





polar #18: Politik der Lebensformen
EDITORIAL
AUSWEG
Rahel Jaeggi Experimenteller Pluralismus Lebensformen als Experimente der Problemlösung
| Stefan Huster In Freiheit leben Die transformative Kraft einer liberalen Ordnung
| Peter Siller Macht es nicht selbst! Vom Rückzug des Politischen ins Private geschlossener Lebensformen
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Anna-Catharina GebbersLeben als GesamtkunstwerkWagner – Beuys – Schlingensief | Gesamtkunstwerksentwürfe sind Entwürfe von Lebensformen. Sie bringen sich als externe Kritik geltender Lebensformen und Gegenentwürfe zur bestehenden gesellschaftlichen Ordnung konstruktiv in gesellschaftliche Prozesse ein. Wie sich eine solche Kritik entwickelt, die weniger ein Feststellen ist, sondern vielmehr performativ als ein Handeln mit transformativen Effekten angelegt ist, zeigen exemplarisch die Praktiken der drei deutschen Künstler Richard Wagner (1813-1883), Joseph Beuys (1921-1986) und Christoph Schlingensief (1960-2010).
Das Konzept des Gesamtkunstwerks stand und steht immer noch für den Wunsch nach einer Versöhnung von Kunst und Leben, Sprache und Bild, Ich und Natur, Körper und Geist, und nicht zuletzt: von Individuum und Gesellschaft. Trotz der breit gefächerten Weltanschauungen und disparaten historischen wie kulturellen Kontexte eint die verschiedensten Gesamtkunstwerkkonzeptionen, dass sie von einer Gleichheit der Menschen ausgehen und die künstlerische Praxis diesen Grundsatz zum selbstverständlichen Bestandteil der kollektiven Lebensführung werden lässt bzw. werden lassen soll. Das Zusammenfließen unterschiedlicher künstlerischer Genres und Gattungen geht im Gesamtkunstwerk einher mit dem Gedanken einer nachhaltigen, gleichberechtigt-kollektiven künstlerischen Praxis, die für die gleichberechtigt-kollektive gesellschaftliche Praxis stehen soll. Insofern wäre ein vollständig in gesellschaftliche Wirklichkeit umgesetztes Gesamtkunstwerk als Bündel von Praktiken, das auf die Lösung von Problemen der Gemeinschaft gerichtet ist und als kollektives Gebilde mit dem Ziel, gewohnheitsmäßigen Charakter zu erlangen auch eine Lebensform. Doch die im Gesamtkunstwerk zu realisierende gleichberechtigte Kooperation von Menschen und Kunstformen blieb und bleibt zumeist eine Artikulation von externer Kritik und ein gesellschaftlicher Entwurf: die bestehende künstlerische und gesellschaftliche Situation wird an Ansprüchen gemessen, die von einem Künstler oder Künstlerkollektiv formuliert werden und die über die in der Gesellschaft geltenden Prinzipien hinausgehen. Die Konzepte von Gesamtkunstwerken bleiben also oft Utopien oder werden nur zum Teil verwirklicht. Insofern stellen bisherige Gesamtkunstwerksentwürfe gescheiterte Lebensformen dar, da sie nie vollständig umgesetzt werden konnten. Doch gerade die mit der künstlerischen Praxis mögliche Distanzierung zu den gegebenen Lebensgewohnheiten, also der anderen Blick auf die Verhältnisse und das ästhetische Lebensformen-Experiment fördern das Bewusstsein, dass wir auch anders leben könnten. [...] |

| Lauren Berlant Grausamer Optimismus Warum Fantasien des guten Lebens scheitern
| Thomas Schramme Die Formung des menschlichen Lebens Nachdenken über Mills Idee der Lebensexperimente
| Christian Neuner-Duttenhofer Abgetaucht Warum wir politisch an uns selbst scheitern
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