Das Online-Magazin zur Zeitschrift | HALBJAHRESMAGAZIN polar






polar #12: Eine für alle




EDITORIAL

 
Editorial
Peter Siller, Bertram Keller



VERSAMMLUNG

 
Martina Löw
»Jede Stadt ist ein Seelenzustand«
Über städtische Vergesellschaftung und Identitätsanforderung
 
Daniel A. Bell/Avner de-Shalit
Civicism
Plädoyer für ein Stadt-Ethos zwischen Kosmopolitismus und urbaner Partikularität
 
Benjamin Steiner
Zeitschichten
Historische Überlegungen zur Zukunft von urbanen Räumen
 
Christoph Twickel/Arnd Pollmann/Andrej Holm/Peter Siller
Ist es links?: >Gegen Gentrifizierung<
 
 

Friedrich von Borries

Paradoxale Mobilität

Raumeroberung und Raumkontrolle durch Mobilität


Wenn wir heute über Mobilität sprechen, meinen wir meist individuelle räumliche Mobilität, also letztlich die Frage, wie wir von A nach B kommen, am besten in möglichst kurzer Zeit. Diese zielorientierte Mobilität ist allgegenwärtig und wir verstehen sie als wesentliches Gut unserer Gesellschaft, als Ausdruck einer grundlegenden Freiheit. Diese Überhöhung der individuellen Mobilität führt so weit, dass sie zum Selbstzweck wird.

So ist etwa auf www.mobile-freiheit.net, dem »Reisemobileforum für Spaß und gute Laune«, zu lesen: »Frei wie der Wind durch die schönsten Länder reisen, einfach mal stehen bleiben ohne Zeitdruck, an den idyllischsten Plätzen übernachten: Mit einem Reisemobil ist das möglich. Damit die mobile Freiheit auch Wirklichkeit wird, sollten Neulinge eine Wohnmobilreise gut vorbereiten. Am besten kann man dies in einem Wohnmobil Forum oder einem Wohnmobil Blog tun. […] Dort gibt es viele erfahrene Besitzer von Wohnmobilen, die sich über Fahrzeuge und deren Technik, über Reiseziele, Stellplätze und das ganze Drumrum des Campinglebens unterhalten und gern auch Anfängern viele wertvolle Tipps geben und Fragen beantworten. Dann steht der ersten großen Fahrt mit dem Wohnmobil nichts mehr entgegen – DAS ist mobile Freiheit!« (www.mobile-freiheit.net)

Mobilität ist also ein vergnügliches Unterfangen, die automobile Reinkarnation eines zen-buddhistisch angehauchten »Der Weg ist das Ziel«; doch leider endet die Suche nach Freiheit in der Suche nach dem Park- und Stellplatz. Ein Risiko wird nicht eingegangen. Dieser hedonistischen Mobilität steht eine anderes Verständnis von Ortswechsel gegenüber, und der Ausgangs- oder Beweggrund dieser anderen Mobilität ist ebenfalls der Wunsch nach einer Freiheit. Er ist aber nicht mit Vergnüglichkeiten erfüllt, sondern sein Anliegen ist das schiere Überleben. Die Rede ist von jenen Flüchtlingen, die wegen Krieg, Hunger, Umweltkatastrophen, Diktaturen etc. ihre Heimat verlassen. Mobilität ist dann kein Selbstzweck, sondern der Versuch, nach Europa oder in die USA zu gelangen. Mit vollem Risiko.

Diese plakative Gegenüberstellung zeigt eine Paradoxalität unserer Mobilität auf: Wir verstehen sie als ein wichtiges gesellschaftliches Gut, in das wir viel Geld investieren, sei es individuell durch den Erwerb von Autos, Kauf von Benzin, sowie Zug- und Flugtickets, sei es gesamtgesellschaftlich durch die Bereitstellung von Mobilitätsinfrastrukturen, also Straßen, Flughäfen, Schnellbahntrassen sowie durch die verschiedenen Fördermaßnahmen zwischen Abwrackprämie und Steuererleichterungen für Elektroautos, mit denen der ökologische Umbau eines als wichtig erachteten Wirtschaftszweigs vorangetrieben werden soll. [...]


 
Walter Siebel
Ordnung und Chaos
Bedingungen der urbanen Stadt
 
Ludger Schwarte
Die Stadt, eine Volksversammlung
Architektonische Bedingungen freien Handelns



ZERSPLITTERUNG

 
LoĂŻc Wacquant
Ethnische SchlieĂźung
Eine soziologische Spezifikation des Ghettos
 
Interview Geoff Dench
»Revival der Community«
 
Andreas Willisch
Kleine Stadt, große Häuser
Von der Industriestadt zur Transfergesellschaft
 
Nikita Alexeev
Nach Moskau
Russland ist eine Chimäre, Moskau deren Gesicht
 
Levente Polyák
Einheitliche Zersplitterung
Finden und Erinnern in den verworrenen Städten Mitteleuropas
 
Bianca Tavolari
Leerstand
Zu den aktuellen sozialen Kämpfen um die Stadt in São Paulo
 
Nina Brodowski
Provincializing Humboldt
Der Diskurs um den Berliner Schlossplatz als gesellschaftspolitischer Gradmesser
 
Ina Kerner
Leben im Kapitalismus: >Wie Kassel in den 80ern<
 
Arno Brandlhuber/Anna-Catharina Gebbers
Collage City
Von Ordos nach Berlin: Die Stadt als Fragment
 
Vera Tollmann
Bildschirm-Realität
Ăśber den zentralen Platz in der Planstadt Ordos, China
 
Johannes von Weizsäcker
Mein halbes Jahr: >Musik<
Sebadoh – Pink Mountain Tops – Nissenenmondai – Chris Corsano
 
Matthias Dell
Mein halbes Jahr: >Film<
Das Leben ist eine Baustelle – Männerherzen 1 & 2 – Fenster zum Sommer – What a Man – Rubbeldiekatz



UMGEHUNG

 
Anna Sailer/Anna-Catharina Gebbers/Judith Karcher/ Peter Siller
>Literatur spezial: Stadt, Land, Flucht<
Josef Bierbichler – Jan Brandt – Katharina Hacker – Peter Kurzeck – Andreas Maier – Moritz von Uslar
 
FĂĽsun TĂĽretken
Fluchtlinien entlang 9/11
Episoden I bis III
 
Franziska Werner/ Mark Thomann
Berlin del Mar
RĂĽckblick auf eine kĂĽnstlerische Stadtintervention
 
Susann Neuenfeldt/Simon Strick
Hallo Karthago/Hallo Rom: >Das Versprechen<
 
Martin Saar
Bildpolitik: >Besetzung<



SCHÖNHEITEN

Diese Seite steht zur Zeit nicht zur Verfügung.


nach oben