Mark Schieritz Verschuldet Euch! Schulden als Grundlage der modernen Welt
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Robert Misik Inflation Ein Problem, das wir uns wĂĽnschen sollten
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Gerhard Schick Umschuldung oder Umverteilung Plädoyer für einen geordneten Abbau der hohen Gesamtverschuldung
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Simon Derpmann Es ist was es ist Geld als soziale Relation
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Bertram Lomfeld Schulden ohne Schuld Insolvenz als Grenze der Finanzmoral
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Christian Kopf Mit Schulden handeln Ein Fondsmanager sucht nach Alternativen zur Anleihe
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Frieder Vogelmann Wir Seelenmacher »Unternehmensverantwortung« mit Graeber und Nietzsche
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Alessandro SommaHedonismus und AskeseParadoxien der Schuldenwirtschaft |
Wirtschafts- und Finanzkrisen offenbaren Brüche und Widersprüche innerhalb des Kapitalismus. Die Erwartungen an Verbraucher einerseits und Bürger sowie Arbeiter andererseits widersprechen sich diametral. Um ihrer Rolle als Verbraucher gerecht zu werden, müssen Individuen durch eine hedonistische Lebensweise ihren Konsum erhöhen. Schließlich sollen sie für ein volkswirtschaftliches Wachstum sorgen. Gleichzeitig müssen sie sich als Bürger und Arbeiter einer asketischen Moral unterwerfen und niedrige Löhne oder geringe Sozialleistungen akzeptieren. Letztlich entziehen sie so einem auf Massenkonsum beruhendem Wachstum jegliche Grundlage.
Für jene, die an die Selbstheilungskräfte des Marktes glauben, sind Krisen ein natürliches Regulativ des Kapitalismus. Sie machen ihn anpassungsfähig gegenüber sozialem Wandel und damit zu einer effizienten Institution. Sein Funktionieren erfordert lediglich limitierte Staatlichkeit. Einer solchen ideologischen und evolutionistischen Perspektive stehen Widersprüche der gegenwärtigen Dynamik der kapitalistischen Weltordnung entgegen.
Soziale wie auch freie Volkswirtschaften haben sich zu Schuldenökonomien entwickelt, einem gewaltigen Apparat zur Verwaltung von privaten und staatlichen Schulden. Charakteristisch für eine Schuldenökonomie sind vor allem die Rollenzuweisungen an Gläubiger und Schuldner, konstruiert als Machtbeziehungen zwischen Besitzern und Nichtbesitzern von Kapital. Diese Relationen prägen Individuen deutlich stärker als das postmoderne Postulat eines umfassenden Pluralismus, da sie zur Unterstützung des postfordistischen Akkumulationssystems benötigt werden.
Schuldverhältnisse unterscheiden sich fundamental von Austauschverhältnissen. Austauschverhältnisse beruhen traditionell auf formeller Gleichheit, selbst wenn sie Ursache oder Folge von substanzieller Ungleichheit sind. Schuldverhältnisse basieren auf Abhängigkeit, zumeist mit dauerhaftem Charakter. Sie folgen den Gesetzen der Zinsmaximierung nicht nur zur Erzielung höherer Gewinne, sondern auch zum Zweck langfristiger Unterwerfung. Darüber hinaus wirken sich Schuldverhältnisse auf die Funktionsweisen von Markt und Wohlfahrtsstaat aus, indem sie Bürger, Arbeiter und Verbraucher zu Schuldnern transformieren. »Finanzökonomie« oder »finanzieller Kapitalismus« werden zur »Schuldenökonomie« mit Schuldverhältnissen als »Archetypen sozialer Relationen« (Lazzarato). [...]
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Mark Schieritz/Michael Miebach/Florian Kern/Philipp Wahnschaffe Ist es links?>Schuldenbremse<
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