





polar #12: Eine für alle
EDITORIAL
VERSAMMLUNG
ZERSPLITTERUNG
UMGEHUNG
Anna Sailer/Anna-Catharina Gebbers/Judith Karcher/ Peter Siller >Literatur spezial: Stadt, Land, Flucht< Josef Bierbichler – Jan Brandt – Katharina Hacker – Peter Kurzeck – Andreas Maier – Moritz von Uslar
| FĂĽsun TĂĽretken Fluchtlinien entlang 9/11 Episoden I bis III
| Franziska Werner/ Mark Thomann Berlin del Mar RĂĽckblick auf eine kĂĽnstlerische Stadtintervention
| Susann Neuenfeldt/Simon Strick Hallo Karthago/Hallo Rom: >Das Versprechen<
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Martin SaarBildpolitik: >Besetzung< | Der städtische Raum war schon immer ein politischer Raum. Als Ort für Demonstrationen, Versammlungen oder Wahlkämpfe und Ort von Ämtern, Wahllokalen, Gerichten, Salons und Hinterzimmern enthält die Stadt eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Partizipation und stellt hierzu bestimmte Plätze bereit. Da der städtische Raum knapp ist und er außerdem eine Menge nicht-politischer Funktionen erfüllen soll, sind die Orte, an denen Politik stattfinden darf, begrenzt. Es gibt kein politisches Recht, an jedem Ort in der Stadt Politik zu machen. Die wenigen Ausnahmen von dieser Regel, wie das Demonstrationsrecht, der Streik im öffentlichen Nahverkehr und die Versammlungsfreiheit, sind hochreglementiert und bedürfen selbst der Genehmigung und ausdrücklichen Gewährung. Die Stadt duldet keine ungeregelte Politik.
Diese Norm steht im Hintergrund des Erfolgs, aber auch des Provokationspotentials der urbanen Protestbewegungen des letzten Jahres, in denen die beharrliche Aneignung öffentlicher Räume eine zentrale Rolle gespielt hat und welche die Orte der Proteste selbst zu politischen Erinnerungsorten und Symbolen eines städtischen Widerstands gemacht haben: die Puerta del Sol in Madrid, den Syntagma-Platz in Athen, den Tahrir-Platz in Kairo, den Zuccotti Park im New Yorker Financial District und den Rothschild Boulevard in Tel Aviv. Aber in allen diesen Fällen war die Inbesitznahme des öffentlichen Raums mit Zelten, einer provisorischen Infrastruktur und den Ritualen der improvisierten Selbstverwaltung eine klare Herausforderung für die städtisch-urbane Ordnung, und die offizielle Reaktion ließ oft nicht lange auf sich warten.
Was in diesen Reibungen sichtbar wird, ist die Tatsache, dass die Städte das unvorhergesehene Politische in ihrem effizient verwalteten Innern ungern dulden, als ob die zivile Besetzung des öffentlichen Raums mit Zelten und Camping-Utensilien die uralte nomadische Bestreitung der städtischen Ordnung und der Sesshaftigkeit heraufbeschwört; und als ob die Demokratie zwar als Gast, nicht aber als Prinzip des Lebens in der Stadt geduldet wird. |
SCHÖNHEITEN
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