Das Online-Magazin zur Zeitschrift | HALBJAHRESMAGAZIN polar






polar #21: Gegen die Angst




EDITORIAL

 
Peter Siller/Bertram Lomfeld
Editorial


ZORN

 
Heinz Bude
Woher der Zorn?
Die »Abgehängten« und »Verbitterten« in der Gegenwartsgesellschaft
 
Fabian GĂĽlzau
Unter Stress
Die Bildungspanik der Mittelschichten
 
Micha Brumlik
Identitäre Bezüge
Dugin, Evola und immer wieder Heidegger
 
Karsten Rudolph
Angst der/vor dem BĂĽrger
Eine kritische Bilanz der Bürgerbeteiligung für die repräsentative Demokratie
 
Julian KrĂĽper
Rechtsrisiko Angst
Gefahr, Risiko und Restrisiko als hochpolitische Kategorien
 
 

Lars Koch

Desiring Walls

Über das kollektive Imaginäre einer Architektur der Angst


In der ›Flüchtlingskrise‹ haben Vorstellungen nationalstaatlicher Reautonomisierung Hochkonjunktur. Nicht nur lassen Dänemark, Ungarn und die Balkanstaaten Taten bzw. Zäune sprechen, auch in Deutschland formulieren »Public Intellectuals« wie Rüdiger Safranski oder Peter Sloterdijk ein identitäres »Lob der Souveränität« und liefern damit die Stichworte, die von der Neuen Rechten und ihren Vordenkern Götz Kubitschek oder Marc Jongen dankend aufgegriffen und in einen fremdenfeindlichen »Stigmatisierungsdiskurs« (Tzvetan Todorov) umgesetzt werden. Popularisiert und emotional an ein Massenpublikum weitergegeben wird die Angst vor dem Fremden und Anderen jedoch von einigen der derzeit erfolgreichsten Filme und Serien. Sie kennen alle vor allem ein Gegenmittel: neue Mauern.

Über konkrete Fragen der Praktikabilität und der politischen Kosten eines neuen Isolationismus hinausweisend, steht im Folgenden die Persistenz und Neukonfiguration der Imagination geschlossener, vermauerter Grenzen im Fokus, die sich im politischen Diskurs, aber auch in der Populärkultur seit einigen Jahren beobachten lässt. Obwohl es in Realität die medialen Praktiken eines virtual fencing sind, die die ›intelligenten‹, räumlich und zeitlich zerdehnten Grenzen ausmachen, spielt die symbolische Überkodierung von Mauern und Zäune im Kontext der politischen Debatte über ein neues rebordering der nationalen Sicherheit in der post-9/11-Welt eine wichtige Rolle. Nationalistische Akteure nutzen intensiv die suggestive Kraft des Szenarios einer Flut potenziell gefährlicher Fremder, die von den starken Mauern des Staates aufgehalten werden muss. Die Semantiken, mit denen dieser Diskurs operiert, rekurrieren einerseits auf einen bis ins 18. Jahrhundert zurückreichenden Ideenkomplex von homogener Nation und souveränem Staat. Sie beziehen ihre Evidenz andererseits aus einem die alte Angst vor dem barbarischen Fremden aktualisierenden politischen Imaginären, aus dem sich in der Bearbeitung durch Medien und kulturelle Codes die rezenten Erzählungen und Bilder der Bedrohung speisen.

Bevor vor diesem Hintergrund das Faszinationspotenzial der Mauer als angstimprägniertes Kollektivsymbol der Ein- und Ausschließung anhand zweier populärkultureller Grenzerzählungen genauer zu skizzieren ist, soll vorab eine zeitdiagnostische Bezugsgröße profiliert werden. Zentral ist dabei die Frage, welchem Ermöglichungszusammenhang die populärkulturelle Konjunktur der neuen Mauern als einer wahrnehmungslenkenden practice of seeing entspringt. Dabei wird sich zeigen, dass eine soziologische Erklärung, die das Aufkommen neuer Mauern als einen anachronistischen Rückfall in ein sicherheitspolitisches Hygiene-Dispositiv des 19. Jahrhunderts sieht, zu kurz greift, solange sie nicht den imaginativen Überschuss und das Angstmanagement neuer Schließungspraktiken ins Kalkül zieht. Betrachtet man die Psychopolitik des containments genauer, zeigt sich in den populärkulturellen Narrativen und Bildern neuer Mauern eine Überlagerung geopolitischer und biopolitischer Elemente, die ihre Plausibilität aus der Angst- und Unsicherheitsgefühle erzeugenden »negativen Globalisierung« (Zygmunt Bauman) bezieht. [...]


 
Stefan Huster/Arnd Pollmann/Ulrike Meyer/Peter Siller
Ist es links? >GlĂĽck<
 
Sabine Bode
Wie lang sind die Schatten?
Was Generationen erben können
 
Maja Bächler
Wie German ist die Angst?
EntstehungsgrĂĽnde einer schillernden Redewendung
 
Susann Neuenfeldt/Simon Strick
Hallo Rom/Hallo Karthago: >In erschöpfter Umarmung<



ZUVERSICHT

 
Roland Schaeffer
Gegen eine Politik der Angst
20 Thesen zu einer menschenrechtsorientierten Sicherheitspolitik
 
Sabine Rennefanz
Links liegen gelassen
Die stille Wut der Wendegenaration
 
Frank Adloff, SĂ©rgio Costa, Ina Kerner und Andrea Vetter
Eine gesellige Gesellschaft
Für eine neue Politik der Konvivialität
 
Christian Bommarius
Innere Sicherheit?
Das Recht im Griff der Angstpolitik
 
Simon Strick
Backlash
Trump und das Lachen der Angst
 
Isabella Helmreich
Zum Beispiel Freundschaft
Zur Stärkung unserer Widerstandskräfte
 
Deniz Sertcan
Der Fremde in mir
Von der postkonventionellen Abspaltung der eigenen Ă„ngste
 
Lars Bullmann
Mein halbes Jahr: >Literatur<
Emil Angehrn – Klaus Heinrich – Franz Kafka – Johann Peter Hebel
 
Johannes von Weizsäcker
Mein halbes Jahr: >Musik<
Herbert Grönemeyer – Human Abfall
 
Matthias Dell
Mein halbes jahr: >Film<
Vor der Morgenröte – Casualties of War – Demain
 
Peter Siller
Mein halbes jahr: >Comic<



ZOMBIE

 
Daniel W. Drezner
Untote Tropen
Die Zombieapokalypse im öffentlichen Diskurs der USA
 
Hito Steyerl
Den Verstand fest verschlossen
Kunst im Zeitalter der Angst
 
Ina Kerner
Leben im Kapitalismus: >Gartenstadt im Krisengebiet<



SCHÖNHEITEN

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