Stephan Lessenich Alles so schön jung hier? Lebensführung im Alter
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Wolfgang Kaschuba Schnelle Fluchten Vom Umgang mit der Zeit
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Alexandra Deak/Arnd Pollmann Marinieren, Tranchieren, Ignorieren Der exorzistische Kult ums Essen
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Johanna Gonçalves MartÃn Leben geben Geburten in Amazonien und im Westen
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Arnd Pollmann/Bertram Lomfeld/ Stefan Huster/Peter SillerIst es links? >Veggieday< |
Die einen malen eine kleine schwarze Fliege in die Urinale öffentlicher Männer-Pissoirs, die anderen fordern einen obligatorischen Veggie-Day. Zunächst scheinen beide Strategien das gleiche Ziel zu verfolgen, welches neuerdings unter dem Stichwort »Nudging« verhandelt wird: Die Entscheidungen der betroffenen Akteure sollen durch ein geschicktes Arrangement der sich bietenden Optionen so gelenkt werden, dass die Akteure - wie von allein - das »Richtige« tun, ohne dass sie dies als Einbuße an Freiheit oder gar als Manipulation erfahren würden. Was aber im ersten Fall tatsächlich funktioniert und geradezu spielerisch angenommen wird, löst im anderen Fall spöttischen Widerstand aus. Warum? Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht. Das Nudging muss all jenen, die in Richtung des Guten »gestubst« werden, eine echte Freiheit lassen. Der pinkelnde Mann kann immer noch ungestraft ziellos herumstrullen, falls ihm tatsächlich danach sein sollte, die Fleischesserin jedoch hat am Veggie-Day buchstäblich keine andere Wahl. Aus Sicht der Tierethik und des Vegetarismus mag das sinnvoll sein. Aber zugleich offenbart sich hier unwiderruflich eine notorische Selbsttäuschung: Man kann nicht zugleich alternativlose Direktive ausgeben und sich einbilden, dass man dies alles im Namen der Freiheit tut. Arnd Pollmann
Soll der Staat vegetarische Ernährung anordnen? Abgesehen davon, dass der Veggieday nur die öffentliche Förderung fleischhaltigen Essens für einen Tag aussetzt, hängt das von den Gründen ab. Es gibt auch in der Linken eine problematische Tradition, die immer schon meinte, genau zu wissen, wie die Menschen besser leben sollen. Ein paternalistischer Zwang zum Fleischentzug, weil es gesünder sei, steckt mit einem Bein im totalitaristischen Sumpf. Aber es gibt genug andere gute Gründe für einen fleischlosen Tag in öffentlichen Küchen. Neben ethische Bedenken gegen die Massentierhaltung treten Klimaschutz und Ernährungspolitik. Bei direkter Verwendung würden die Futtermittel viel mehr Menschen weltweit ernähren und die Klimabilanz auf verschiedenen Wegen entlasten. Bei diesen kollektiven Gründen, geht es nicht zuerst darum, eine Lebensform vorzuschreiben, sondern die Lebensgrundlagen für die Weltgesellschaft und künftige Generationen zu sichern. In der christlichen Tradition gab es den fleischlosen Freitag zum Gedenken an den gekreuzigten Gottessohn. Warum sollte eine aufgeklärte globale Ethik, nicht ein ähnliches Ritual erschaffen? Nicht unbedingt zum Gedenken der geschlachteten Lebewesen, sondern als Erinnerung an eine nachhaltige und solidarische Lebensführung. Bertram Lomfeld [...] |
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