Das Online-Magazin zur Zeitschrift | HALBJAHRESMAGAZIN polar






polar #12: Eine für alle




EDITORIAL

 
Editorial
Peter Siller, Bertram Keller



VERSAMMLUNG

 
Martina Löw
»Jede Stadt ist ein Seelenzustand«
Über städtische Vergesellschaftung und Identitätsanforderung
 
Daniel A. Bell/Avner de-Shalit
Civicism
Plädoyer für ein Stadt-Ethos zwischen Kosmopolitismus und urbaner Partikularität
 
Benjamin Steiner
Zeitschichten
Historische Überlegungen zur Zukunft von urbanen Räumen
 
Christoph Twickel/Arnd Pollmann/Andrej Holm/Peter Siller
Ist es links?: >Gegen Gentrifizierung<
 
Friedrich von Borries
Paradoxale Mobilität
Raumeroberung und Raumkontrolle durch Mobilität
 
Walter Siebel
Ordnung und Chaos
Bedingungen der urbanen Stadt
 
Ludger Schwarte
Die Stadt, eine Volksversammlung
Architektonische Bedingungen freien Handelns



ZERSPLITTERUNG

 
LoĂŻc Wacquant
Ethnische SchlieĂźung
Eine soziologische Spezifikation des Ghettos
 
Interview Geoff Dench
»Revival der Community«
 
Andreas Willisch
Kleine Stadt, große Häuser
Von der Industriestadt zur Transfergesellschaft
 
 

Nikita Alexeev

Nach Moskau

Russland ist eine Chimäre, Moskau deren Gesicht


Im Laufe von knapp mehr als hundert Jahren hat die Stadt Moskau vier Perioden erlebt, in denen sich ihr Äußeres sowohl architektonisch wie auch auf der Ebene öffentlicher Zeichensetzungen gänzlich verändert hat. Ende des 19. Jahrhunderts begann die erste Periode und dauerte bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, die zweite von den 1930er- bis in die 1950er-Jahre. Die dritte Epoche der Umwälzungen im Stadtraum Moskaus lässt sich in den 1960er- bis 1970er-Jahren ausmachen. Der bis dato letzte Abschnitt dieser kardinalen Umgestaltungen schließlich begann Ende der 1980er-Jahre und dauert bis heute an. Sinn und Qualität dieses Wandels hatten innerhalb dieser Zeiträume einen vollkommen unterschiedlichen Charakter, auch wenn sich einige verschwommene Ähnlichkeiten zwischen der ersten und der letzten Periode feststellen lassen.

Vorwärts zum Sieg

Ende des vorletzten Jahrhunderts begann Moskau, mit der sich stürmisch entwickelnden Wirtschaft und der ungestümen Europäisierung Russlands im Hintergrund – größtenteils immer noch niedrig gebaut und in vielen Hinsichten sein patriarchalisches Äußere beibehaltend, die Gesichtszüge einer modernen europäischen Hauptstadt anzunehmen. Unmengen von Wohn- und Bürohäusern wuchsen empor, die zwar einige typisch russische stilistische Besonderheiten aufwiesen, im Kern jedoch eine lokale Variante des internationalen Art Nouveau und des Neoklassizismus dieser Zeit darstellten. Der öffentliche Verkehr der Stadt wurde in Fluss gebracht, riesige Fabrikgebäude errichtet.

Diese Entwicklung wurde durch die Revolution im Jahr 1917 unterbrochen. In den nachfolgenden Jahren, als wesentliche Vertreter der Architekturströmungen des Konstruktivismus und des Rationalismus tätig waren, welche eine kolossale Rolle in der Entwicklung des architektonischen Denkens des 20. Jahrhunderts insgesamt gespielt haben, wurde in Moskau relativ wenig gebaut. Der Grund dafür lässt sich einfach nachvollziehen: Die wirtschaftlichen Bedingungen in der durch Krieg und Revolution zerstörten Sowjetunion ließen keine Möglichkeiten für die Verwirklichung großer Projekte zu. Häufig allerdings waren auch diese visionären Projekte selbst dermaßen utopisch, dass sie mit den damals zur Verfügung stehenden Mitteln gar nicht zu verwirklichen gewesen wären. Doch während sich Moskau in den 1920er-Jahren im architektonischen Sinn kaum verändert hat, so ereigneten sich in sozialer Hinsicht katastrophale Veränderungen. Die traditionelle Lebensweise wurde zerstört, komfortable Bourgeois-Wohnungen verwandelten sich in Ameisenhaufen von Komunalkas. Nach Moskau strömte eine Sturzflut ehemaliger DorfbewohnerInnen, welche die Codes des Stadtlebens nicht verstehen konnten; Menschen, die »nicht einmal mit einer Straßenbahn fahren konnten«. Die Konturen der Stadt und des urbanen Lebens fingen an, auf dem unsicheren Boden, auf dem sie errichtet waren, zu verschwimmen. [...]


 
Levente Polyák
Einheitliche Zersplitterung
Finden und Erinnern in den verworrenen Städten Mitteleuropas
 
Bianca Tavolari
Leerstand
Zu den aktuellen sozialen Kämpfen um die Stadt in São Paulo
 
Nina Brodowski
Provincializing Humboldt
Der Diskurs um den Berliner Schlossplatz als gesellschaftspolitischer Gradmesser
 
Ina Kerner
Leben im Kapitalismus: >Wie Kassel in den 80ern<
 
Arno Brandlhuber/Anna-Catharina Gebbers
Collage City
Von Ordos nach Berlin: Die Stadt als Fragment
 
Vera Tollmann
Bildschirm-Realität
Ăśber den zentralen Platz in der Planstadt Ordos, China
 
Johannes von Weizsäcker
Mein halbes Jahr: >Musik<
Sebadoh – Pink Mountain Tops – Nissenenmondai – Chris Corsano
 
Matthias Dell
Mein halbes Jahr: >Film<
Das Leben ist eine Baustelle – Männerherzen 1 & 2 – Fenster zum Sommer – What a Man – Rubbeldiekatz



UMGEHUNG

 
Anna Sailer/Anna-Catharina Gebbers/Judith Karcher/ Peter Siller
>Literatur spezial: Stadt, Land, Flucht<
Josef Bierbichler – Jan Brandt – Katharina Hacker – Peter Kurzeck – Andreas Maier – Moritz von Uslar
 
FĂĽsun TĂĽretken
Fluchtlinien entlang 9/11
Episoden I bis III
 
Franziska Werner/ Mark Thomann
Berlin del Mar
RĂĽckblick auf eine kĂĽnstlerische Stadtintervention
 
Susann Neuenfeldt/Simon Strick
Hallo Karthago/Hallo Rom: >Das Versprechen<
 
Martin Saar
Bildpolitik: >Besetzung<



SCHÖNHEITEN

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