. Das Phänomen Airbnb ist die vollendete Zuspitzung und vollkommene Internalisierung wirtschaftlich neoliberaler Gesellschaftsorganisation. Die Airbnb-Vermieterin ist die Kapitalistin ihrer eigenen Lebensressourcen und ihres bloßen Daseins.
5. Airbnb ist eine Verwaltungsform von Unsicherheiten. Und damit Teil heutiger Gouvernmentalität: Unser Regiertsein findet nicht mehr durch eine souveräne Staatsgewalt, sondern in einer (sich selbst) verwaltenden Biomacht statt. Das Prinzip Airbnb basiert auf der Selbst-Ausbeutung prekarisierter Lebensläufe. Fast 50 Prozent der Berliner Gastgeber verdienen weniger als das mittlere Haushaltseinkommen (unter 1.650 Euro pro Monat).
6. Airbnb ist ein freiwilliger Zwang, dem sich die Mehrheit der Nutzerinnen nicht aus einer romantischen Vorstellung von Gastfreundschaft und Nachbarschaft hingeben, sondern aufgrund von finanziellen Nöten oder Notwendigkeiten. In Berlin sind 44 Prozent der Gastgeber »Freiberufler«, »Unternehmer« oder »Selbständige«. Sich eine Bohrmaschine teilen wollen ist eben etwas anderes, als sich eine Wohnung teilen müssen. In Berlin werden 48 Prozent des durch Airbnb erzielten Zusatzverdienstes (der Gastgeberin) für notwendige Grundausgaben wie Miete oder Lebensmittel verwendet. [...] |

| Viktor Tóth Techno als Lebensform? Ein Selbstexperiment
| Martin Saar Bildpolitik: >Heimatschutz<
|
SCHÖNHEITEN
Diese Seite steht zur Zeit nicht zur Verfügung. |
|

nach oben

|
|
 |
|