





polar #7: Ohne Orte
EDITORIAL
KURS
KAMPF
KONVENT
SCHÖNHEITEN
Arnd Pollmann Tyrannei der Schönheit Demokratie als Beauty-Farm: Tocqueville, Vian und die ästhetische Chirurgie
| Oliver Kohns Rot/Weiß Nachbarschaft, Rassismus, Völkermord: John Hustons The Unforgiven
| Johannes Kambylis Das Steppenschwein Anarchische Kapriolen: Die Kronenklauer von F. K. Waechter und Bernd Eilert
| Susann Neuenfeldt/Simon Strick Die ewige Stadt Auf Bruch: Brecht/Müller in der JVA Tegel
| Christoph Raiser Wie dem auch sei Zeit für eine Neuauflage: Das Europäische Parlament
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Julia RothFragiler SiegAbortion Democracy von Sarah Diehl | »Man muss abwägen, was wichtiger ist: das Recht auf Religionsfreiheit oder das Recht auf Selbstbestimmung von Frauen«, erklärt Noluntando Ntlokwama vom Frauenrechtszentrum Kapstadt. Die ANC-Regierung etablierte nach dem Ende des Apartheid-Regimes in Südafrika Abtreibung als fundamentales Menschenrecht. Doch Informationen und Service in öffentlichen Krankenhäusern sind schwer zugänglich: Die Angestellten haben oft Vorurteile. »Anti-Choice«-Gruppen wie die »Global Gag Rule« der US-amerikanischen Republikaner verweigert NGOs, die Informationen anbieten, Gelder. Die Debatte entflammt um die Konkurrenz von Religion und Frauenrechten. Abortion Democracy beleuchtet eine Tabuzone demokratischer Gesellschaften. Selbst in feministischen Kontexten ist es merkwürdig still um das Thema geworden. Der französische Philosoph Luc Boltanski hat kürzlich in einer Studie gezeigt, dass die Legalisierung von Abtreibung ein »fragiler Sieg« sei, da das Thema zwischen offiziellem und offiziösem Wissen situiert bleibt. »Die Situation der Frauenrechte spiegelt wieder, wie schwach unsere Demokratie ist. Dass unsere Gesellschaft nicht in der Lage ist, die Politiker zu beeinflussen«, beschreibt Wanda Nowicka vom Warschauer Zentrum für Frauen und Familienplanung die polnische Situation. Abtreibung wurde 1994 auf Druck der katholischen Kirche illegalisiert. Eine Kampagne, in der Frauen öffentlich machen sollten, abgetrieben zu haben, scheiterte. Die im Film gezeigten Beispiele sind exemplarisch: In den USA hat gerade ein fanatischer Abtreibungsgegner einen Arzt erschossen. In Deutschland ist Abtreibung rechtswidrig, aber straffrei bei Zwangsberatung, gesellschaftlich stigmatisiert und tabuisiert. Die sanftere medikamentöse Variante ist hier kaum bekannt. Auch etablierte »westliche« Demokratien tun sich schwer, das Recht auf Abtreibung als fundamentales Menschenrecht anzuerkennen. Weltweit sterben jährlich rund 80.000 Frauen an den Folgen illegaler Abbrüche.
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| Martin Roussel Eine gute Idee »Democracy don’t rule the world«: Dylans 83er-Album Infidels
| Daniel Ulbrich Blutwurst Herr Demos und seine Sklaven: Aristophanes’ Die Ritter
| Jens Friebe Hammer Auf verlorenem Posten: Im Baumarkt mit Slavoj Žižek
| Anja Höfer Nicht echt Talk to end all talk: Christoph Schlingensiefs Die Piloten
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