





polar #18: Politik der Lebensformen
EDITORIAL
AUSWEG
Rahel Jaeggi Experimenteller Pluralismus Lebensformen als Experimente der Problemlösung
| Stefan Huster In Freiheit leben Die transformative Kraft einer liberalen Ordnung
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Peter SillerMacht es nicht selbst!Vom Rückzug des Politischen ins Private geschlossener Lebensformen | »Moderne Lebensformen« sind eine vielseitige Liaison. Sie sind Versuche einer Selbstbestimmung des Guten ebenso wie Versuche einer gerechten Verhältnisbestimmung zum Anderen. Zugleich sind sie eng verflochten mit einer institutionellen Praxis der Demokratie, des Sozialen, der Ökonomie. Deshalb sind »moderne Lebensformen« immer in einem doppelten Sinn »politisch«: Als individuelle oder kollektive Gerechtigkeitspraxis - und als Einmischung in die Gestaltung der institutionellen Praxis, mit der sie verwoben sind. Daraus folgt eine doppelte Möglichkeit der Kritik. Die Alternative zur kritischen Zuwendung ist der anti-modernistische Rückzug, die Privatisierung des Politischen in den geschlossenen Raum von Gemeinschaftlichkeit oder DIY. Die aktuellen Phänomene dieses anti-modernistischen Exodus sollten uns beunruhigen. Und zur Selbstvergewisserung animieren.
Eine grundlegende Unterscheidung Moderne Lebensformen lassen sich nur verstehen, wenn wir sie als vielschichtige Gesamtheit verstehen. Sie sind die Gesamtheit der eingeübten Praktiken und Handlungsweisen einer Person, die sich in aller Regel gemeinschaftlich konstituieren - auch wenn sie dann eine hochindividualistische Gestalt annehmen können. Ihr liegen dabei jedoch unterschiedliche Schablonen oder Muster zu Grunde, nach denen eine Person ihr Leben vollzieht. Lebensform ist weit mehr als Lebensstil, sie umfasst nicht nur ästhetische Standpunkte und ästhetisches Spiel, sondern eben auch (epistemische) Annahmen zu Welt und Natur, (ethische) Annahmen vom Für-mich-Guten, (moralische) Annahmen vom Allgemein-Gerechten, sowie (pragmatische) Annahmen ihrer Verwirklichung.
Schon diese Kurzbetrachtung zeigt, dass Lebensformen natürlich kritisierbar sind, dass sie einer Kritik werden unterzogen müssen. Gleichzeitig ermöglicht die Differenzierung in unterschiedliche Sphären, die in Lebensformen zusammenfließen, jedoch eine Aussage, in wie weit Lebensformen kritisierbar sind, und in wie weit nicht. Dabei ist insbesondere die Unterscheidung zwischen Annahmen des Für-mich-Guten und Annahmen des allgemein Richtigen von grundlegender Bedeutung. [...] |

| Anna-Catharina Gebbers Leben als Gesamtkunstwerk Wagner – Beuys – Schlingensief
| Lauren Berlant Grausamer Optimismus Warum Fantasien des guten Lebens scheitern
| Thomas Schramme Die Formung des menschlichen Lebens Nachdenken über Mills Idee der Lebensexperimente
| Christian Neuner-Duttenhofer Abgetaucht Warum wir politisch an uns selbst scheitern
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ALLTAG
AUTONOMIE
SCHÖNHEITEN
Thomas Biebricher Kraaaaaah Von Vögeln und Menschen: Pete Docters Oben
| Niklas Henning Dreck-an-sich Matter out of Place: Müll bei Mary Douglas und Julia Kristeva
| Franziska Humphreys Eltern an der Macht Eine Art Selbstrekrutierung: Vom Kinderladen zur crèche parentale
| Johannes Kleinbeck Gemeinsam allein Gefühlsleben als Schicksal der Gesellschaft: Herbert Marcuses Triebstruktur und Gesellschaft
| Arthur Lochmann Nicht gestattet Lebensform und Bestrafung: Foucaults La Société Punitive
| Bertram Lomfeld In der Identitätsfalle Intellektuelle Vielfalt: Gegenentwürfe zu Huntingtons Kampf der Kulturen
| Malin Nagel Alle mal mitkommen Gut für dich und den Rest der Welt: Jens Rachuts Alte Sau
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| Friederike Alberty Mittelschicht unter Druck Vom Fahrstuhl zur Wagenburg: Cornelia Koppetschs Die Wiederkehr der Konformität
| Patrick Thor Auf dem Gleis Nichts läuft (von) allein: Bong Joon-ho’s Snowpiercer
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