





polar #7: Ohne Orte
EDITORIAL
KURS
KAMPF
KONVENT
SCHÖNHEITEN
Arnd Pollmann Tyrannei der Schönheit Demokratie als Beauty-Farm: Tocqueville, Vian und die ästhetische Chirurgie
| Oliver Kohns Rot/Weiß Nachbarschaft, Rassismus, Völkermord: John Hustons The Unforgiven
| Johannes Kambylis Das Steppenschwein Anarchische Kapriolen: Die Kronenklauer von F. K. Waechter und Bernd Eilert
| Susann Neuenfeldt/Simon Strick Die ewige Stadt Auf Bruch: Brecht/Müller in der JVA Tegel
| Christoph Raiser Wie dem auch sei Zeit für eine Neuauflage: Das Europäische Parlament
| Julia Roth Fragiler Sieg Abortion Democracy von Sarah Diehl
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Martin RousselEine gute Idee»Democracy don’t rule the world«: Dylans 83er-Album Infidels | Sind die achtziger Jahre aktuell? Egal, denn hip war Bob Dylan um 1983 ganz sicher nicht, anders als heute, wo sein aktuelles Album Together Through Life emphatisch gefeiert wird. Anno 1983 hört man Dylans Stimme orakeln, während sie sich durch einen Schleier aus Studiosound kämpft. Infidels heißt das Album, und nebenbei bemerkt ist es das einzige, in dem das Wort »democracy« vorkommt. www.bodylan.com jedenfalls liefert nur einen Treffer: Union Sundown lautet der programmatisch wie sinnig gebliebene Song-Titel: »Well, you know, lots of people complainin’ that there is no work.« Doch verweigert sich Dylan einfachen Botschaften. Am Ende ersetzt eine geradezu apokalyptische Vision den an Banalität kaum zu überbietenden Refrain (»Well, it’s sundown on the union / And what’s made in the U.S.A. / Sure was a good idea / ’Til greed got in the way«). In der Demokratie, »ruled by violence«, ist, so kann man lernen, jeder auf sich gestellt: »Democracy don’t rule the world / You’d better get that in your head. […] / From Broadway to the Milky Way / That’s a lot of territory indeed / And a man’s gonna do what he has to do / When he’s got a hungry mouth to feed.« Mehr wissen auch, über 25 Jahre später, die Figuren von Together Through Life nicht, denen nur die alte Musik bleibt, keine Schönheit und niemand, dem man sie schenken könnte: »I don’t have a single rose«, bekennt einer, der wohl weiß: »together« wird das nichts: »I feel a change comin’ on / And the fourth part of day’s already gone.« Und wie war die Musik 1983? Nahezu unbeteiligt kann man dieses traumhafte Album hören, mit Sonnenbrille, zu Liedern, die davon handeln, wie Demokratie zur Gewalt führt, davon, wie niemals der Glaube an Gemeinschaft, sondern nur ein anderes Ich die eigene Haut retten kann, vom Jokerman bis zum introspektiven I And I: Und wie alles, was sich entzieht, ist auch Infidels über jede Kritik erhaben. |

| Daniel Ulbrich Blutwurst Herr Demos und seine Sklaven: Aristophanes’ Die Ritter
| Jens Friebe Hammer Auf verlorenem Posten: Im Baumarkt mit Slavoj Žižek
| Anja Höfer Nicht echt Talk to end all talk: Christoph Schlingensiefs Die Piloten
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