





polar #17: Schuld und Schulden
EDITORIAL
HALTUNG
HAFTUNG
Interview Joseph Vogl »Schulden sind ein Schöpfungsakt«
| Stefan Gosepath Vage Pflichten Was schulden wir zukünftigen Generationen?
| Daniel Markovits Leistungsgesellschaft und ungleiche Verteilung Ein Bericht aus den USA
| Arnd Pollmann Schuld ohne Sühne Woody Allen, Jeremy Bentham und NSA-Skandal
| Susanne Beck Höchststrafe: Shut-Down? Über Schuld beim Einsatz elektronischer Agenten
| Dorothea Wehrmann Empowerment durch Schulden? Mikrokredite als »Wundermittel« gegen Armut im globalen Süden
| Bernd Stegemann Ein Übermaß an schönen Seelen Die Schulden des Theaters
| Susann Neuenfeldt/Simon Strick Hallo Karthago/Hallo Rom: >Krasser Traum<
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Susann Neuenfeldt/Simon StrickHallo Karthago/Hallo Rom: >Abrechnen können wir danach< | Geliebtes Karthago,
du bist im Krankenhaus gerade, und kannst mir nicht antworten. Ich erinnere mich für uns beide. Wir haben die Kinder auf unser Schlachtfeld geholt, und sie haben tapfer gekämpft. Für uns, mit uns, gegen uns. Mit großen Augen und ohne Zögern. Sie haben sich mit uns eingegraben, sich verletzt, sind gestorben mit uns und wieder aufgestanden. Jede Nacht, immer wieder. In der Stadt und in der Provinz. Sie haben gekämpft ohne zu fragen, zu rechnen, die Schulden zu zählen. Auch die, die wir enttäuscht haben, waren da. Sie haben alles gegeben und wollten nichts dafür. Damit wir unser Drama, unseren Krieg spielen können, in dem wir niemals fragen müssen, wer Schuld hat: Karthago, der Verräter? Rom, die Lügnerin? Es gibt hier keine Opfer, die Kinder wissen das und sagen den Satz geradeaus, klar, nach vorne. Sterben kann man trotzdem, alles falsch machen auch, blöd sein, verletzen, misshandeln, völlig daneben hauen mit einem Schwert, das einem nicht gehört. Auch das wissen sie, nichts wird vergessen. Alles kann, muss und wird gesagt werden, erinnert werden. Jeder Schlag, jeder Schmerz. In unseren Nächten bringst du mir den Unterschied zwischen Erinnern und Aufrechnen bei. Zwischen Zukunft und Kontostand. Wenn die Anderen von Schuld und Schulden reden, dann meinen sie eine andere Zeit als unsere. Sie schulden uns etwas, deshalb reden sie davon. Ohne Unterlass. Wir beide sind gebaut für die Erinnerung und die Ewigkeit. Abrechnen können wir danach. Die Kinder werden uns helfen dabei. Ich wünsche dir gute Besserung und einen schönen Geburtstag, ewiges Karthago, meine ewige Liebe. Du wirst mir nie etwas schuldig sein, wir verlieren und gewinnen zusammen.Dein Rommmmmm [...]
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| Johanna-Charlotte Horst Mein halbes Jahr: >Literatur< Georges Perec – Gustav Flaubert – Walter Benjamin
| Johannes von Weizsäcker Mein halbes Jahr: >Musik< Crass – Matmos – The Soft Pink Truth – Pet Shop Boys – Kid Koala
| Matthias Dell Mein halbes Jahr: >Film< Polizeiruf Magdeburg – Umsonst – The Unknown Known
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HEU
SCHÖNHEITEN
Thomas Biebricher Eigentümliche Legierung Von Ebeneezer Scrooge bis Dagobert Duck: Margaret Atwoods Payback
| Kerstin Carlstedt Auch nicht glücklicher Wir wollen, was ihr habt: John Lanchesters Gesellschaftsroman Kapital
| Christoph Raiser Nimm es nicht persönlich Ohne Schuld kein Staat: John le Carrés Dame, König, As, Spion
| Anna-Chatarina Gebbers Unzurechenbar Politiken des Displays: Mariana Castillo Deball im Hamburger Bahnhof
| Judith Karcher Die eigene Blödheit Von der Angst, etwas zu verpassen: Rainald Goetz’ Johann Holtrop
| Julia Roth Verwobene Geschichten Der orientalisierte »Andere«: Zum Sammelband Jenseits des Eurozentrismus
| Ulrich Raiser Das eigene Gesetz Sozialität der Schuld: Dostojewskis Schuld und Sühne
| Tilman Vogt Kassensturz Protestantische Moralökonomie: Gottfried Kellers Der Grüne Heinrich
| Philipp Wahnschaffe Unsagbare Qualen Größte Empathie: Svetlana Alexijewitschs Collage Secondhand-Zeit
| Patrick Thor Bewusst blind Warum ich schuldig wurde, weiß ich nicht mehr: Pier Paolo Pasolinis Edipo Re. Bett der Gewalt
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