





polar #12: Eine für alle
EDITORIAL
VERSAMMLUNG
ZERSPLITTERUNG
LoĂŻc Wacquant Ethnische SchlieĂźung Eine soziologische Spezifikation des Ghettos
| Interview Geoff Dench »Revival der Community«
| Andreas Willisch Kleine Stadt, große Häuser Von der Industriestadt zur Transfergesellschaft
| Nikita Alexeev Nach Moskau Russland ist eine Chimäre, Moskau deren Gesicht
| Levente Polyák Einheitliche Zersplitterung Finden und Erinnern in den verworrenen Städten Mitteleuropas
| Bianca Tavolari Leerstand Zu den aktuellen sozialen Kämpfen um die Stadt in São Paulo
| Nina Brodowski Provincializing Humboldt Der Diskurs um den Berliner Schlossplatz als gesellschaftspolitischer Gradmesser
| Ina Kerner Leben im Kapitalismus: >Wie Kassel in den 80ern<
| Arno Brandlhuber/Anna-Catharina Gebbers Collage City Von Ordos nach Berlin: Die Stadt als Fragment
| Vera Tollmann Bildschirm-Realität Über den zentralen Platz in der Planstadt Ordos, China
| Johannes von Weizsäcker Mein halbes Jahr: >Musik< Sebadoh – Pink Mountain Tops – Nissenenmondai – Chris Corsano
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Matthias DellMein halbes Jahr: >Film<Das Leben ist eine Baustelle – Männerherzen 1 & 2 – Fenster zum Sommer – What a Man – Rubbeldiekatz | Die deutsche Komödie ist umgezogen. Sie wohnt jetzt in Berlin, kleidet sich aber immer noch wie München. Das ist auf den ersten Blick irritierend und auf den zweiten womöglich: die Wahrheit. Die Rolle der Bedeutung der Stadt Berlin sprengt das, was vorher föderaler Konsens war. Mit dem vereinigten Berlin gibt es eine deutsche Stadt, die so viel größer ist als der Rest, dass sie zwangsläufig zum place to be werden musste: Weil die Politik in Berlin sitzt, finden sich auch die angeschlossenen Branchen hier – Medien, Lobbyisten, Wirtschaft –, selbst wenn sie nur Filialen betreiben.
Was das für die Stadt im Kino heißt, kann man in Simon Verhoevens Erfolgsfilm Männerherzen sehen. Darin sieht Berlin nämlich aus, wie München in den Katja-Riemann- Komödien der neunziger Jahre ausgesehen hat – wie eine »Großstadt«, in der Männer und Frauen nach der ganz großen Liebe suchen. Exemplarisch dafür ist, dass die Kamera immer wieder am Morgen in die Totale geht, weil das das »Großstadt«-Bild schlechthin ist: der Blick über die Dächer am Anbruch eines Tages, an dem die Männer und Frauen die ganz große Liebe vielleicht endlich finden werden. Das Problem ist nur, dass Berlin sich für die Totale nicht so richtig eignet, weil es keine Skyline hat, auf die die Totalen es eigentlich anlegen. Berlin hat nur einen Fernsehturm, so wie München den Olympiaturm hat, in dem in einer deutschen Komödie aus den neunziger Jahren dann Katja Riemann als Radiomoderatorin sitzen würde, um aus dem Off die Männer und Frauen auf der Suche nach der ganz großen Liebe zum Bild von den Dächern der »Großstadt« zu begrüßen.
Wie weit die Integration des Repräsentativ-Ostberlins und des Wehrdienstverweiger- Westberlins in ein gesamtdeutsches Wohlstandsbiotop fortgeschritten ist, zeigt sich bei Männerherzen etwa daran, dass hier die chromblitzenden Milieus der achtziger Jahre (Werbefuzzis, Musikproduzenten) als zeitlose Erfolgsgeschäfte fungieren und dass prekäre Jungunternehmer, die Bistros einrichten, den Laden eingerannt bekommen, wenn sie nur mit überholten Modefarben operieren, die wahrscheinlich nicht einmal in der Fußgängerzone von Osnabrück Distinktionsgewinne produzieren würden. [...]
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UMGEHUNG
SCHÖNHEITEN
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