Stephan Lessenich Alles so schön jung hier? Lebensführung im Alter
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Wolfgang Kaschuba Schnelle Fluchten Vom Umgang mit der Zeit
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Alexandra Deak/Arnd Pollmann Marinieren, Tranchieren, Ignorieren Der exorzistische Kult ums Essen
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Johanna Gonçalves MartÃn Leben geben Geburten in Amazonien und im Westen
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Arnd Pollmann/Bertram Lomfeld/ Stefan Huster/Peter Siller Ist es links? >Veggieday<
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Ina Kerner Leben im Kapitalismus: >Die Leiter zum Eigenheim<
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Ulrike Martiny Straßenreiniger und Müllwerker Wenn Flexibilisierung auf Familialisierung trifft
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Tatjana Hörnle Am Beispiel des Niqab Zu den rechtlichen Grenzen von Lebensformen
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Michael Eggers Wie spricht man über die Einrichtung des Alltags? Zur undeutlichen Evidenz der Literatur
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Julia RothIt’s fucking political!Die notwendige Kritik normativer Lebensformen |
Eine in den USA lehrende Kollegin kommentierte kürzlich auf Facebook die Wortwahl einer Studierenden für LGBT-Asylsuchende wie folgt: »Lebensform/-stil klingt etwas zu sehr nach IKEA-Möbeln und etwas zu wenig nach ›vor der Todesstrafe geflohen‹«. Der Kommentar trifft einen bedeutsamen Kern der Diskussion um Lebensformen. Für diejenigen, die nicht den gesellschaftlichen Normen entsprechen, ist das private zwangsläufig politisch. »Das Private ist politisch« gilt etwa in feministischen Kontexten seit langem als Paradigma. Der Rückbezug auf die persönliche Ausschlusserfahrung bietet für viele notwendige - und teilweise erfolgreiche - Kämpfe um Anerkennung eine wichtige Grundlage zur Mobilisierung.
Die Pärchenlüge Insbesondere feministische Gruppen betonten den Zusammenhang zwischen persönlicher Erfahrung und sozialen und politischen Strukturen und des öffentlichen und privaten Bereichs. Dabei ging es weniger um Moral, als um die Überwindung asymmetrischer Geschlechterverhältnisse. Körper, Sex, Beziehung, Familie - alle diese vormals als rein privat vernachlässigten Bereiche wurden nun Thema gesellschaftspolitischer Auseinandersetzungen. Die Kritik an der Dominanz der heteronormativen romantischen Paarbeziehung hat keine so schön wie die Band Lassie Singers unter Christiane Rösinger in ihrem Lied »Die Pärchenlüge« auf den Punkt gebracht: »Ihr denkt Ihr seid im Märchen, und seid bloß blöde Pärchen«.
In der BRD gerieten vermeintlich »naturgegebene« normative Lebensformen wie die Ernährerehe, Heterosexualität oder die Institution Mutterschaft als einzig legitime in die Kritik. Dies verlief von Anfang an keineswegs konfliktfrei: zum Beispiel verlangten einige Feministinnen die Anerkennung und Entlohnung von Haus- und Erziehungsarbeit, während andere diesen Schritt als Zementierung klassischer Rollenmuster ablehnten. In der DDR hingegen war Gleichstellung in der Verfassung verankert und in öffentlichen Politiken stärker realisiert, nicht aber im privaten, wo die Arbeitsteilung trotz voller Erwerbstätigkeit beider Partner häufig klassisch verlief. Da Vereine etc. verboten waren, erwies sich die öffentliche Mobilisierung für Gender-Themen jedoch als schwierig. Aus Mangel an institutionellen Möglichkeiten öffentlicher Kritik fand in der DDR ein Großteil der Gesellschafts- und Systemkritik in privaten oder semi-privaten geschützten Räumen statt. Wenig bekannt ist heute, dass sich bereits im Dezember 1989 in der Berliner Volksbühne der Unabhängige Frauenverband (UFV) gründete, der unter dem Motto »Wer sich nicht wehrt, endet am Herd« gegen das konservative Frauen- und Familienleitbild der BRD antrat. [...] |

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