





polar #17: Schuld und Schulden
EDITORIAL
HALTUNG
HAFTUNG
Interview Joseph Vogl »Schulden sind ein Schöpfungsakt«
| Stefan Gosepath Vage Pflichten Was schulden wir zukünftigen Generationen?
| Daniel Markovits Leistungsgesellschaft und ungleiche Verteilung Ein Bericht aus den USA
| Arnd Pollmann Schuld ohne Sühne Woody Allen, Jeremy Bentham und NSA-Skandal
| Susanne Beck Höchststrafe: Shut-Down? Über Schuld beim Einsatz elektronischer Agenten
| Dorothea Wehrmann Empowerment durch Schulden? Mikrokredite als »Wundermittel« gegen Armut im globalen Süden
| Bernd Stegemann Ein Übermaß an schönen Seelen Die Schulden des Theaters
| Susann Neuenfeldt/Simon Strick Hallo Karthago/Hallo Rom: >Krasser Traum<
| Susann Neuenfeldt/Simon Strick Hallo Karthago/Hallo Rom: >Abrechnen können wir danach<
| Johanna-Charlotte Horst Mein halbes Jahr: >Literatur< Georges Perec – Gustav Flaubert – Walter Benjamin
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Johannes von WeizsäckerMein halbes Jahr: >Musik<Crass – Matmos – The Soft Pink Truth – Pet Shop Boys – Kid Koala | »I don't owe you anything«, sangen REM vor vielen Jahren einmal. Vielleicht waren es auch gar nicht REM, sondern eine andere US-Collegerock-Band der achtziger Jahre.
IRGENDEINE US-Collegerock-Band war es aber gewiss. Die haben angesichts der US-üblichen Studiengebühren natürlich auch gut singen über Schulden. Aber man schuldet ja immer irgendjemandem was. Zur Zeit z.B. schulde ich vielen Menschen bzw. Instanzen Geld, Entschuldigungen, Abendessen, Musikstücke und Macbook-Netzteile.
Die wirkliche Frage in bezug auf Schuld(en), Musiker und Gesellschaft stellte jedoch einst die englische Anarcho-Kommunen-Punkband Crass im Lied »Do They Owe Us A Living?«, um in der zweiten Refrainzeile die Frage gleich selbst zu antworten: »Of course they fucking do!« Sehr schön. Dreieinhalb Jahrzehnte später sind »sie« »uns« den Lebensunterhalt indes leider immer noch schuldig, und so werkeln wir weiter mit unserem unverwüstlichen DIY-Ethos, machen unermüdlich Platten und Konzerte, formen Kollektive, die Veranstaltungsorte managen, verdienen alle überhaupt rein gar nichts damit und bespaßen die Millionen Berlin-Touristen, die immer noch wegen des tollen DIY-Boheme-Flairs in die Stadt kommen und Geld ausgeben, aber nur für Easyjet und Hostels, nie für uns! Buhuu!
Immerhin sind wir ja hier in Europa, und zwar im am wenigsten gebeutelten Teil Europas, der sich freut, dass andere Teile ihm ganz viel schulden, und deswegen gibt es hier Kulturförderung. Die mag aber nicht jeder waschechte DIY-Mensch annehmen. Verständlich, aber als mieser Opportunist nehme sie gelegentlich an, Hauptsache, man kann mal ein paar Monate lang irgendein Projekt verfolgen und muss nicht gleichzeitig fünf andere Sachen tun. [...]
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| Matthias Dell Mein halbes Jahr: >Film< Polizeiruf Magdeburg – Umsonst – The Unknown Known
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HEU
SCHÖNHEITEN
Thomas Biebricher Eigentümliche Legierung Von Ebeneezer Scrooge bis Dagobert Duck: Margaret Atwoods Payback
| Kerstin Carlstedt Auch nicht glücklicher Wir wollen, was ihr habt: John Lanchesters Gesellschaftsroman Kapital
| Christoph Raiser Nimm es nicht persönlich Ohne Schuld kein Staat: John le Carrés Dame, König, As, Spion
| Anna-Chatarina Gebbers Unzurechenbar Politiken des Displays: Mariana Castillo Deball im Hamburger Bahnhof
| Judith Karcher Die eigene Blödheit Von der Angst, etwas zu verpassen: Rainald Goetz’ Johann Holtrop
| Julia Roth Verwobene Geschichten Der orientalisierte »Andere«: Zum Sammelband Jenseits des Eurozentrismus
| Ulrich Raiser Das eigene Gesetz Sozialität der Schuld: Dostojewskis Schuld und Sühne
| Tilman Vogt Kassensturz Protestantische Moralökonomie: Gottfried Kellers Der Grüne Heinrich
| Philipp Wahnschaffe Unsagbare Qualen Größte Empathie: Svetlana Alexijewitschs Collage Secondhand-Zeit
| Patrick Thor Bewusst blind Warum ich schuldig wurde, weiß ich nicht mehr: Pier Paolo Pasolinis Edipo Re. Bett der Gewalt
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