Das Online-Magazin zur Zeitschrift | HALBJAHRESMAGAZIN polar






polar #17: Schuld und Schulden




EDITORIAL

 
Peter Siller/Bertram Lomfeld
Editorial



HALTUNG

 
Mark Schieritz
Verschuldet Euch!
Schulden als Grundlage der modernen Welt
 
Robert Misik
Inflation
Ein Problem, das wir uns wĂĽnschen sollten
 
Gerhard Schick
Umschuldung oder Umverteilung
Plädoyer für einen geordneten Abbau der hohen Gesamtverschuldung
 
Simon Derpmann
Es ist was es ist
Geld als soziale Relation
 
Bertram Lomfeld
Schulden ohne Schuld
Insolvenz als Grenze der Finanzmoral
 
Christian Kopf
Mit Schulden handeln
Ein Fondsmanager sucht nach Alternativen zur Anleihe
 
Frieder Vogelmann
Wir Seelenmacher
»Unternehmensverantwortung« mit Graeber und Nietzsche
 
Alessandro Somma
Hedonismus und Askese
Paradoxien der Schuldenwirtschaft
 
Mark Schieritz/Michael Miebach/Florian Kern/Philipp Wahnschaffe
Ist es links?>Schuldenbremse<



HAFTUNG

 
Interview Joseph Vogl
»Schulden sind ein Schöpfungsakt«
 
Stefan Gosepath
Vage Pflichten
Was schulden wir zukĂĽnftigen Generationen?
 
Daniel Markovits
Leistungsgesellschaft und ungleiche Verteilung
Ein Bericht aus den USA
 
Arnd Pollmann
Schuld ohne SĂĽhne
Woody Allen, Jeremy Bentham und NSA-Skandal
 
Susanne Beck
Höchststrafe: Shut-Down?
Ăśber Schuld beim Einsatz elektronischer Agenten
 
Dorothea Wehrmann
Empowerment durch Schulden?
Mikrokredite als »Wundermittel« gegen Armut im globalen Süden
 
Bernd Stegemann
Ein Übermaß an schönen Seelen
Die Schulden des Theaters
 
Susann Neuenfeldt/Simon Strick
Hallo Karthago/Hallo Rom: >Krasser Traum<
 
Susann Neuenfeldt/Simon Strick
Hallo Karthago/Hallo Rom: >Abrechnen können wir danach<
 
Johanna-Charlotte Horst
Mein halbes Jahr: >Literatur<
Georges Perec – Gustav Flaubert – Walter Benjamin
 
Johannes von Weizsäcker
Mein halbes Jahr: >Musik<
Crass – Matmos – The Soft Pink Truth – Pet Shop Boys – Kid Koala
 
Matthias Dell
Mein halbes Jahr: >Film<
Polizeiruf Magdeburg – Umsonst – The Unknown Known



HEU

 
Christina von Braun
Ein Brunnen voller Blut
Die theologische Dimension des Geldes
 
Dieter Verbeck
Was ist Geld?
Arten, Bedeutung, Entstehung
 
Ulf Schmidt
Moneytalk
Letzte Szene aus »Schuld und Scheine«
 
 

Ina Kerner

Leben im Kapitalismus: >Knax und Schland<


»Deutschland hat gar keine Kreditökonomie! Alle zahlen ständig Cash!« sagte R. nach bloß zehn Minuten. R. kommt aus Indien und den USA und arbeitet in Kanada. Sie war vom Berliner Hauptbahnhof nur kurz zu ihrem Hotel und dann gleich ins Haus der Kulturen der Welt gefahren. Zum Public Viewing mit anderen Nicht-Deutschen und Nicht-Deutsch-Identifizierten. Es war ein bisschen kalt, dafür gab es deftigen brasilianischen Wursteintopf und wir Einheimischen erklärten das Prinzip »Schland«. R., die als Historikerin an der Schnittstelle von Wirtschaft und Kultur forscht, fand Schland genauso interessant wie die Sache mit dem Cash. Wenn man stets mit Bargeld zahlt, kann niemand verfolgen, was man wofür ausgibt; in Zeiten zunehmender Überwachung nicht zu unterschätzen, meinte sie. Stichwort NSA. Und kein Wunder, dass es im Land des Cash, anders als in den Ländern des Konsums auf Pump, keine Immobilienblase gegeben habe.

Die Westdeutschen unter uns erzählten von einer Kindheit mit Knax-Heften, Spardosen und Weltspartagen; und dass wir in der Oberstufe dann beim Planspiel Börse mitmachen durften, das ebenfalls von den Sparkassen organisiert wurde. Die Sparkassen-Spardosen mit Motiven der Knax-Comics waren zentralverriegelt. Brachte man sie am Knax-Tag auf die Bank und zahlte das gesammelte Geld direkt aufs Sparbuch ein, bekam man Knax-Gimmicks - zusätzlich zu den Zinsen, die es damals auch noch gab. Mein Knax-Lineal (30 cm) benutze ich heute noch. Vielleicht ist das ein Nebeneffekt meiner kindlichen Sparerinnen-Subjektivierung.

Knax selber hat die Jahrzehnte ebenfalls überlebt - und präsentiert sich inzwischen sogar mit eigenem Webauftritt. Hauptfiguren waren all die Zeit über die Kinder Didi und Dodo, die in jedem Heft erneut die Räuber von Burg Fetzenstein überlisten. Im Netz ist das Portrait von Didi blau unterlegt, das von Dodo pink. Das Dorf, in dem die beiden leben, hat neben Fischern, Handwerkern und Ehefrauen auch einen Gelehrten vorzuweisen: Gantenkiel, der »eine große Bibliothek mit unzähligen Büchern voller spannender Geschichten und Informationen« besitzt und außerdem »der zuverlässige Verwalter des Geldes der Knaxianer in der Sparkasse« ist - »zu ihm kommen die Knaxianer, wenn sie Geld auf ihre Sparkassenbücher einzahlen wollen und Geld davon abheben möchten«. Anführer der Räuberbande ist Fetz Braun: »Durch ehrliche Arbeit Geld zu verdienen, kommt für Fetz Braun nicht in Frage. Dafür fallen ihm stets neue Tricks ein, wie er die Welt der Knaxianer bestehlen oder austricksen könnte«, ist in seiner Kurzvorstellung zu lesen. Die Koordinaten der Knax-Welt sind damit klar geordnet: die zuverlässige Bank steht für Ehrlichkeit; Tricks und Diebstahl sind Risiken von außen. So zu denken liegt heute, in Zeiten von Finanzmarktkapitalismus und multiplen Krisen, kaum mehr auf der Hand. Auf den Elternseiten von knax.de kann man lesen, dass die Sparkassen Knax seit 1974 nutzen, um »junge Kunden« an die Themen Geld und Sparen heranzuführen - »Kinder sollen die Sparkasse mit Spaß und sympathischen Ansprechpartnern verbinden«. [...]


 
Martin Saar
Bildpolitik: >Schuldenuhr<



SCHÖNHEITEN

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