





polar #7: Ohne Orte
EDITORIAL
KURS
KAMPF
KONVENT
SCHÖNHEITEN
Arnd Pollmann Tyrannei der Schönheit Demokratie als Beauty-Farm: Tocqueville, Vian und die ästhetische Chirurgie
| Oliver Kohns Rot/Weiß Nachbarschaft, Rassismus, Völkermord: John Hustons The Unforgiven
| Johannes Kambylis Das Steppenschwein Anarchische Kapriolen: Die Kronenklauer von F. K. Waechter und Bernd Eilert
| Susann Neuenfeldt/Simon Strick Die ewige Stadt Auf Bruch: Brecht/Müller in der JVA Tegel
| Christoph Raiser Wie dem auch sei Zeit für eine Neuauflage: Das Europäische Parlament
| Julia Roth Fragiler Sieg Abortion Democracy von Sarah Diehl
| Martin Roussel Eine gute Idee »Democracy don’t rule the world«: Dylans 83er-Album Infidels
| Daniel Ulbrich Blutwurst Herr Demos und seine Sklaven: Aristophanes’ Die Ritter
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Jens FriebeHammerAuf verlorenem Posten: Im Baumarkt mit Slavoj Žižek | Žižek hat ein Buch gegen den Kapitalismus geschrieben. Es heißt »Auf verlorenem Posten« und ließt sich recht unterhaltsam an. Bisschen viel Lacan natürlich mal wieder, Sie kennen das ja: Der »Große andere« hier, der »große Andere« da, und am Ende wird wieder nicht verraten, wer es war. Aber ansonsten: schön. Der Kapitalismus selbst allerdings ist derweil noch einmal zu einsamer künstlerischer Hochform aufgelaufen und hat seiner verdämmernden Glücksvision vom privatistischen Idyll ein ewiges Denkmal gesetzt. Das Wunderwerk heißt: Baumarktwerbung. Genau genommen handelt es sich um viele verschiedene Fernsehwerbungen mehrerer Baumärkte, die einander in der surrealistischen Glamourisierung des Hypernormalen so ähneln, dass man hier wohl von einem Zyklus sprechen kann, egal ob die Baumärkte sich eine Agentur teilten, ob einer beim anderen stahl, oder ob morphogenetische Felder die Kreativabteilungen synchronisierten. Leider können wir hier nur einige Beispiele aus der riesigen Masse avantgardistischer Miniaturen ansprechen. So hat etwa Mike Krüger nach fast sechzig Jahren verpfuschten Lebens dank Hagebaumarkt seine letztgültige Bestimmung in der Rolle als Mad Professor des Heimwerkens gefunden, der unter anderem zur Fußball-EM eine Maschine baut, die sein Blumenbeet Laola-Wellen schlagen lässt, denn »ein bisschen Stadionatmosphäre muss auch zu Hause sein«. Die hier bis zur Vermenschlichung kultivierte Wildnis bricht bei Hornbach wieder mit all ihrem Schrecken als unfertiges Badezimmer hervor. Dessen lose Kacheln und Rohre formen sich zum Monster und verfolgen den Heimwerker, bis er zurückschlägt, indem er das Chaos bauend bannt. Die Moral: »Mach es fertig bevor es dich fertig macht.« Für die angemessene kulturtheoretische Würdigung des wahnsinnigen Spots mit dem Slogan »Werde eins mit deinem Projekt«, in welchem die Worte des Heimwerkers buchstäblich zu Werkzeug werden (zu Schrauben, Sägen und Hämmern) brauchte selbst Žižek ein ganzes Buch. |

| Anja Höfer Nicht echt Talk to end all talk: Christoph Schlingensiefs Die Piloten
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