polar #17: Schuld und Schulden
EDITORIAL
HALTUNG
HAFTUNG
HEU
Christina von Braun Ein Brunnen voller Blut Die theologische Dimension des Geldes
| Dieter Verbeck Was ist Geld? Arten, Bedeutung, Entstehung
| Ulf Schmidt Moneytalk Letzte Szene aus »Schuld und Scheine«
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Ina KernerLeben im Kapitalismus: >Knax und Schland< | »Deutschland hat gar keine Kreditökonomie! Alle zahlen ständig Cash!« sagte R. nach bloß zehn Minuten. R. kommt aus Indien und den USA und arbeitet in Kanada. Sie war vom Berliner Hauptbahnhof nur kurz zu ihrem Hotel und dann gleich ins Haus der Kulturen der Welt gefahren. Zum Public Viewing mit anderen Nicht-Deutschen und Nicht-Deutsch-Identifizierten. Es war ein bisschen kalt, dafür gab es deftigen brasilianischen Wursteintopf und wir Einheimischen erklärten das Prinzip »Schland«. R., die als Historikerin an der Schnittstelle von Wirtschaft und Kultur forscht, fand Schland genauso interessant wie die Sache mit dem Cash. Wenn man stets mit Bargeld zahlt, kann niemand verfolgen, was man wofür ausgibt; in Zeiten zunehmender Überwachung nicht zu unterschätzen, meinte sie. Stichwort NSA. Und kein Wunder, dass es im Land des Cash, anders als in den Ländern des Konsums auf Pump, keine Immobilienblase gegeben habe.
Die Westdeutschen unter uns erzählten von einer Kindheit mit Knax-Heften, Spardosen und Weltspartagen; und dass wir in der Oberstufe dann beim Planspiel Börse mitmachen durften, das ebenfalls von den Sparkassen organisiert wurde. Die Sparkassen-Spardosen mit Motiven der Knax-Comics waren zentralverriegelt. Brachte man sie am Knax-Tag auf die Bank und zahlte das gesammelte Geld direkt aufs Sparbuch ein, bekam man Knax-Gimmicks - zusätzlich zu den Zinsen, die es damals auch noch gab. Mein Knax-Lineal (30 cm) benutze ich heute noch. Vielleicht ist das ein Nebeneffekt meiner kindlichen Sparerinnen-Subjektivierung.
Knax selber hat die Jahrzehnte ebenfalls überlebt - und präsentiert sich inzwischen sogar mit eigenem Webauftritt. Hauptfiguren waren all die Zeit über die Kinder Didi und Dodo, die in jedem Heft erneut die Räuber von Burg Fetzenstein überlisten. Im Netz ist das Portrait von Didi blau unterlegt, das von Dodo pink. Das Dorf, in dem die beiden leben, hat neben Fischern, Handwerkern und Ehefrauen auch einen Gelehrten vorzuweisen: Gantenkiel, der »eine große Bibliothek mit unzähligen Büchern voller spannender Geschichten und Informationen« besitzt und außerdem »der zuverlässige Verwalter des Geldes der Knaxianer in der Sparkasse« ist - »zu ihm kommen die Knaxianer, wenn sie Geld auf ihre Sparkassenbücher einzahlen wollen und Geld davon abheben möchten«. Anführer der Räuberbande ist Fetz Braun: »Durch ehrliche Arbeit Geld zu verdienen, kommt für Fetz Braun nicht in Frage. Dafür fallen ihm stets neue Tricks ein, wie er die Welt der Knaxianer bestehlen oder austricksen könnte«, ist in seiner Kurzvorstellung zu lesen. Die Koordinaten der Knax-Welt sind damit klar geordnet: die zuverlässige Bank steht für Ehrlichkeit; Tricks und Diebstahl sind Risiken von außen. So zu denken liegt heute, in Zeiten von Finanzmarktkapitalismus und multiplen Krisen, kaum mehr auf der Hand. Auf den Elternseiten von knax.de kann man lesen, dass die Sparkassen Knax seit 1974 nutzen, um »junge Kunden« an die Themen Geld und Sparen heranzuführen - »Kinder sollen die Sparkasse mit Spaß und sympathischen Ansprechpartnern verbinden«. [...]
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| Martin Saar Bildpolitik: >Schuldenuhr<
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SCHÖNHEITEN
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