





polar #12: Eine für alle
EDITORIAL
VERSAMMLUNG
Martina Löw »Jede Stadt ist ein Seelenzustand« Über städtische Vergesellschaftung und Identitätsanforderung
| Daniel A. Bell/Avner de-Shalit Civicism Plädoyer für ein Stadt-Ethos zwischen Kosmopolitismus und urbaner Partikularität
| Benjamin Steiner Zeitschichten Historische Überlegungen zur Zukunft von urbanen Räumen
| Christoph Twickel/Arnd Pollmann/Andrej Holm/Peter Siller Ist es links?: >Gegen Gentrifizierung<
| Friedrich von Borries Paradoxale Mobilität Raumeroberung und Raumkontrolle durch Mobilität
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Walter SiebelOrdnung und ChaosBedingungen der urbanen Stadt | Städte müssen funktionieren: Service, Sicherheit, Sauberkeit, das sind Ziele der modernen Stadtpolitik. Aber damit ist es noch lange nicht getan, denn Städte sind zutiefst ambivalente Orte, die Raum für rationale Planung ebenso gewähren müssen wie für spontane Kreativität, für Anpassung ebenso wie für Fremdheit. Nur dann sind Städte wirklich urban.
Urbanität bezeichnet die besondere Qualität, die Stadt vom Land unterscheidet. Das sind zunächst Banalitäten. Denn zuallererst muss eine Stadt funktionieren, was Karl Kraus so formulierte: »Ich verlange von einer Stadt, in der ich leben soll: Asphalt, Straßenspülung, Haustorschlüssel, Luftheizung, Warmwasserleitung. Gemütlich bin ich selbst«. Die Stadt ist eine Maschine zur Entlastung von Arbeit und Verantwortung. Außerdem möchte man auch nicht im Dreck waten. Wer den Schmutz und Gestank vormoderner Städte kennt, der schätzt Kanalisation und Bürgersteig als urbane Errungenschaften. Und wer einmal in Johannesburg oder Mexico City gewesen ist, der weiß überdies auch das heute seltener werdende Privileg zu schätzen, in einer deutschen Stadt ohne Angst das Haus verlassen zu können.
Mit dem Slogan Sicherheit, Sauberkeit, Service macht auch die Deutsche Bahn Reklame. Aber was die Qualität von Bahnhöfen und Einkaufszentren ausmacht, das macht noch keine urbane Stadt. Hinzu kommen müssen drei weitere Merkmale, die von jeher die besondere Qualität der europäischen Stadt bestimmt haben.
Charakteristika der Stadt Erstens: die Stadt als ein demokratisch legitimiertes, handlungsfähiges politisches Subjekt. Die freien Reichsstädte waren staatsähnliche Gebilde. Die Stein-Hardenbergschen Reformen haben in Preußen eine kommunale Selbstverwaltung etabliert, die im Grundgesetz der Bundesrepublik bekräftigt ist. Deshalb hat Edgar Salin in seiner Rede vor dem deutschen Städtetag vor fünfzig Jahren zu Recht Urbanität als »Mitwirkung der Bürger am Stadtregiment« definiert. Allerdings droht die Selbstverwaltung der Städte aufgrund einer neoliberalen Ideologie der Privatisierung, der Tendenz von Bund und Ländern, den Kommunen ihre nicht gelösten Probleme zuzuschieben – etwa die Integration von Zuwanderern – und nicht zuletzt wegen der Misere der kommunalen Finanzen zur leeren Hülse zu werden. Zweitens: europäische Städte als steinerne Geschichtsbücher. Der Bürger einer europäischen Stadt kann sich im Gang durch seine Stadt seiner eigenen, historisch vermittelten Identität versichern. Das Interesse, die Vergangenheit in den Gebäuden und in der Struktur der Stadt zu bewahren, ist Teil des Interesses, die eigene Vergangenheit und die eigene Identität zu bewahren (Robert Hewison). Deshalb ist in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche dieses Interesse, die Stadt als kollektives Gedächtnis und Hüterin von Kontinuität zu bewahren, besonders ausgeprägt. Allerdings haben die Bombardements des 2. Weltkriegs und die zweite Stadtzerstörung durch Flächensanierung und rücksichtslose Verkehrsplanungen in den 60er Jahren tiefe Lücken in das Gedächtnis der Städte gerissen. [...]
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| Ludger Schwarte Die Stadt, eine Volksversammlung Architektonische Bedingungen freien Handelns
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ZERSPLITTERUNG
UMGEHUNG
SCHÖNHEITEN
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