





polar #7: Ohne Orte
EDITORIAL
KURS
KAMPF
KONVENT
SCHÖNHEITEN
Arnd Pollmann Tyrannei der Schönheit Demokratie als Beauty-Farm: Tocqueville, Vian und die ästhetische Chirurgie
| Oliver Kohns Rot/Weiß Nachbarschaft, Rassismus, Völkermord: John Hustons The Unforgiven
| Johannes Kambylis Das Steppenschwein Anarchische Kapriolen: Die Kronenklauer von F. K. Waechter und Bernd Eilert
| Susann Neuenfeldt/Simon Strick Die ewige Stadt Auf Bruch: Brecht/Müller in der JVA Tegel
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Christoph RaiserWie dem auch seiZeit für eine Neuauflage: Das Europäische Parlament | Selten ist es den Leserinnen und Lesern von politischer Fachliteratur vergönnt, das Wörtchen sexy bereits im ersten Satz eines Buches zu lesen. Ebenso selten dürften sich Einführungswerke wie eine spannende Auflistung von »Was macht eigentlich…?«-Antworten zu ehemaligen Polit-Größen lesen lassen. Und wohl auch nicht häufig können Einführungswerke auf ganze sieben Ausgaben in 15 Jahren zurückblicken – aber nicht unbedingt, weil die vorherigen Ausgaben vergriffen sind, sondern weil entscheidende Kapitel des Werkes neu geschrieben werden mussten. All dies aber bietet das englische Standardwerk zum Europäischen Parlament, dem wohl zugleich glücklichsten und unglücklichsten Parlament zumindest in Europa. Glücklich deshalb, weil es im Gegensatz zu nationalen Parlamenten keinen Fraktionszwang gibt, der den Legislativprozess zu einer Formsache erklärt; weil Abgeordnete im EP relativ einfach zu prominenten Berichterstattern werden können; weil das EP – wie es ein ehemaliger Abgeordneter ausdrückt – viel näher an dem Modell eines Parlaments dran ist, das wir aus der Schule kennen, als das andere Parlamente sind. Die einzelne Abgeordnete hat hier viel Einfluss und ihr Gewissen ist hier womöglich noch ein legitimes Mittel demokratischer Politik. Unglücklich ist das EP aber dennoch, weil sich für all diese schönen Vorzüge niemand so recht interessieren will, weder die Parteien in den Herkunftsländern, noch die Medien und vielleicht sogar noch weniger die Bevölkerung. Die gerade mal 43 Prozent Wahlbeteiligung bei den vergangenen Europawahlen sind nur ein weiteres Indiz dafür. Vielleicht auch deshalb bemühen sich Richard Corbett, Francis Jacobs und Michael Shackleton, den Ton ihres Einführungsbuches eher flott zu halten, viele Anekdoten einzuflechten und insgesamt das Parlament nicht allzu trocken darzustellen. Vielleicht auch ist diese Charmeoffensive (alle drei Autoren arbeiten im oder für das Parlament) vor allem ans ach so kritische britische Publikum gerichtet. Quoi qu’il en soit – wie so oft nimmt auch hier der Humor dem missionarischen Eifer der Europäer seine Schärfe und führt angenehm in das Parlament ein, das nach dem Reformvertrag sehr viel mehr zu entscheiden hätte als bisher. Der Zeitpunkt für eine neue Auflage scheint gekommen. |

| Julia Roth Fragiler Sieg Abortion Democracy von Sarah Diehl
| Martin Roussel Eine gute Idee »Democracy don’t rule the world«: Dylans 83er-Album Infidels
| Daniel Ulbrich Blutwurst Herr Demos und seine Sklaven: Aristophanes’ Die Ritter
| Jens Friebe Hammer Auf verlorenem Posten: Im Baumarkt mit Slavoj Žižek
| Anja Höfer Nicht echt Talk to end all talk: Christoph Schlingensiefs Die Piloten
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